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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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der Schule gestattet. Alarons Amulett war ein Kristall, Ramons sogar noch einfacher. Alaron wusste, sein Vater versuchte, ein besseres für ihn zu bekommen, aber hochwertige Amulette waren selten und teuer.
    Fyrell klatschte in die Hände. »Gut. Nächste Woche beginnen die Examina. Ihr werdet in allen Gebieten der Gnosis geprüft und auf den akademischen Lehrstoff. Dann werden wir sehen, ob ihr den Titel Magus verdient und das Recht habt, der Gemeinschaft als solcher zu dienen.« Er ließ den Blick über die Reinen schweifen. »Es war mir ein Vergnügen, euch zu unterrichten, zumindest die meisten von euch.« Verächtlich schaute er kurz zu Alaron und Ramon hinüber, dann wieder zurück zu den Reinen. »Ich wünsche euch für die kommenden Wochen das Beste.«
    Malevorn stand auf. »Magister, es war mir eine Ehre, von Euch lernen zu dürfen.« Er machte eine herrschaftliche Verbeugung. »Ich werde stets an Euch denken, wenn wir den Heiden eine Lektion erteilen.«
    Einer nach dem anderen schlossen sich die übrigen Reinen Malevorns Lobrede an, und Fyrell strahlte mit jeder Dankesbekundung noch zufriedener.
    Alaron und Ramon schlichen sich unbemerkt davon.
    »Malevorn mafft daf ftändig! Iff frage miff, wie er überhaup’ durff die Tür pafft mit feinem Ego. Un’ Fyrell ift immer auf feiner Feite. Iff hab daf hier fo fatt!« Alaron laborierte an einer aufgeplatzten Lippe, die er sich bei der letzten Rauferei mit Malevorn zugezogen hatte. Die Wunde schmerzte, aber weder er noch Ramon waren besonders gute Heiler. Nur noch drei Tage Unterricht, und er war vollkommen niedergeschlagen. Natürlich hatte er es wie üblich nicht geschafft, Malevorn auch nur ein Haar zu krümmen. Aller Wahrscheinlichkeit nach war er der schlechteste Kämpfer in der gesamten Schulgeschichte. Die jüngeren Schüler, die meisten von ihnen vom selben Schlag wie Malevorn, lachten ihn unverhohlen aus.
    Er hockte auf dem winzigen Balkon des Zimmers, das er sich mit Ramon teilte. Sein Freund saß neben ihm, und Alaron blickte düster auf die Stadt hinaus, über die sich gerade die Abenddämmerung senkte. Die Luft war kalt, weshalb der Gestank der Abfallgruben direkt unter dem Balkon halbwegs erträglich war. Die Reinen residierten selbstverständlich auf der anderen Seite, von wo man den Sonnenaufgang beobachten konnte und einen herrlichen Ausblick auf die Gärten hatte. Jeder hatte ein Zimmer für sich, viermal so groß wie Alarons und Ramons.
    Alaron sah die großen Umrisse am Himmel zuerst, die dunklen Silhouetten, die sich von Nordosten her näherten. Er deutete in die Richtung, und Ramon folgte seinem Blick.
    »Windschiffe!«, rief Ramon. »Händler aus Verelon vielleicht oder Pontus.« Seine Augen leuchteten. Alle Jungen in ihrem Alter träumten von Windschiffen. Gemeinsam schauten sie zu, wie der Passatwind sie vom Brekaellental entlang des Flusslaufes nach Norostein trug. Die geflügelten Rümpfe waren verzaubert und mit fantastischen farbigen und goldenen Mustern verziert. Am Bug prangten Adler und Schlangen, und an den hohen Masten blähten sich prächtige Segel. Ganz oben flatterte eine scharlachrote Flagge. »Aus Pontus, würde ich sagen.«
    In stummer Ehrfurcht beobachteten sie, wie die Schiffe sich zur Anlegestelle am Fuß des Bekontorhügels herabsenkten. Windschiffe hatten schlanke Rümpfe, um den Widerstand zu verringern, und einziehbare Landegestelle. Der mithilfe der Gnosis verzauberte Kiel hielt sie in der Luft, aber es war der Wind, der sie antrieb. Luftthaumaturgen beeinflussten die Winde, und ein außerordentlich begabter konnte sogar gegen den Wind segeln. Die Magusschüler lernten lediglich, ein kleines Skiff zu fliegen. Alaron bekam es gerade mal so hin, aber Ramon hatte einiges Talent an den Tag gelegt, trotz seines wenigen Magusblutes. Vann hatte immer gehofft, Alaron würde eines Tages ein Handelsschiff für ihn bauen und es auch steuern, aber Alarons stärkste Affinität war die zu Feuer, wie sich herausgestellt hatte. Als Luftmagus war er kaum zu gebrauchen und deshalb, wie sie ihm in der Schule erklärt hatten, eher für eine militärische Laufbahn geeignet. Die Lehrer hatten auch gesagt, er habe einiges Talent in Hexerei, doch Hexerei machte ihm eine Riesenangst. Geister und Dämonen … Alles, bloß das nicht!
    Ramon schaute ihm in die Augen. »Solltest du nicht schon zu Cym unterwegs sein? Du bist dran.«
    Alaron überlegte. Seine Lippe war immer noch geschwollen, sein Kiefer tat weh, und die Rippen schmerzten bei

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