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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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großen Saal mit vielen gepolsterten Stühlen, zahlreichen Verkaufsautomaten entlang der einen Wand, einem Spielbereich für Kinder und einem kleinen Innenhof, in dem Paare sich an einen Picknicktisch setzen und für eine Weile ungestört sein konnten. Alles blitzte und blinkte und es war niemand zu sehen. Kein Wunder an einem Werktag. An den Wochenenden herrschte mehr Betrieb, aber für den Rest der Zeit bewachte Link einen leeren Raum.
    Sie gingen zu einem der Anwaltszimmer. Dies waren kleine Kammern mit verschließbaren Türen, die mit Fenstern versehen waren, so dass Link die Männer dort drinnen im Auge behalten konnte, wenn er wollte. Joe Roy Spicer wartete in dem Zimmer und las die Sportseite der Tageszeitung, denn er wettete in letzter Zeit auf die Basketball-Ergebnisse der College-Liga. Trevor und Link traten in den Raum und Trevor steckte Link blitzschnell zwei 20-Dollar-Scheine zu. Die Überwachungskameras konnten sie hier, hinter der Tür, nicht erfassen. Wie immer tat Spicer so, als hätte er nichts gesehen.
    Der Aktenkoffer wurde geöffnet, damit Link seinen Inhalt flüchtig untersuchen konnte. Er tat das, ohne etwas zu berühren. Trevor entnahm dem Koffer einen großen, braunen Umschlag, der versiegelt war und die Aufschrift Anwaltliche Unterlagen trug. Link nahm den Umschlag, bog ihn durch, um sich davon zu überzeugen, dass er keine Waffe oder ein Tablettenröhrchen enthielt, und gab ihn Trevor zurück. Sie hatten das bereits Dutzende Male gemacht.
    Die Vorschriften besagten, dass beim Öffnen der Umschläge ein Aufseher anwesend sein musste, doch die beiden Zwanziger sorgten dafür, dass Link hinausging und Posten vor der Tür bezog, weil es im Augenblick einfach nichts anderes zu bewachen gab. Er wusste, dass Briefe ausgetauscht wurden, aber das war ihm egal. Solange Trevor keine Waffen oder Drogen ins Gefängnis schmuggelte, drückte Link ein Auge zu. Es gab hier ohnehin zu viele idiotische Vorschriften. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Tür und es dauerte nicht lange, bis er halb eingedöst war, das eine Bein gestreckt, das andere leicht angewinkelt.
    Im Anwaltsraum wurden keine juristischen Fragen erörtert. Spicer war noch immer in die Basketball-Ergebnisse vertieft. Die meisten anderen Insassen freuten sich über Besuch, Spicer dagegen nahm ihn lediglich in Kauf.
    »Ich hab gestern Abend einen Anruf von dem Bruder von Jeff Daggett gekriegt«, sagte Trevor. »Der Junge aus Coral Gables.«
    »Ich weiß, wer das ist«, sagte Spicer und ließ nun, da sich die Möglichkeit eröffnete, Geld zu verdienen, die Zeitung sinken. »Er hat zwölf Jahre für Beteiligung an organisiertem Drogenschmuggel gekriegt.«
    »Genau. Sein Bruder sagt, in Trumble ist ein ehemaliger Bundesrichter, der sich die Unterlagen angesehen hat und möglicherweise ein paar Jahre Strafnachlass rausholen kann. Dieser Richter will dafür aber Geld sehen. Also hat Daggett seinen Bruder angerufen und der wiederum hat mich angerufen.« Trevor zog das zerknitterte Seersucker-Jackett aus und warf es auf einen Stuhl. Spicer fand die gelbe Fliege scheußlich.
    »Wie viel kann er zahlen?«
    »Habt ihr eine Honorarforderung gestellt?« fragte Trevor.
    »Beech vielleicht. Ich weiß es nicht. Unser Tarif für eine Strafermäßigung nach Paragraph 2255 ist fünftausend Dollar.« Spicer sagte das so routiniert, als wäre er jahrelang Strafrichter an einem Bundesgericht gewesen. In Wirklichkeit hatte er nur ein einziges Mal einen Bundesgerichtssaal betreten, und zwar am Tag seiner Verurteilung.
    »Ich weiß«, sagte Trevor. »Aber ich bin nicht sicher, ob sie fünftausend auftreiben können. Bei seiner Verhandlung hatte der Junge einen Pflichtverteidiger.«
    »Dann quetsch aus ihnen heraus, so viel du kannst. Mindestens tausend, und zwar im Voraus. Er ist kein Verbrechertyp.«
    »Du wirst weich, Joe Roy.«
    »Nein, ich werde immer gemeiner.«
    Das stimmte. Joe Roy war der Geschäftsführer der Bruderschaft. Yarber und Beech hatten das nötige Talent und eine juristische Ausbildung, doch ihr Absturz hatte sie so gedemütigt, dass sie keinen Ehrgeiz mehr besaßen. Spicer dagegen, der über wenig Talent und keinerlei juristische Ausbildung verfügte, wusste genug über Menschenführung, um seine Kollegen auf Kurs zu halten. Während sie trüben Gedanken nachhingen, träumte er von einem Comeback.
    Joe Roy öffnete einen Schnellhefter und entnahm ihm einen Scheck. »Hier sind tausend Dollar. Von einem Brieffreund namens Curtis aus

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