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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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oft während der Bürostunden die Kanzlei und sie hatte genug Lesestoff, um sich zu beschäftigen.
    Er raste zum Flughafen, verpasste um ein Haar das Flugzeug und trank während des dreißigminütigen Fluges nach Fort Lauderdale zwei Bier und während des Fluges nach Nassau zwei weitere. Dort angekommen, ließ er sich in den Fond eines Taxis sinken, eines 74er Cadillac, goldfarben gespritzt und ohne Klimaanlage. Der Fahrer hatte ebenfalls getrunken. Die Luft war heiß und stickig, der Verkehr war dicht, und als Trevor in der Innenstadt von Nassau vor dem Gebäude der Geneva Trust Bank ausstieg, klebte ihm das Hemd am Rücken.
    Drinnen wurde er nach kurzem Warten von Mr. Brayshears empfangen, der ihn in sein kleines Büro führte. Brayshears legte ihm ein Papier vor, auf dem nur die nötigsten Einzelheiten verzeichnet waren: 100000 Dollar waren von der First lowa Bank in Des Meines überwiesen worden; der Auftraggeber war eine Gesellschaft namens GMT Investments, der Empfänger ebenfalls eine Gesellschaft, die sich Boomer Realty, Ltd., nannte. Boomer war der Name von Joe Roy Spicers Lieblings-Hühnerhund.
    Trevor überwies 25000 Dollar auf sein eigenes Konto bei Geneva Trust, wo das Geld lag, von dem das Finanzamt und seine Sekretärin nichts ahnten. Die restlichen 8000 Dollar seines Honorars ließ er sich in einem dicken Umschlag aushändigen. Er steckte ihn in die Tasche seiner khakifarbenen Hose, schüttelte Brayshears’ weiche kleine Hand und eilte hinaus. Die Versuchung war groß, ein paar Tage zu bleiben, ein Zimmer in einem Hotel am Strand zu mieten, sich in einen Liegestuhl am Pool zu legen und Rum zu trinken, bis man aufhörte, ihm noch welchen zu servieren. Am Flughafen wäre er beinahe wieder hinausgerannt und hätte sich ein Taxi genommen, doch er besann sich eines Besseren. Diesmal würde er das Geld nicht durchbringen.
    Zwei Stunden später war er im Flughafen von Jacksonville, trank starken Kaffee ohne Alkohol und schmiedete Pläne. Er fuhr nach Trumble, wo er um halb fünf eintraf. Spicer ließ ihn fast eine halbe Stunde warten.
    »Was für eine angenehme Überraschung«, sagte Spicer trocken, als er in den für Anwälte reservierten Besuchsraum trat. Da Trevor keinen Aktenkoffer dabei hatte, klopfte der Wärter nur seine Taschen ab und ging wieder hinaus. Das Geld hatte er unter der Fußmatte seines Käfers gelassen.
    »Wir haben hunderttausend Dollar aus lowa erhalten«, sagte Trevor und warf einen Blick zur Tür.
    Spicer war auf einmal froh, Besuch von seinem Anwalt zu haben. Das »wir« in
    diesem Satz gefiel ihm zwar ebenso wenig wie die Tatsache, dass Trevor einen hübschen Batzen von der Summe einstrich, aber ohne Hilfe von draußen funktionierte die ganze Sache nicht, und darum war der Anwalt, wie gewöhnlich, ein notwendiges Übel. Und bis jetzt hatte Trevor sich als vertrauenswürdig erwiesen.
    »Das Geld ist auf den Bahamas?«
    »Ja. Ich komme gerade von dort. Es ist alles gebunkert. Siebenundsechzigtausend Dollar.«
    Spicer holte tief Luft und genoss den Triumph. Ein Drittel - das hieß, dass er um etwas über 22000 Dollar reicher war. Es war an der Zeit, noch ein paar Briefe zu schreiben!
    Er griff in die Brusttasche seines olivgrünen Gefängnishemdes und zog einen zusammengefalteten Zeitungsausschnitt hervor. Er studierte ihn einen Augenblick lang mit ausgestreckten Armen und sagte dann: »Duke spielt heute Abend gegen Tech. Setz fünftausend auf weniger als elf Punkte Differenz.«
    »Fünftausend?«
    »Ja.«
    »Ich hab noch nie fünftausend auf ein Basketballspiel gesetzt.«
    »Was für einen Buchmacher hast du?«
    »Er macht keine großen Wetten.«
    »Wenn er Buchmacher ist, kriegt er das geregelt. Ruf ihn an, sobald du kannst. Er muss vielleicht mit ein paar Leuten telefonieren, aber er wird das schon hinkriegen.«
    »Na gut.«
    »Kannst du morgen noch mal kommen?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Wie viele Mandanten haben dir je dreiunddreißigtausend Dollar bezahlt?«
    »Keiner.«
    »Genau. Sei also morgen um vier Uhr hier. Ich hab dann ein paar Briefe für dich.«
    Spicer erhob sich und ging hinaus. Als er das Verwaltungsgebäude verließ, nickte er einem Wärter hinter einem Fenster kurz zu. Zielstrebig ging er über den kurz geschnittenen Rasen. Selbst jetzt, im Februar, heizte die Sonne die asphaltierten Gehwege auf. Seine Kollegen widmeten sich in der kleinen Bibliothek ihren beschaulichen Tätigkeiten und waren wie immer allein und so konnte Spicer ihnen ohne weitere Vorkehrungen

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