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Die Bruderschaft des Feuers

Die Bruderschaft des Feuers

Titel: Die Bruderschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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Uniform aus Lederpanzer, knielanger Tunika und schweren Schuhen unter dem Stadttor Wache hielten, und fragte sie, ob sie zufälligerweise einen Sarazenen gesehen hätten. Er wollte ihn gerade beschreiben, als die beiden zu seiner großen Überraschung nickten und auf den Wachraum im Inneren des Tores zeigten.
    »Wenn du Abduls Freund bist, darfst du passieren«, sagte einer der beiden.
    Gerardo durchschritt das Tor, dessen riesige Holzflügel jeden Abend geschlossen wurden, und schlüpfte durch einen schmalen bogenförmigen Eingang in der massiven Wand. Dahinter lag ein niedriger Raum voller Qualm, der von einer Feuerstelle herrührte, in der feuchtes Holz verbrannt wurde.
    An einem wackeligen Tisch saßen zwei Wachleute der Stadtmiliz, die ihre Schwerter auf dem Boden abgelegt hatten, und da war Abdul, der genau in diesem Moment den Becher mit den Würfeln schüttelte.
    Er knallte ihn auf den Tisch, hob ihn ruckartig hoch und rief dann triumphierend: »Sieben!«
    Dann erblickte er Gerardo und verzog ärgerlich den Mund. Er strich die Münzen aus dem Einsatz seiner beiden Spielpartner ein, stand auf und ging ihm entgegen. Sein Atem stank nach Wein.
    »Was habt Ihr hier zu suchen?«, fragte er ihn aggressiv. »Das Treffen war auf dem kleinen Platz neben der  circla  vereinbart.«
    »Und zwar für die Non, aber die ist schon längst vorbei«, entgegnete Gerardo zornig. »Vielleicht ist Euch das bei all dem Wein und dem Würfelspiel entgangen.«
    Die beiden Wachleute erhoben sich zugleich. »Ist dein Freund vertrauenswürdig, Abdul?«, fragte einer der beiden, ein Blonder mit langen, nach sächsischer Mode zu einer Art Pferdeschwanz zusammengefassten Haaren, und packte gleichzeitig einen Knüppel, den er am Gürtel trug. »Wenn entdeckt wird, dass wir im Dienst würfeln, ergeht es uns schlecht.«
    Daran hatte Gerardo keinen Zweifel. Die städtischen Vorschriften gegen das Würfelspiel waren sehr streng. Erst vor wenigen Monaten hatte man einer Wache wegen eines ähnlichen Vergehens die linke Hand abgeschlagen. Er wollte ihnen gerade sagen, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchten, weil ihm nichts daran lag, jemanden zu verraten, als Abdul giftig zischte: »Der da ist nicht mein Freund, und er ist nicht vertrauenswürdig. Wenn er zu meinem Lehrmeister geht und ihm erzählt, was er gesehen hat, werde ich aus der Zunft ausgeschlossen.«
    »Dann«, sagte der Blonde und schob sich hinter Gerardo, »sollte man ihn besser zum Schweigen bringen.«
    Der junge Mann fuhr herum, aber er war nicht schnell genug, um dem Schlag vollständig auszuweichen. Der Knüppelhieb, der ihm den Schädel spalten sollte, traf ihn an der linken Schulter. Mit einem Aufschrei fiel er zu Boden. Er versuchte, die Knie des Soldaten vor ihm zu umklammern, aber der Mann wich zurück und trat ihm ins Gesicht. Gerardo sah einen Lichtblitz, dann wurde ihm schwarz vor Augen. Ihm ging durch den Kopf, dass man ihn jetzt wohl töten und dann mit einem Stein um den Hals in den Kanal vor dem Stadttor werfen würde. Niemand würde jemals wieder etwas von ihm hören.
    Der pure Überlebensinstinkt gab ihm die Kraft, noch weiter zur Seite bis zu den Tischbeinen zu rollen. Dort sah er wieder einen Fuß vor sich, packte ihn und zog so heftig daran, dass der andere Soldat das Gleichgewicht verlor. Einen Moment später schloss sich seine Hand um den Griff eines der Schwerter, die auf dem Boden lagen.
    Ehe er es aufheben konnte, schrie Abdul: »Nein! Tötet ihn nicht!«
    Gerardo bemerkte, dass die Wachleute von draußen ebenfalls den Raum betreten hatten und einer der beiden gerade nach ihm ausholte.
    »Er wird nicht reden!«, sagte der Sarazene hastig. »Diese Lektion wird ihm reichen. Ich bürge für ihn.«
    »Weißt du, was uns bevorsteht, wenn er uns verrät?«, fragte der Blonde mit dem Pferdeschwanz.
    »Ihr wisst alle, wie viel mir daran liegt, Architekt zu werden«, erwiderte Abdul immer noch drängend. »Ich würde alles tun, nur um nicht aus der Zunft der Maurer ausgestoßen zu werden. Wenn ich bereit bin, ihm zu vertrauen, könnt ihr das auch.«
    Der Blonde wandte sich an Gerardo. »In der Miliz stehen wir fest zusammen. Wenn du uns verhaften lässt, werden unsere Gefährten dich umbringen.«
    Der junge Mann starrte zurück. »Ihr braucht mir nicht zu drohen. Ich verrate niemanden.«
    »Das ist auch besser für dich. Und jetzt raus hier, ehe ich es mir anders überlege.«
    Gerardo stand langsam auf, wischte sich mit dem Ärmel seines Gewands das Blut von

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