Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
Vom Netzwerk:
Nahrung. Und im Gegensatz zur grünen Frau besaß Averan keine Möglichkeit, selbst einen zu töten.
    Sie rannte zu dem Kadaver.
    Verderbter Erlöser, Gerechter Zerstörer, hatte die grüne Frau sich selbst genannt. Jetzt wußte Averan, zu wessen Zerstörung sie erschaffen worden war.
    Und vage begriff Averan ihre eigene Bestimmung. Jetzt floß das Blut der grünen Frau in Averans Adern, und irgendwie waren sie dem Wesen nach eins geworden.
    Sie konnte dem Drang nicht widerstehen, auf den Greifer zu klettern, ihre Hände in ihn hineinzubohren und sich voller Gier an dem süßen Fleisch zu laben, das warm und saftig im kristallinen Schädel des Greifers wartete.
    »Mmmm… mmmm«, gurrte die grüne Frau, während sie
    fraß. »Blut, ja.«
    »Blut, ja«, pflichtete Averan ihr bei, derweil sie sich Fleisch in den Mund stopfte.
    Sie wußte, wenn ein Greifer starb, wurde er von seinen Artgenossen verschlungen. Dadurch nahmen sie des Greifers magisches Wissen und seine Kraft in sich auf – so daß die ältesten Greifer, die sich am häufigsten von ihren jüngeren Artgenossen ernährt hatten, zu den Größten wurden – den mächtigsten Zauberern, den tapfersten Kriegern.
    Endlich hatte Averan eine Kost gefunden, die den Hunger stillte und die das Blut in ihren Adern schneller fließen ließ.
    Noch während sie sich am süßen Fleisch ihres ersten Greifers gütlich tat, spürte sie, wie ihr Körper darauf reagierte.
    Das dürfte eigentlich nicht möglich sein, versuchte Averan sich einzureden. Menschen wurden nicht stark, wenn sie sich von Greifern ernährten. Menschen wurde bestenfalls übel, wenn sie Greifer verspeisten. Ich bin kein Greifer.
    Trotzdem schwelgte sie in dieser neuen Speise und dankte den Erdkräften für dieses Geschenk.
KAPITEL 9
Ziele im Dunkeln
    Als der Wachmann ins Horn blies und Gaborns Truppen
    damit das Zeichen ›Bereitmachen zum Aufsitzen‹ gab,
    wurde Myrrima unruhig. Sie konnte es kaum erwarten, nach Carris zu reiten. Der mitternächtliche Ritt würde belebend wirken, außerdem war sie froh, jetzt nur zwei Welpen mitnehmen zu müssen statt deren vier.
    Also sattelte sie ihr Pferd und ging daran, mit Iomes das gleiche zu tun. Ihre Welpen spielten im Stall, während sie sich damit beschäftigte, liefen umher, beschnupperten jede Pferdebox, jagten ihren Schwänzen hinterher.
    Sie hatte Iomes Pferd soeben das Zaumzeug an-und die Satteldecke übergelegt, als Jureem die Stallungen betrat und in seinem schweren taifanischen Akzent sagte: »Bitte bemüht Euch nicht. Ihre Majestät zieht es vor, nicht heute nacht zu reiten, sondern wird bis morgen warten.«
    »Bis zum Morgengrauen?« fragte Myrrima. Damit wären
    sechs Stunden vergeudet.
    »Noch länger«, antwortete Jureem. »Sie möchte im
    Morgengrauen frühstücken, um anschließend Gaben von
    ihren Welpen zu übernehmen. Sie wird die Hunde nicht mit in die Schlacht nehmen wollen, außerdem ist ihr Pferd schnell genug, um den Haupttroß der Armee zu überholen.«
    Myrrima und Iome hatten zur gleichen Zeit Anspruch auf ihre Welpen erhoben. Wenn sie es tat, konnte Myrrima vielleicht ebenfalls bis zum Morgengrauen die Gaben ihrer verbliebenen beiden Welpen übernehmen. Eigentlich wäre es sogar besser, das vor Antritt der Reise zu tun. Iome konnte schlecht mit vier Welpen in der Satteltasche nach Fleeds einreiten, ohne daß jeder in Rofehavan sie sofort als Wolflord erkannte.
    Die Verzögerung behagte Myrrima ganz und gar nicht. Erst gestern hatte es sie fast das Leben gekostet, weil sie auf Iome gewartet hatte.
    Dennoch konnte sie nicht ohne die Königin aufbrechen, da diese eine Frau zur Begleitung brauchte, und inzwischen betrachtete Iome Myrrima als ihre Hofdame, wenngleich diese sich mehr erhofft hatte.
    »Also gut«, erwiderte Myrrima und schwor sich, die
    gewonnene Zeit in der Nacht nicht zu vergeuden. Zumindest konnte sie ihren Bogen nehmen und noch ein wenig üben.
    Sie klemmte sich die Welpen unter den Arm und begab sich zur Stalltür, als Gaborn eintrat.
    Sie sah ihn, bevor sie ihn roch, und was sie roch, stank nach Fäulnis und Tod – am liebsten hätte sie vor Angst gewinselt und sich übergeben.
    Es schien den ganzen Raum auszufüllen, das ungeheure
    Schreckgespenst des Todes, das sich ihr tastend näherte. Ihr wurde schwarz vor Augen, und alles drehte sich.
    Bogen und Welpen ließ sie fallen. Erschrocken schrie sie:
    »Zurück! Geht zurück!«
    Die Welpen ihrerseits jaulten entsetzt auf und rannten in eine leere Pferdebox, wo sie

Weitere Kostenlose Bücher