Die Bruderschaft der Woelfe
gleichgültig, erklärte sich Roland diesen neuen Lauf der Dinge. Was immer die Greifer beabsichtigen, Carris interessiert sie nicht.
Doch draußen auf der Ebene formierten sich die
Greifermagierinnen, die Neunergruppe, und wie Gänse jagten sie über das Schlachtfeld, wobei ihnen die größte voraneilte.
Nein, begriff Roland plötzlich. Wir sind ihnen keineswegs gleichgültig. Sie halten nur so wenig von uns, daß sie lediglich diese neun schicken.
Die Anführerin war riesig, maß sieben Meter Schulterhöhe, und auf ihr gesamtes Gesicht und ihre vorderen Arme waren Runen tätowiert. Sie reckte furchtlos den Kopf und trat auf den Damm zu. Nun streckte sie den Stab voran, dessen azurblaues Glühen das Feuerrot erstickte, und von dem Stab stieg eine schwarze Rauchspur auf.
Die Soldaten der Artillerie schossen ihre Ballistenbolzen ab, und sofort darauf hörte man die Befehle »Laden!« und das Quietschen der Winden.
Auf diese Entfernung hin hätte wenigstens einer der Bolzen treffen sollen. Doch auf geheimnisvolle Weise wurde ein jeder von seinem Ziel abgelenkt.
Magie! dachte Roland. Wir können sie nicht beschießen. Wie sollen wir sie denn dann aufhalten?
Die große Greifermagierin hatte den Anfang des Damms
erreicht und blieb kurz vor den grünen Flammenschilden stehen. Sie drehte den Kopf hierhin und dorthin, als würde sie diese studieren. Schließlich streckte sie versuchsweise den Stab aus und berührte das wirbelnde grüne Rad lebenden Feuers.
Sie wird sie löschen, sah Roland voraus. Die Schilde werden einfach zusammenbrechen.
Aber die Schilde explodierten mit einem Tosen, wie es sonst nur eine Lawine hervorrufen kann – einem Beben, das die Burg bis in die Grundfesten erschütterte. Roland setzte sich rückwärts auf den Hosenboden. Grüne Lichtblitze durchzuckten den Himmel. Heiße Luft brandete über Roland hinweg, und er fühlte sich, als würde er sich über die Esse eines Schmiedes beugen, obgleich die Flammen über zweihundert Meter entfernt waren. Männer, die sich näher an dem Inferno befanden, schrien vor Schmerz auf und suchten Deckung.
Ein Feuersturm brach über Carris herein. Die Hitze war so intensiv, daß die wasserseitigen Verteidigungsanlagen Schaden nahmen.
Eine Dampfwolke wallte auf und trübte Roland die Sicht wie ein Vorhang. Tropfen kondensierten auf seiner Stirn, liefen ihm in die Augen, und er wischte sie mit dem Ärmel fort.
Kurz sah er auf und entdeckte über sich einen atemberaubend schönen Regenbogen.
Er stand auf. Die Dampfwolken stiegen auf und verdunkelten die Umgebung; einige Augenblicke lang konnte er nichts mehr erkennen.
Obwohl die Mauern von Carris mit Erdrunen verstärkt
waren, hatte die Explosion sie arg mitgenommen. Steine waren verrutscht, und sowohl außen als auch innen war die Verkleidung abgebrochen, so daß der nackte Stein nun dem kalten Schneeregen ausgesetzt war.
Die Männer, die den Greifern am nächsten waren, schrien und jubelten und pfiffen.
Auch Roland entdeckte die Magierin schließlich, die
zweihundert Meter vom Ende des Damms entfernt lag,
schwarz wie Kohle war und dazu häßlicher als jeder
Alptraum, den er je zu Gesicht bekommen hatte.
Unbeweglich, tot, lag sie da. Grüner Rauch trat aus ihren Wunden hervor, wo die feurigen Lanzen sie durchbohrt hatten. Dahinter krabbelten verrußte Magierinnen davon. Ihre Glieder waren gebrochen, und sie tapsten unsicher auf dem Boden herum.
Vier Magierinnen fuhren herum und hasteten von der Burg fort, zogen dabei gebrochene Gliedmaßen hinter sich her.
Roland pfiff und betrachtete das tote Riesentier. Vor Erleichterung stieß er einen tiefen Seufzer aus. Wir haben sie geschlagen, dachte er. Wir haben ihren Angriff abgewehrt. Die Männer um ihn herum klatschten und jubelten.
Draußen auf der Ebene waren einige tausend Fußsoldaten in die Falle geraten. Die Greifer trampelten zwischen ihnen herum, schlachteten sie ab, dennoch schafften es Hunderte von Männern bis zum Damm, wo sie sich ins Wasser warfen.
Einen Augenblick lang ließ Roland den Blick über das Land schweifen. Der Nebel zog sich weiter zurück; eine Meile von der Burg entfernt marschierten die Greifer in Reihen nach Norden.
Das Rasseln ihrer Bauchpanzer auf dem Boden war weithin zu vernehmen wie eine tosende Brandung. Auf den nahen Hügeln entdeckte Roland Tausende dieser Wesen.
Die Menschen nennen alle möglichen Arten dieser Kreaturen Greifer, das wußte er, aber man bekam die verschiedenen Gattungen auch nur selten zu
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