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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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Freundes an, und sobald Haroun weg war, stahl er sich davon. Ich kann nicht einfach untätig zusehen . Bilder plagten ihn, Bilder von Ramitas Augen, geweitet vor Angst und Schmerz, wenn der Ferang über sie kam und sich nahm, was bald ihm gehören würde. Er stahl den Bambusstock eines Viehtreibers, lief durch die Gassen und nahm unterwegs noch die Flasche eines Betrunkenen mit, der im Rinnstein lag. Der billige Schnaps brannte in seinem Mund – bitteres Öl auf die Glut seines Zorns. So hastete er durch die Stadt, bis kurz vor Ramitas Haus eine dicht gedrängte Menschenmenge jedes Durchkommen unmöglich machte. Alle versuchten, einen Blick auf die seltsamen Vorgänge in dem kleinen Innenhof zu erhaschen.
    Einer von Chandra-bhais Schlägern erkannte Kazim und lachte. »Dein kleines Flittchen heiratet jetzt einen anderen!«
    Kazim brüllte wie ein Stier und schlug dem Mann den Bambusstab mitten ins Gesicht. Als er am Boden lag, trat er ihm in den Bauch. »Ramita!«, schrie Kazim und kämpfte sich durch die Menge, schlug wahllos nach links und rechts, um sich einen Weg zu bahnen. Ein altes Weiblein stürzte, Kinder drückten sich ängstlich gegen die nächste Wand. »Ramita, ich komme!«
    Stolpernd erreichte er eine kleine freie Fläche, wo sich ihm ein hünenhafter Ferang in den Weg stellte. Kazim schlug zu, aber der Ferang wehrte den Schlag mit seinem gepanzerten Unterarm ab. Sein Gesicht war ein hässlicher Fleischklumpen mit einer gebrochenen Nase und schmalen Augen unter dem Visier.
    Eine riesige Hand flog auf Kazims Kopf zu.
    Er wich aus und rammte dem Riesen mit aller Kraft die Faust in den Bauch. Scheppernd krachte seine Hand gegen einen Harnisch – beinahe hätte Kazim sich alle Knöchel gebrochen. Dann spürte er einen Schlag gegen die Schulter und fiel zu Boden.
    Die Leute schrien und bildeten einen Kreis – zu klein, um ausweichen zu können.
    Der Rondelmarer beugte sich nach vorn, die Beine angewinkelt, die Arme zu beiden Seiten weit ausgestreckt.
    Kazim schnappte sich von einem kleinen Grillwagen eine Bratpfanne. Geröstete Cashewnüsse flogen in alle Richtungen, dann krachte die heiße Pfanne gegen den Helm des Ferang. Hab ich dich! Kazim schlug ein zweites Mal zu, aber der Riese wollte einfach nicht zu Boden gehen und rammte ihm nun seinerseits die Faust in den Bauch. Kazim klappte zusammen, die Luft entwich pfeifend aus seiner Lunge, und alles um ihn herum verschwamm.
    Die jubelnde Menge zog ihn wieder auf die Beine und schubste ihn auf den Rondelmarer zu. Sie liebten solche Kämpfe, manche stampften sogar mit den Füßen.
    Der Riese grinste und breitete die Arme aus.
    Kazim bombardierte ihn mit Schlägen, aber es war ganz anders, als mit Sanjay zu kämpfen – es war, als würde er auf einen Fels einschlagen.
    Die Arme des Riesen packten Kazim und drückten ihn zu Boden. Dann ließ der Rondelmarer sich auf ihn fallen wie ein einstürzendes Gebäude.
    Kazim versuchte, ihn von sich herunterzustoßen, aber er war zu schwer. Der erste Schlag zermalmte sein Ohr. Kazim hörte nur noch ein lautes Pfeifen im Schädel, dann folgte der zweite mitten ins Gesicht. Seine Nase brach, und nach dem dritten war er kaum noch bei Bewusstsein. Wimmernd wie ein Kind lag er am Boden, da ließ sein Gegner endlich von ihm ab, und die Menge verstummte. Kazim spürte nichts als Schmerz und brennende Schmach.
    Der Riese packte Kazim und stellte ihn wieder auf die Beine. »Komm bloß nicht zurück, Junge«, sagte er leise auf Keshi. »Sonst quetsch ich dich zu Brei. Verstanden?«
    Kazim nickte stumm. Die minimale Bewegung machte ihn so schwindlig, dass er beinahe ohnmächtig wurde.
    »Gut. Und jetzt verzieh dich, du kleiner Drecksack. Komm nicht wieder.« Er drückte Kazim gegen eine Wand und verpasste ihm einen letzten Magenschwinger, dann verschwanden die schweren Stiefel in der Menge.
    Kazim übergab sich.
    Als der Rondelmarer weg war, schauten alle ihn mitfühlend an. Gütige Hände kümmerten sich um seine Wunden. Ein Mann richtete die gebrochene Nase wieder ein, die auf die Größe eines Kalikitiballs angeschwollen war, andere wuschen die Schnitte aus, die die Panzerhandschuhe des Ferang in seinem Gesicht hinterlassen hatten. Kazim weinte beinahe vor Scham und ohnmächtiger Wut, doch die Leute klopften ihm nur auf die Schulter und sagten, wie mutig es von ihm gewesen sei, gegen den dreckigen Ferang anzutreten. Aber geholfen hat mir keiner von euch , dachte er wütend. Ihr habt mich sogar noch zu ihm hingeschubst! Doch

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