Die Bruderschaft des Feuers
Erstaunen Bewunderung, ja sogar Dankbarkeit in ihren Augen.
»Jetzt wissen sie, dass ihr Herr sich um sie sorgt«, bemerkte Fedrigo leise. »Das sind einfache Leute, es braucht nicht viel, um sie für sich zu gewinnen.«
»Jetzt gehe ich aber auch wieder hinein«, sagte Azzone. »Ich habe keine Lust, hier draußen beinahe zu erfrieren, bis er stirbt. Wurde auch ein Priester gerufen?«
»Ja, er ist unterwegs.«
Plötzlich erhellte sich Fedrigos Gesicht, als wäre ihm etwas eingefallen. Er packte seinen Vetter am Arm und zerrte ihn zur Seite. Azzone wehrte sich gegen diese übertrieben vertrauliche Geste und entzog sich seinem Griff, folgte ihm aber in kurzem Abstand in den Hof vor der Spinnmaschine.
Ein junger Franziskanermönch kam in Begleitung eines ungefähr zwölfjährigen Jungen von der Straße her gelaufen. Er fragte, wo der Sterbende sei, und sie zeigten es ihm. Der Mönch ging in Richtung Kanal, während der Junge wieder in den dunklen Saal zurückkehrte.
»Dieser Mann braucht einen Arzt«, sagte Fedrigo.
»Machst du Witze? Der könnte nicht einmal einen Wundarzt bezahlen, geschweige denn einen Medikus. Außerdem wäre es zwecklos. Für den genügt ein Priester.«
»Lass ihn zu Mondino bringen. Und bezahl du für ihn.«
Azzone drehte sich um und starrte seinen Vetter schweigend an. Ganz offensichtlich musste hinter seinem verrückten Vorschlag noch etwas anderes stecken.
»Mondino ist gerade mit dem Capitano del Popolo auf dem Weg ins Salzmagazin, um den Körper des toten Mönchs zu untersuchen«, erklärte Fedrigo. »Wir lassen den Zimmermann in sein Haus bringen, begleiten ihn, und dann wird sich schon eine Gelegenheit ergeben, seine Aufzeichnungen anzusehen.«
»Um vielleicht was dort zu finden?«, fragte Azzone wenig überzeugt.
»Man weiß ja nie. Wir könnten entdecken, wie weit er mit seinen Nachforschungen ist, oder etwas finden, das ihn belastet, was wir später als Druckmittel für eine Einigung benutzen könnten, falls die Sache sich für uns nicht günstig entwickeln sollte.«
»Ich weiß nicht, Vetter. Mondino hat meinen Sohn sterben lassen, er hat die Leiche meines Vaters verschwinden lassen, und jetzt soll ich ihm einen Mann anvertrauen, um ihn zu heilen?«
»Das kann dir nur zu Ansehen verhelfen. Azzone Lamberti, der im Namen christlicher Barmherzigkeit alle Feindschaft beiseitelässt. Außerdem, wenn der Zimmermann stirbt, wird es heißen, dass es Mondino nicht gelungen ist, ihn zu retten. Vielleicht nur ein kleiner Fleck auf seinem Ruf, aber immerhin ein Makel. Was meinst du?«
Azzone lächelte, der Vorschlag hatte ihn überzeugt. »Und dann sagt man immer, ich sei der Grausamste in der Familie«, sagte er. »Ich werde sofort Anordnung geben.«
Er ging zu der Stelle, wo die Arbeiter und der Priester um Paolo il Tosco knieten. Leider musste er sich jetzt einen anderen Zimmermann suchen, aber dieses Unglück schien sich für die Auseinandersetzung, die ihn am meisten interessierte, als Vorteil zu erweisen.
Und es war ihm sogar gelungen, seine Kleidung sauber zu halten.
Der Capitano del Popolo führte den Zug auf seinem schwarzen Schlachtross an, das ein Lederzaumzeug mit glänzenden Bronzeplättchen trug. Er war mit einer Tunika bekleidet, die die gleiche Farbe hatte wie die grauen Beinlinge, und hatte nur ein einfaches ärmelloses rotes Obergewand darübergeworfen. Den Lederpanzer hatte er an den Sattel gehängt, und sein Gesicht umrahmte eine rote Kappe, die die Ohren bedeckte. Seine zusammengepressten Lippen und der ernste Blick verrieten, dass es nicht ratsam war, ihn anzusprechen. Mondino folgte ihm schweigend auf seinem Fuchsbraunen, im Quersitz reitend, da sein langer Mantel ihn behinderte. Er ritt nicht gern, doch der Regen der vergangenen Nacht hatte die Straßen in einen Schlammsumpf verwandelt, mit Pfützen so tief wie Seen.
Die beiden mit Kurzschwertern und Knüppeln bewaffneten Häscher, die ihnen zu Fuß folgten, versuchten nach Möglichkeit, von einem Stein zum anderen zu hüpfen, wenn der Capitano gerade nicht hinsah, doch sie versenkten die Füße ergeben im Matsch, sobald er sich nach ihnen umschaute.
Jedenfalls war die Straße so verstopft mit Ochsenkarren, Handwagen und Menschen, dass die beiden mühelos mit den Pferden Schritt halten konnten. Sie folgten dem Lauf des Cavadizzo, der wenig später zwischen der Porta Lame und der Porta Galliera durch das offene Land hinter der circla floss.
Die Menge teilte sich, um sie durchzulassen, und niemand
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