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Die Bruderschaft des Feuers

Die Bruderschaft des Feuers

Titel: Die Bruderschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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zur Normalität. Während er sich entfernte und zu den beiden Notaren ging, die sich in der Mitte dieses riesigen Raumes aufhielten, presste Mondino die abgetrennte Hand des Toten auf ein Blatt Hadernpapier, das auf dem Tisch lag. Die feine Ascheschicht darauf ließ einen deutlichen Abdruck auf dem gelblichen Blatt erkennen. Mondino rollte das Blatt zusammen und steckte es in seine Medizintasche, die er umgehängt hatte. Zu Hause würde er nur noch die Umrisse mit Tinte umfahren müssen, damit er eine perfekte Wiedergabe der Zeichnung erhielt.
    Inzwischen war er beinahe gewillt, dem Capitano del Popolo recht zu geben, aber dennoch wollte er die letzte Anstrengung eines Mannes vor seinem Tod nicht als unwichtig und sinnlos abtun, ohne vorher zumindest versucht zu haben, eine andere Erklärung für sein Ableben zu finden.
    Visdomini kehrte mit zwei Häschern und drei Mitbrüdern des Toten zurück, die offensichtlich draußen mit einem Sarg aus Pappelholz gewartet hatten. Die verkohlte Leiche des Mönchs wurde hineingelegt, sie füllte den Sarg kaum zu einem Drittel. Dann entfernten sich die Mönche zum Kloster Sant’Antonino, dem der Verstorbene angehörte. Die beiden Häscher folgten ihnen in einigem Abstand. Der Capitano hatte ihnen wohl den Befehl erteilt, die Mönche zu begleiten, aber man sah genau, dass sie diese Aufgabe mit Furcht erfüllte.
    Mondino schritt durch eine Reihe von Arbeitern, die einander die Salzsäcke zureichten, um sie von einem Stapel auf einen anderen, etwas weiter entfernten zu legen, und ging zum offen stehenden Fenster.
    »Und doch hätte Euer Teufel nicht hier hereinkommen müssen«, sagte er zu Visdomini, der ihm gefolgt war. »Er wäre direkt im Raum erschienen.«
    »Das Fenster kann auch Pater Giovanni vor seinem Tod geöffnet haben.«
    »Schon. Das stimmt natürlich. Aber es schadet doch nicht, einen Blick darauf zu werfen.«
    Das Salzmagazin lag im Erdgeschoss. Hinter den Fensterläden aus Eichenholz und den dicken Mauern, die mehr zu einer Festung als zu einem Lagerraum passten, hörte man den Lärm von der Straße und den vielen Leuten, die dort vorbeiliefen. Falls man Giovanni da San Gimignano ermordet hatte, konnte sein Mörder von dort gekommen sein.
    Mondino hievte sich auf das Fensterbrett, beugte sich so weit vor, dass er die Außenwand erreichte, und spähte aufmerksam hinaus.
    »Seht Euch das einmal an«, sagte er zu dem Capitano del Popolo.
    Mit wenigen flinken Bewegungen stieg Visdomini auf das Fensterbrett und reckte sich neben ihm nach draußen. »Was denn?«
    »Seht einmal hier.« Mondino deutete auf die gelben Sandsteinblöcke, mit denen die Fassade unterhalb des Fensters verkleidet war. Auf zwei von ihnen konnte man hellere Stellen erkennen, als hätte man sie abgeschürft. »Jemand ist die Wand hinaufgeklettert und hier in das Magazin gekommen«, erklärte er. »Diese Kratzer stammen von Schuhen, die auf dem weichen Stein abgerutscht sind.«
    Der Capitano betrachtete ihn ehrfürchtig. »Ihr seid ein sehr aufmerksamer Beobachter, wenn man bedenkt, dass dies nicht zu Eurem Beruf gehört.«
    »Meine gesamte Arbeit gründet sich auf die Fähigkeit zu beobachten«, erklärte Mondino achselzuckend. »Glaubt Ihr also immer noch, dass es der Teufel gewesen ist?«
    »Jemand ist hier durch das Fenster in den Raum eingedrungen«, sagte der Capitano und stieg vom Fensterbrett herunter. »Aber das heißt noch nicht, dass er auch den Mönch ermordet hat.«
    »Ihr meint, das lässt sich nicht beweisen«, berichtigte ihn Mondino, während sie an den Fundort der Leiche zurückkehrten. »Ich stimme Euch zu. Doch die Spur ist frisch, und hier drinnen liegt eine Leiche. Glaubt Ihr wirklich nicht, dass diese beiden Dinge zusammenhängen?«
    Er wich einem Karren aus, der von einem Maultier gezogen wurde und mit vielen Salzsäcken zum Abwiegen beladen war. Die Arbeiter neben ihm schienen es um die Wette antreiben zu wollen.
    »Ihr habt recht«, gab Visdomini zu, während der Karren sich auf die großen Waagen mit Gegengewicht etwas weiter vorn zubewegte. »Aber das erklärt noch nicht, wie Giovanni da San Gimignano zu Tode kam.«
    »Leider habt Ihr recht. Wir haben einige Steine des Mosaiks, aber ohne das gesamte Bild sind sie vollkommen nutzlos.«
    »Steine? Was meint Ihr damit?«
    Mondino zuckte mit den Schultern. »Das letzte Mal haben wir eine Kerze gefunden«, erklärte er. »Heute diese seltsamen Zeichen, die in die Hand des Toten eingeritzt sind, und die Spuren eines Schuhs auf der

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