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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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Damukh von Mirobez, 634
    Aruna-Nagar-Markt in Baranasi,
Nordlakh, Antiopia
Rami 1381 (Septnon 927 in Yuros)
10 Monate bis zur Mondflut
    Ramita Ankesharan trug ein rotes Armband mit stacheligen Ochsennussschalen daran, ein Verlobungsbändchen von Kazim Makani. Sie röstete Nüsse für den Marktstand und sang leise vor sich hin. Die dunkle Haut und das fließende schwarze Haar schützten sie mit einem gelben durchscheinenden Dupattavor der erbarmungslosen Sonne. Das Tuch war dick genug, um ihr Gesicht zu verbergen, aber immer noch dünn genug, damit sie etwas sehen konnte. Ihr Kleid, ein Salwar, war ebenfalls gelb, nur ein wenig geschwärzt von der Asche des Feuers. An den Händen hatte sie Schwielen von den vielen Jahren körperlicher Arbeit, und ihre nackten Füße waren genauso hart wie das Steinpflaster des Marktplatzes. Doch ihr Gesicht war immer noch weich und hatte nichts von seiner Mädchenhaftigkeit verloren. Sie maß etwa drei Ellen, was für eine Lakh weder groß noch klein war. Das Lied, das sie sang, war ein Liebeslied. Sie dachte an Kazim.
    Vorn am Stand verkaufte ihr Bruder Jai die Ware: Kräuter, Gewürze und geröstete Nüsse, eingelegte Pfefferblätter und Mohnkuchen, den ihre Mutter am Morgen gebacken hatte. Für die Durstigen hatten sie immer einen Eimer Zitronenwasser bereitstehen. Die Handelsgeschäfte ihres Vaters brachten nur unregelmäßig etwas ein, weshalb sie diesen Stand betrieben, um für den täglichen Bedarf immer etwas Bargeld zur Verfügung zu haben. Tausende von Menschen tummelten sich hier, Käufer, Verkäufer, Diebe, Arbeiter und Soldaten, sogar eine Traube Amteh-Frauen in ihren Bekira-Gewändern, und die beiden Geschwister hatten immer etwas zu tun. Jai plapperte in einer Tour und pries auch noch das letzte Samenkörnchen an: »Hallo, Saheb, wie wär’s mit einem Blick? Ein Blick kostet nichts!« Überall wurde gescherzt oder gezankt. Ramita stritt sich schon seit Stunden mit einem Jungen vom Nachbarstand, der sich ständig über den Rauch ihres Feuer beschwerte. Einmal hatte er sogar versucht, es zu löschen.
    Ständig kamen Leute vorbei, die sie kannte. Mädchen, viele davon mit Babys auf dem Arm, Jungen, angeblich auf der Suche nach Arbeit, die sich in Wirklichkeit aber nur die Zeit vertrieben. Und alle fragten, wann Ramita endlich heiraten würde. »Bald! Vater hat versprochen, er würde nach Eijeed mit den Vorbereitungen beginnen. Sehr bald!«, antwortete sie jedes Mal. So hatte Vater es ihr versprochen. Ramita war jetzt sechzehn und ungeduldig. Kazim war ein schöner und leidenschaftlicher junger Mann. Er füllte sie aus, war ihre Welt. Sie küssten sich heimlich, aber Ramita wollte mehr.
    Sie schickte gerade ein Stoßgebet zum Himmel, die Zeit möge schneller vergehen, als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung sah. »He!«, rief sie. Ein Rhesusäffchen hatte sich herangeschlichen. »Wage es bloß nicht!« Ramita drohte mit der Faust, aber das freche Tier bleckte nur die Zähne, schnappte sich eine Handvoll Nüsse und verschwand. Wie ein Blitz huschte es durch die Menge und sprang schließlich einem der Tierbändiger auf die Schulter. »He, halte gefälligst deinen kleinen Dieb im Zaum!«, schrie sie den Mann an, der sich gerade die Nüsse in den Mund stopfte. »Gib sie sofort wieder her!«
    Aber der Mann kaute nur grinsend weiter.
    »He, Schwester, mehr Chilis!«, rief Jai über die Schulter, ohne sich umzublicken, während eine ganze Traube alter Weiblein gleichzeitig auf ihn einredete.
    Ramita hob einen schweren Sack auf den Leiterwagen, der als ihr Verkaufsstand diente. Bei den Göttern, ist das heiß heute! Wenigstens hatte der Karren ein kleines Sonnendach. Die ärmeren Verkäufer, die ihre Ware nur auf Teppichen vor sich ausgebreitet hatten, litten zusehends unter der Hitze.
    »Ramita!«, rief eine Stimme, und als sie aufblickte, machte ihr Herz einen Satz: Es war Kazim, der mit einem Kalikitischläger in der Hand vor ihr stand. Grinsend ließ er seine weißen Zähne unter dem kurzen Spitzbärtchen aufblitzen, das ihn so verwegen aussehen ließ.
    Allein wenn sie ihn nur sah, wurden ihre Hände feucht, und ihr Bauch rumorte. »Kazim …« Seine Augen waren von einem dunklen Grauschwarz, funkelnd wie glühende Kohlen aus Ebenholz.
    Er schwenkte den Schläger. »Ich bin gerade auf dem Weg zu diesem Lakh-Spiel, das ihr hier so sehr liebt. Kannst du deinen Bruder entbehren?«
    Jai warf ihr einen flehenden Blick zu.
    »Hmm …«
    »Du bist doch fertig mit Kochen«, platzte

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