Die Bruderschaft des Feuers
sagte er.
Dieser Satz öffnete ihm wie ein Zauberspruch alle Türen. Ein junger Hauptmann begleitete ihn die Treppen nach oben in die Privatgemächer des Podestà. Dort ging er hinein, Mondino hörte ihn kurz mit einem Diener sprechen, und nach einer kurzen Wartezeit erschien die plumpe Gestalt von Taverna Tolomei höchstpersönlich in der Tür mit dem Spitzbogen.
»Ich hoffe, das ist kein Vorwand, um mich dazu zu bringen, Euch zu empfangen, Messer de’ Liuzzi«, sagte der Podestà wenig freundlich. »Ich würde dafür sorgen, dass Ihr es bereut.«
»Nein, kein Vorwand. Durch das, was ich erfahren habe, werdet Ihr in der Lage sein, den Mord an Messer Visdomini vollständig aufzuklären.«
»Dann sprecht.«
»Zunächst müsste ich ins Arbeitszimmer des Capitano.«
»Zuerst hören wir uns an, was Ihr für Neuigkeiten habt.«
Mondino presste die Lippen zusammen und starrte seinem Gegenüber in die Augen. »Im Arbeitszimmer ist ein Dokument verborgen, das viel Licht in die Angelegenheit bringen kann«, sagte er. »Aber ich weiß nichts Genaues darüber. Zunächst müssen wir es finden, dann werde ich Euch alles erzählen, was ich weiß. Ich bitte Euch, begleitet mich in seine Räume, damit wir keine Zeit verlieren.«
Er hatte sich diese Strategie vorher genau überlegt, denn würde er zuerst alles sagen, was er wusste, könnte der Podestà jemanden schicken, um das Dokument zu holen, und beschließen, ihm den Inhalt nicht zu enthüllen. Außerdem hoffte er, dieser mysteriöse Papyrus würde seinen Bericht vom Ablauf der Ereignisse unterstützen.
»Es sei«, willigte der Podestà ein. »Gehen wir.«
Während sie den Gang entlangliefen, der den Palast des Podestà mit dem des Capitano del Popolo verband, betete Mondino ununterbrochen, dass es dieses Dokument wirklich gab und dass es wichtige Hinweise zu dem Brand enthielt, der die Stadt bedrohte, oder dass es zumindest Visdominis Verrat erklärte.
Sobald sie im Arbeitszimmer des Capitano standen, kletterte der Arzt auf den Tisch und tastete mit den Händen den dicksten Balken ab, der sich über die gesamte Deckenlänge erstreckte. Nach einigen Versuchen berührte er mit der Fingerspitze eine Metallröhre, schob sie nach vorn, bis er sie zu fassen bekam, und öffnete sie, noch bevor er vom Tisch heruntergesprungen war.
»Zeigt es mir!«, fuhr ihn der Podestà an und stellte sich neben ihn.
Mondino zog den Papyrus heraus, entrollte ihn, und beide begannen still zu lesen, neugierig beäugt von dem Hauptmann, der sie begleitet hatte.
»Mein Gott«, entfuhr es dem Podestà schließlich. »Warum hat mir Visdomini nichts über diese Handschrift erzählt?«
»Weil er selbst der Sekte von Mithrasanbetern angehörte, von denen in dem Brief die Rede ist«, sagte Mondino. »Und ebendiese Mithrasanhänger wollen nun Bologna dem Feuer übereignen, und vielleicht haben sie auch Bertrando Lamberti und den Mönch im Salzmagazin getötet.«
»Das sind sehr schwerwiegende Anschuldigungen«, sagte der Podestà. »Könnt Ihr sie irgendwie untermauern?«
Mondino drehte sich zu ihm um und sah ihn an, während er versuchte, sich seine Furcht nicht anmerken zu lassen. Jetzt war der Moment der Wahrheit gekommen. »Die Umstände seines Todes beweisen es«, sagte er. »Ich war dabei, als er ums Leben kam.«
Schweigen machte sich im Raum breit. Der Hauptmann starrte Mondino an, als wollte er ihm jeden Moment an die Kehle springen, während der Podestà zu Boden blickte, vielleicht weil er überlegte, was er am besten tun sollte.
»Nun gut«, sagte er dann. »Ich höre.«
»Könnte ich Euch unter vier Augen sprechen?«, fragte Mondino und wies mit dem Kinn auf den Hauptmann.
»Nein. Ich komme Euch schon sehr entgegen, indem ich keinen Notar rufe, um Euer Geständnis niederzuschreiben. Ein Zeuge muss sein. Jetzt redet.«
Mondino fasste sich ein Herz und erzählte von den Begebenheiten des vorigen Tages. Er begann mit dem Zeitpunkt, als Visdomini ihn während der Doktorfeier in der Kirche aufgesucht hatte, und endete mit dem Tod der beiden Meuchelmörder, des Capitanos und des jungen Mönchs, der Gerardo das Leben gerettet hatte.
»Und während des blutigen Gemetzels habt Ihr und Euer Freund keinen einzigen Hieb ausgeteilt«, sagte der Podestà kopfschüttelnd. »Ihr hättet meiner Intelligenz ein wenig mehr Tribut zollen und Euch eine glaubwürdigere Version ausdenken sollen.«
»Es ging mir einzig darum, die Wahrheit zu erzählen, nicht darum, glaubwürdig zu sein«, entgegnete
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