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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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jeder Bewegung. Mit einem Wort: Er fühlte sich beschissen. Andererseits wusste er, ein Lächeln von Cym würde seine Stimmung sofort aufhellen, auch wenn seine Chancen, ihr tatsächlich eins zu entlocken, gleich null waren. Trotzdem, heute war nun mal er an der Reihe.
    Als Ramon vor all den Jahren in der Schule aufgetaucht war, hatte er ein klein gewachsenes, unglaublich selbstbewusstes Landstreichermädchen mit großen leuchtenden Augen, kirschroten Lippen und zimtfarbener Haut mitgebracht. Alaron hatte sie nur ein einziges Mal sehen müssen, um sich hoffnungslos in sie zu verlieben. Ihr Name war Cymbellea di Regia, und sie hatte Magusblut, aber in Saint Yvette, dem Arkanum von Norostein für Mädchen, weigerten sie sich, Cymbellea aufzunehmen, weshalb sie in der Zeltstadt vor den Toren Norosteins lebte. Ohne die Hilfe der beiden Jungen würde sie nie lernen, ihre Kräfte zu benutzen. Ramon hatte erzählt, sie sei von ihrer Mutter ausgerissen, was Alaron herzzerreißend romantisch fand. Außerdem sprach das Unglück des Mädchens seinen Gerechtigkeitssinn an, weshalb ihm Ramon nicht lange gut zureden musste, um Alaron als Co-Lehrer für Cymbellea zu gewinnen. Mittlerweile schlichen sie sich seit sieben Jahren abwechselnd nach dem Abendessen nach draußen, um sich beim Tor der verfallenen Stadtmauer mit ihr zu treffen.
    Alaron liebte die Abende mit Cym. Sie brachten ihm zwar nichts als Kummer und Verzweiflung ein, aber um nichts in der Welt hätte er auf die Treffen mit ihr verzichtet. »Natürlich gehe iff. Ift ja mein letftef Mal.« Er überlegte einen Moment lang. »Wenn wir unferen Abfluff haben, gehft du furück nach Filacia, und wer weif, wohin ef Tfym verflägt. Vielleicht fehe iff fie nie wieder. Pap will, daff iff ihm bei feiner Arbeit helfe und heirate. Könnte fein, daff iff nifft mal am Kriegftfug teilnehmen kann.«
    »Was gar nicht so schlecht wäre«, warf Ramon ein. »Das ist nichts, wo man dabei sein möchte. Ein Haufen Reinblüter, die jede Menge Keshi und Dhassaner abschlachten. Besser, du hältst dich da raus.«
    »Aber alle gehen …« Er seufzte schwer. »Alle aufer mir.«
    Ramon zuckte die Achseln. »Krieg wird überbewertet, Amiki.«
    »Wenn du meinft.« Alaron stand auf und streckte sich. »Ich geh dann mal beffer. Tfym wird fich fon fragen, wo iff bleibe.«
    Er fand sie am üblichen Ort, einer verfallenen Hütte an der alten Stadtmauer, in der es nach Pisse und Abfall stank. Cym hatte sich in eine braune Decke gewickelt, um den Kopf ein großes Tuch gewickelt. Sie hatte ein Feuer gemacht, klein genug, um von keiner der Stadtwachen bemerkt zu werden, aber groß genug, um ihnen ein bisschen Wärme zu spenden. Cym vertrieb sich die Zeit damit, kleine Energieblitze auf die Stadtmauer abzufeuern. Alaron sah die Brandflecken auf den alten Ziegeln, und ein seltsam metallischer Geruch hing in der Luft. Solche Blitze waren die Standardwaffe der Magi, stark genug, um einen gewöhnlichen Menschen zu töten, aber vollkommen wirkungslos gegen jeden, der der Gnosis mächtig war.
    »Hast du wieder einen Kampf verloren?«, fragte sie und begutachtete Alarons blutende Lippe. »Zeig mal her.« Es war eine traurige Tatsache, dass Cym, sobald sie den Bogen einmal raushatte, die meisten Dinge, die sie ihr beibrachten, besser beherrschte als ihre Lehrmeister. Alaron hegte den Verdacht, dass ihre geheimnisvolle Mutter – Cym sprach nie über sie –wohl über einige Zauberkraft verfügt haben musste. Außerdem war Cym offensichtlich ein Naturtalent, und die häufigen Prügeleien mit Malevorn verschafften ihr jede Menge Gelegenheit, ihre Fähigkeiten als Heilerin zu verbessern. Er schloss die Augen.
    Cym befingerte die Wunde, und Alaron zuckte zusammen. Er spürte einen schmerzhaften Stich in der Lippe, der Schnitt schloss sich, und die Schwellung ging zurück.
    »Fertig. In ein paar Tagen müsste es weg sein. Du Idiot. Hat er dich nicht schon oft genug zusammengeschlagen?« Es verging kaum eine Woche, in der Alaron sich nicht mit Malevorn eine mittlere Schlägerei lieferte, entweder beim Waffenunterricht oder in irgendeinem Hinterzimmer. Alaron konnte die Reinen einfach nicht ausstehen.
    »Danke«, erwiderte er und fuhr sich mit der Zunge über den verheilten Schnitt. Er versuchte, ihre Hand zu drücken, aber Cym zog sie geschickt weg und tat so, als habe sie die Geste nicht bemerkt.
    »Es ist so weit«, sagte sie. »Das ist unsere letzte Unterrichtsstunde. Morgen gehen eure Prüfungen los, und ich werde einen

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