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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Gesicht. Wenn Bilder von Greifern gemalt wurden, so zeigten sie häufig die gewöhnlichste Art – die Horden furchterregender
    Klingenträger und die grausamen Magierinnen, welche diese anführten.
    Trotzdem existierten noch andere Spezies. Nun sah Roland zum ersten Mal welche unter den Klingenträgern: die vielbeinigen raupenartigen, die die Menschen
    »Schleimwürmer« nannten, von denen jeder fast dreißig Meter lang war; und die kleineren gelblichen, spinnenähnlichen Kreaturen, die »Heuler« hießen, weil sie von Zeit zu Zeit ein schauderhaftes Heulen ausstießen.
    Obwohl diese Wesen nicht wie Greifer aussahen, fügten sie sich dennoch in ihre Gesellschaft ein. Ob es sich bei ihnen allerdings um eine intelligente Spezies handelte, die die Greifer unterworfen hatten, oder um dumme Tiere, die sie zu ihren Zwecken abgerichtet hatten, konnte kein Mensch wissen.
    Dann tauchte aus dem Nebel die Anführerin der Greiferhorde auf.
    Sie war Stoff der Legenden, eine Herrscherin, wie man sie seit Tausenden von Jahren oberirdisch nicht mehr gesehen hatte.
    »Eine Todesmagierin!« riefen die Männer voller Schrecken, als sie aus dem Nebel heraustrat. Hundert Greifermagierinnen trugen sie auf einer riesigen Sänfte über ihren Köpfen. Obwohl ein Greifer einen Elefanten bereits an Größe übertraf, ließ sie ihre Gefährten zu Zwergen schrumpfen. Sie maß zehn Meter bis zur Schulter, und ihr gesamter Körper war mit Runen übersät, die wie ein Gewand aus Licht glühten. Auf der Sänfte saß sie auf einem Haufen brillanter Kristalle, die Roland so strahlend erschienen, daß er sie im ersten Moment für glitzernde Diamanten hielt.
    Aber nein, erkannte er, es handelte sich lediglich um Greiferknochen, von denen das Fleisch genagt und die von einer feurigen Zunge glattgeleckt worden waren. Das waren die Überreste der von ihr bezwungenen Gegner.
    In den Klauen hielt sie einen großen Stab, der zitronengelb glühte.
    Sie ist wunderschön, dachte Roland.
    Bislang hatte ihn jeder Greifer in Angst und Schrecken versetzt, und jetzt wußte er nicht recht, was er von diesem halten sollte. Er beobachtete die Reaktionen der anderen, denn vermutlich kannten sich die Krieger besser mit den Legenden aus, um diese Bedrohung richtig einzuschätzen. Baron Poll hatte angesichts der niederen Magierinnen noch gescherzt, jetzt hingegen war sein Gesicht vor Entsetzen blutleer und wie versteinert. Selbst Raj Ahten gaffte das Ungeheuer mit großen Augen an.
    Gerade erst hatte Roland erleichtert aufgeatmet. Jetzt stellten sich seine Nackenhaare auf, und auf den Armen bildete sich eine Gänsehaut.
    Dies war die wahrhaftige Beherrscherin der Unterwelt.
    Die Greifermagierinnen, die Bekanntschaft mit dem Feuer der Flammenweber gemacht hatten, rannten auf die Sänfte zu.
    »Oh, oh«, grunzte Poll verdächtig. »Wenn ich etwas nicht mag, dann ist das Petzen.«
    Vielleicht interessiert es die Todesmagierin nicht, hoffte Roland inständig. Möglicherweise hat sie im Norden eine dringendere Aufgabe zu erledigen.
    Die vier Magierinnen erreichten die Sänfte, und zu Rolands Überraschung verneigten sie die schaufelförmigen Köpfe wie Ritter, die sich vor ihrem König verbeugen; die Anführerin hob dagegen den Schwanz hoch in die Luft. Ihre Träger blieben stehen.
    Die Todesmagierin wandte ihren breiten Kopf gen Carris und tat dann etwas, von dem Roland nie zuvor gehört hatte.
    Sie erhob sich auf die Hinterbeine, so, wie es ein Murmeltier vor seinem Bau machen würde, wobei ihre Vorderarme und Mittelbeine nutzlos herabbaumelten.
    Sie glänzte strahlend im grauen Morgen. Die Fühler auf ihrem Kopf stellten sich auf und schwankten wie die nadelartigen Fortsätze einer Seeanemone, die nach Beute greift.
    »Von dort aus kann sie uns doch nicht sehen?« fragte Roland und hoffte vor allem, daß sie ihn nicht bemerken würde.
    »Aber sie kann uns riechen«, erwiderte Baron Poll. »Alle achthunderttausend Mann.«
    Nun nahm die Todesmagierin ihren großen Stab in beide Hände, sprang von der Sänfte und lief auf Carris zu. Hinter ihr folgten Tausende von Greifern wie eine dunkle Flut.
    Die Flammenweber drüben am Tor, die die Magierinnen
    besiegt hatten, zogen nun hektisch Feuer aus dem Himmel und stellten weitere ihrer höllischen Schilde vor Carris auf.
    Während ihrer Arbeit wurde die Luft zunehmend kälter, und die Zauberer des Feuers saugten die Hitze selbst aus den Steinwänden, bis sich Reif darauf bildete. Das Gestöber verwandelte sich in heftigen

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