Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
nie so viel Blut gesehen.«
    »Mir gefällt das«, sagte Teddy und drückte einen Knopf auf der Fernsteuerung. »Ein Wahlkampfspot, den Kinder und Jugendliche nicht sehen dürfen. So was hat es noch nie gegeben.«
    Sie sahen ihn sich noch einmal an. Er begann mit einer Bombenexplosion und dann kamen Aufnahmen der Unterkünfte der Marines in Beirut: Rauch, Schutt, Chaos, Marines, die aus den Trümmern geborgen wurden, verstümmelte Körper, ordentlich aufgereihte Leichen. Präsident Reagan schwor vor versammelter Presse Rache. Doch die Drohung klang hohl. Dann das Foto eines amerikanischen Soldaten zwischen zwei maskierten Bewaffneten. Eine dunkle, unheildrohende Stimme aus dem Off sagte: »Seit 1980 sind Hunderte Amerikaner von Terroristen in aller Welt ermordet worden.« Eine weitere Explosion, blutverschmierte, verwirrte Überlebende, Rauch und Chaos. »Jedes Mal schwören wir Rache. Jedes Mal versprechen wir, die Verantwortlichen aufzuspüren und zu bestrafen.« Kurze Einstellungen von Präsident Bush, der bei zwei verschiedenen Gelegenheiten wütend Vergeltung gelobte -und wieder eine Explosion und noch mehr Leichen. Ein Terrorist in der Tür eines Verkehrsflugzeugs, der den Leichnam eines amerikanischen Soldaten auf das Rollfeld warf. Präsident Clinton, der mit brechender Stimme und den Tränen nahe sagte: »Wir werden nicht ruhen, bis wir die Verantwortlichen gefunden haben.« Und dann das gut aussehende, aber ernste Gesicht von Aaron Lake, der aufrichtig in die Kamera sah und jeden einzelnen Zuschauer persönlich ansprach: »Tatsache ist, dass wir keine Vergeltung üben. Wir reden, wir drohen, wir gebrauchen große Worte, aber in Wirklichkeit begraben wir die Toten und vergessen sie. Die Terroristen gewinnen ihren Krieg, weil wir nicht den Mumm hatten, zurückzuschlagen. Wenn ich Ihr Präsident bin, werden wir unsere neu ausgerüstete Armee einsetzen, um den Terrorismus zu bekämpfen, wo immer wir ihn sehen. Kein toter Amerikaner wird ungerächt bleiben. Das verspreche ich Ihnen. Wir werden uns nicht mehr von hergelaufenen kleinen Gruppen, die sich in den Bergen verstecken, erniedrigen lassen. Wir werden sie vernichten.«
    Der Spot dauerte genau 60 Sekunden, hatte sehr wenig gekostet, weil Teddy bereits über das Filmmaterial verfügte, und würde in 48 Stunden zur Hauptsendezeit über die Bildschirme gehen.
    »Ich weiß nicht«, sagte York. »Das Ding ist schrecklich.«
    »Es ist eine schreckliche Welt.«
    Teddy gefiel der Spot und das war alles, was zählte. Lake hatte Einwände gegen das viele Blut gehabt, sich jedoch schnell überzeugen lassen. Sein Bekanntheitsgrad lag jetzt bei 30 Prozent, doch seine Kampagne stieß noch immer auf Ablehnung.
    Abwarten, dachte Teddy. Abwarten, bis es noch mehr Leichen gibt.

ACHT
    Trevor trank einen doppelten Kaffe laute aus einem Plastikbecher vom Beach Java Cafe am Strand und überlegte, ob er einen großzügigen Schuss Amaretto oder zwei hineingeben sollte, um dem Morgen ein bisschen Schwung zu geben, als der Anruf kam. Seine kleine Kanzlei hatte keine Gegensprechanlage - sie wäre auch überflüssig gewesen. Jan konnte einfach durch den Flur rufen und er konnte zurückrufen, wenn er wollte. Seit acht Jahren schrieen er und diese Sekretärin sich nun schon an.
    »Es ist eine Bank auf den Bahamas!« rief sie. Als er nach dem Hörer griff, hätte er beinahe seinen Kaffee verschüttet.
    Es war ein Brite, dessen Akzent durch das Leben auf den Inseln gemildert worden war. Er teilte Trevor mit, dass ein beträchtlicher Betrag von einer Bank in lowa eingegangen sei.
    Wie beträchtlich, wollte Trevor wissen und hielt dabei eine Hand vor den Mund, damit Jan nichts hörte.
    100000 Dollar.
    Trevor legte auf und gab Amaretto in den Kaffee, drei Schuss. Dann lehnte er sich zurück, trank das köstliche Gebräu und lächelte verträumt die Wand an. In seinem ganzen Berufsleben war er einem Honorar von 33000 Dollar nie auch nur nahe gekommen. Einmal hatte er bei einem Autounfall 25000 Dollar herausgeschlagen und 7500 Dollar kassiert, die er innerhalb von zwei Monaten ausgegeben hatte. Jan hatte keine Ahnung von dem Konto auf den Bahamas und den Straftaten, die Geld dorthin leiteten, und darum war er gezwungen, eine Stunde zu warten, eine Menge unnötiger Anrufe zu machen und sich den Anschein eines beschäftigten Anwalts zu geben, bevor er verkündete, er habe in Jacksonville etwas Dringendes zu erledigen und werde anschließend nach Trumble fahren. Jan war das egal. Trevor verließ

Weitere Kostenlose Bücher