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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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uns noch weiter schwächen? Oder seid Ihr bereit, dieser Frau zu folgen, die offen ist für echten Rat, die entschlossen ist, eine Lösung zu finden, die uns alle vereint?«
    Die Ratsmitglieder schluckten und blickten einander an. Schließlich sagte Inveglio: »Prinzessin Cera, Eure Aufrichtigkeit verwirrt mich, doch ich verstehe, was Ihr damit zu erreichen sucht. Ich unterstütze Euch.« Er blickte noch einmal in die Runde. »Alle Vertreter Rimonis tun das«, fügte er hinzu, um seine Kollegen zu etwaigem Widerspruch zu provozieren, doch alle nickten.
    Noch bevor der Gottessprecher Luft holen konnte, hob Harshal al-Assam die Hand und sprach mit lauter, klarer Stimme: »Auch ich unterstütze Euch, Prinzessin Cera.« Damit war allen anderen Jhafi fürs Erste der Wind aus den Segeln genommen.
    Ilan Tamadhi nickte mit leicht gerunzelter Stirn, dann wanderten alle Blicke zu Acmed.
    Der Gottessprecher seufzte und sagte zerknirscht: »Wir verhandeln weiter. Erst einmal.«
    Cera lächelte. »Vorzüglich. Dann erkläre ich Euch jetzt, was wir tun werden. Ich versichere hiermit, dass wir innerhalb eines Jahres – ob wir Brochena zurückerobert haben oder nicht – jeden einzelnen von Acmeds Vorschlägen so weit wie möglich umgesetzt haben werden. Stimmt Ihr dem zu? Mein Vater sagte, ein Herrscher muss legitimiert sein, willensstark und vorausschauend. Ich bin die rechtmäßige Herrscherin, bis mein Bruder alt genug ist, den Thron zu besteigen. Und bis zu diesem Zeitpunkt beabsichtige ich zu herrschen. Ich bin eine Frau, Signori, doch in meiner Brust schlägt ein starkes Herz, und ich bin umgeben von starken Männern. Ich habe einen Traum, den wir, so glaube ich, alle teilen: Ich träume von einem geeinten Volk. Und dies ist meine Aufgabe, edle Herren: zurückzugewinnen und zu halten, was Javon gehört, was Ja’afar gehört: unsere Souveränität.« Sie blickte den Gottessprecher durchdringend an, der schützend die Arme um sein heiliges Buch geschlungen hatte. »Haltet Ihr mich immer noch für schwach, Gottessprecher?«
    Er lächelte beinahe. »Nein, Prinzessin. Ihr seid … beeindruckend.«
    »Wenn es Euch hilft, Signori, dann denkt an mich nicht als Frau, sondern als Euren Regent. Denn ich sage Euch dies: Ich werde nicht heiraten, bis Timori volljährig ist. Gewöhnt Euch daran. Alles andere mag verhandelbar sein, aber das nicht.« Sie grinste. »Meine Aufgabe gefällt mir, und ich werde sie nicht so einfach aus der Hand geben.«
    Die Ratsmitglieder lächelten anerkennend.
    »Signori, seht Euch an: Ihr seid die besten Männer, die wir haben. Ich betrachte Pita und Luigi und sehe Klugheit, unschätzbares Wissen über unser Wirtschaftssystem. Luca, Lorenzo und Elena, Ihr seid mein Schwert und mein Schild. Ivan und Acmed, Ihr seid meine Weisen, die mir den rechten Weg weisen werden, den auch unser Volk als den rechten erkennen wird. Wenn ich Paolo betrachte, sehe ich bedingungslose, unsterbliche Treue. In Harshal erkenne ich das Volk meiner Mutter, das seit unzähligen Generationen in diesem Land lebt, genauso wie ich in Comte Piero die Linie meines Vaters erkenne. Und wenn ich Timori betrachte, sehe ich mein eigenes Herz.« Sie legte sich eine Hand auf die Brust und beugte das Knie. »Ich bitte Euch, mir zu dienen, Signori. Dient mir, und ich werde Euch dienen.«
    Natürlich verweigerte nicht einer ihr die Gefolgschaft. Elena hatte schon öfter miterlebt, wie Offiziere widerspenstige Truppenteile für sich gewannen. Es brauchte Verstand, Selbstvertrauen und vor allem ein gemeinsames Ziel. All das hatte Cera mit einfließen lassen. Sie hatte ihnen das Gefühl gegeben, wichtig zu sein, an etwas Besonderem teilzuhaben, und gleichzeitig hatte sie keinen Zweifel daran gelassen, wer die Anführerin war.
    Cera sah die Ratsmitglieder lächelnd an. »Wir haben heute viel erreicht. Wir haben eine Kommission ins Leben gerufen, die die Getreidepreise erheben wird und Möglichkeiten, wie wir sie beeinflussen können. Wir werden den Senat von Brochena für rechtswidrig erklären und die Legalus Re ausrufen, bis die rechtmäßigen Verhältnisse wiederhergestellt sind. Und meine geistlichen Berater werden weiterforschen, wie eine religiöse Einigung aussehen könnte.« Sie warf Prato und Acmed einen vielsagenden Blick zu.
    »Doch was noch wichtiger ist: Ich möchte, dass Ihr daran denkt, dass Eure Stimme gehört wird. Ihr habt das Ohr der Frau, die dieses Land führt. Hattet Ihr das auch zu Zeiten meines Vaters? Im alten Rimoni wurde der

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