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Die Bruderschaft des Feuers

Die Bruderschaft des Feuers

Titel: Die Bruderschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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sprechen?«
    »Ja, gut«, erwiderte Gerardo, »aber jetzt muss ich wirklich gehen.«
    »Morgen werden wir nicht in Bologna, sondern in den Selenitsteinbrüchen von Croara sein, aber übermorgen wird Abdul Euch begleiten«, beschloss Michele da Castenaso. »In diesem Viertel wohnen beinahe ausschließlich Maurer, wenn Ihr in seiner Begleitung seid, werden sie eher bereit sein, mit Euch zu reden.«
    »Wir können uns direkt dort treffen«, schlug Abdul vor. »Am Donnerstag zur Non, auf dem kleinen Platz neben der Porta Lame. Ist Euch das recht?«
    »Ja, ausgezeichnet.«
    Gerardo verneigte sich hastig, murmelte einen Abschiedsgruß und verließ den Raum. Er rannte die Treppe hinunter, verließ das Gebäude, und kurz darauf befand er sich vor dem Stand, wo er sich mit Clara und Masino verabredet hatte.
    Dort war niemand.
    Schrecken erfüllte den jungen Mann, dass Clara vielleicht gegangen war und den Jungen irgendwo allein gelassen hatte, und er blickte sich suchend um. Er entdeckte sie nur ein Stück weiter, wie sie mit zu einer Schale zusammengelegten Händen aus einem öffentlichen Brunnen tranken. Er ging zu ihnen, und als die beiden sich umdrehten, bemerkte er ihre ernsten Mienen.
    »Habe ich mich sehr verspätet?«, fragte er.
    »Ich bin froh darüber, dass ich mehr Zeit mit meinem Bruder hatte«, erwiderte Clara, aber sie klang keineswegs froh. »Denn von heute an werden wir uns nicht mehr wiedersehen.«
    »Was?«, fragte Gerardo entsetzt und schaute zwischen beiden hin und her. Sie starrten ihn an, als trüge er irgendeine Schuld.
    Das Mädchen zuckte die Schultern, und es gelang ihr, dabei hart und zerbrechlich zugleich zu wirken. »Ich habe Euch doch alles genau erklärt«, sagte sie. »In meinem Leben ist kein Platz für ihn und in seinem kein Platz für mich. Er muss Mönch werden, deshalb ist es für uns beide besser, wenn wir uns nicht mehr sehen.«
    Sie starrte ihn herausfordernd mit ihren großen braunen Augen an, als erwartete sie von ihm eine Bemerkung. Gerardo wollte schon etwas erwidern, aber der Junge zog ihn stumm am Ärmel und schüttelte den Kopf. Alles war schon beschlossene Sache, es gab nichts mehr zu sagen. Er nahm ihn bei der Hand, und sie entfernten sich in Richtung Waisenhaus, ohne sich noch einmal umzudrehen. In Masinos Augen standen Tränen, doch er presste die Lippen zusammen. Sein Schmerz war nicht der eines kleinen Jungen, sondern der eines Erwachsenen.
    Azzone hatte seinen Vetter noch nie so aufgebracht gesehen. Der Anwalt hatte ihn für eine Unterredung eigens in seiner Manufaktur am Savena-Kanal aufgesucht, der an dieser Stelle  fiaccalcollo  genannt wurde, weil er hier so steil abfiel. Dorthin hatte sich Azzone begeben, um persönlich die Reparatur der Seidenzwirnmühle zu beaufsichtigen, die zwei Tage zuvor beschädigt worden war.
    Natürlich verstand er nichts von dem rätselhaften Mechanismus aus Rädern, Zahnrädern, Spindeln und Holzsprossen, mit dem die vor etwa vierzig Jahren von Bonaventura da Barga erfundene Maschine arbeitete. Dafür gab es einen fachkundigen Handwerker, einen toskanischen Zimmermann namens Paolo mit einem mächtigen Schnurrbart, der mehr davon zu verstehen schien als ein Baumeister und wesentlich weniger kostete. Azzone hatte sich nur vor Ort begeben, um die Arbeiter und die Frauen und Kinder an den Webstühlen die Anwesenheit des Herrn spüren zu lassen. Gekleidet mit zweifarbigen Beinlingen – ein Bein schwarz, ein Bein weiß –, einer Tunika aus gelber Seide unter einem ärmellosen schwarzen Obergewand und einer gleichfarbigen Kopfbedeckung, unter der ihm die langen blonden Haare bis auf die Schultern fielen, bewegte er sich zwischen den Leuten.
    Azzone wusste um seine Anziehungskraft, und es gefiel ihm, wenn die Frauen ihm sehnsüchtig nachsahen.
    Er war gerade bei einer seiner »Inspektionen«, wie er es nannte, beugte sich über eine Fünfzehnjährige, die noch nicht von den Mühen der Arbeit gezeichnet war, und sog den Duft ihrer Haut in sich ein, während er vorgab, sich für ihre Arbeit zu interessieren, als Fedrigo in seinem schwarzen Gewand, das ihm um die Schenkel flatterte, wie ein unheilverkündender großer Rabe in die Manufaktur gelaufen kam. Sein Kopf war unbedeckt, und seine Augen funkelten zornig.
    »Vetter, ich hatte dich doch ermahnt, mir nichts zu verheimlichen!«, rief er schon aus fünf Schritt Entfernung.
    »Und ich habe mich daran gehalten«, erwiderte Azzone, richtete sich auf und trat ihm entgegen. »Nutze nicht den

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