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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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Blutfehde zu kämpfen.

Abschluss
    Magi und Ethik
    Es gibt viele Arten, die Gnosis zu verwenden. Manche davon sind verhängnisvoll, schändlich, amoralisch oder verschaffen unlauteren geschäftlichen oder gesellschaftlichen Vorteil, weshalb das Verhalten der Magi strengen Regeln unterliegt. Überwacht und durchgesetzt wird dieses Regelwerk von der Inquisition. Sie ist fester Bestandteil der Kirche Kores und direkt dem Kaiser unterstellt.
    Ordo Costruo, Pontus
    Norostein in Noros, Yuros
Novelev 927
8 Monate bis zur Mondflut
    Der Novelev brachte den ersten Schnee nach Norostein, und die gepflasterten Straßen wurden rutschig. Die Arken im Süden verfärbten sich weiß, die Wolken kamen immer weiter ins Tal herab. Das Wasser in den Eimern fror zu Klumpen, die Kamine spuckten dicken Rauch, und der eisige Wind drang durch jede Ritze. Die Soldaten der Stadtwache wickelten sich dicke Wollschals um die Helme, scharten sich um die Feuerschalen, um die Hände zu wärmen, und nippten immer wieder an dem Branntwein in ihren Feldflaschen. Die bittere Kälte brachte tropfende Nasen, bellenden Husten und Krankheit. Jeden Tag fand man neue Leichen in den Elendsvierteln am Nordrand der Stadt, meist halb verhungerte, obdachlose Kinder, die den Kampf aufgegeben und sich einfach zum Sterben hingelegt hatten.
    Jeden Morgen marschierten Rekruten für den Kriegszug am kaiserlichen Stallhof vorüber und schmetterten ihre Lieder. Es waren Tausende, die kamen, um den Umgang mit Speer, Schwert und Bogen zu erlernen. Manchmal gingen Alaron und Ramon zur Kaserne, um zuzusehen. Die jungen Rekruten beäugten sie neugierig, hielten sich aber fern, die Gesichter erfüllt von etwas zwischen Abscheu und Ehrfurcht. Magi standen weit über gewöhnlichen Soldaten.
    Heute hatten sie jedoch etwas anderes vor: Sie wollten Alarons Mutter auf ihrem Landsitz besuchen. Vann hatte ihnen Pferde geliehen. Die Stadt erwachte gerade, von vollklingenden Glocken zum Morgengottesdienst gerufen. Die Landschaft außerhalb der Stadtmauern war nahtlos weiß, die Hügel verschmolzen mit den Wolken. Alaron und Ramon kamen sich vor wie unter einer Kuppel. Jedes Geräusch trug meilenweit, von den Axthieben der Holzfäller auf den Berghängen bis hin zu den Rufen der Knechte, die sich ums Vieh kümmerten. Krähen schrien, Eichhörnchen quiekten auf den mit Eis überzogenen Ästen der verschneiten Bäume.
    Ramon blies sich in einer weißen Dampfwolke den warmen Atem über die Hände. »Mater-Lune, ist das kalt. Ich sollte im Bett liegen, statt hier auf diesem verdammten Pferd durch die Kälte zu reiten.« Er funkelte Alaron zornig an. »Alles deine Schuld.«
    »Du hättest ja nicht mitkommen müssen«, gab Alaron zurück. »Aber jetzt, wo die Prüfungen vorbei sind, muss ich Mutter einen Besuch abstatten. Außerdem, hattest du nicht gesagt, wie schön es wäre, ein bisschen auszureiten? Du solltest mir dankbar sein.«
    »Stimmt, aber ich meinte mit dem Mädchen aus der Taverne von letzter Nacht, nicht mit dir!« Ramon grinste. »Ich schwöre, sie hat mit mir geflirtet.«
    Alaron rollte die Augen. »Gina Beler ist viel hübscher.«
    »Findest du dich also endlich damit ab?«, hakte Ramon nach.
    Alaron zuckte die Achseln. »Für alle anderen scheint es sowieso abgemachte Sache zu sein. Ich hab da offensichtlich nicht viel mitzureden, also betrachte ich das Ganze lieber von der positiven Seite.«
    »Willkommen im wirklichen Leben«, meinte Ramon. »Mein Dorf hat mich mittlerweile wahrscheinlich längst verkauft. Ich komme heim, und am nächsten Tag bin ich verheiratet. Aber wenigstens mit einer Rimonierin, nicht mit einer fetten norischen Milchmagd, die einen Hintern hat wie eine Kuh.«
    Alarons Augen blitzten – hoffte er zumindest. »Besser als eine zaundürre Silacierin.« Sie tauschten einen wütenden Blick aus, dann lachten beide. »Wie auch immer, am Freyadag backt Mutters Haushälterin immer Honigkuchen. Sie müsste sie gerade aus dem Ofen holen, wenn wir ankommen.«
    »In Ordnung, bin dabei.«
    »Denkt ihr Silacier immer mit dem Bauch?«, fragte Alaron lachend. »Vater meinte, der Kaiser höchstpersönlich hält sich gerade in seinem Winterpalast in Bricia auf. Das ist doch nur ein paar Tagesritte nördlich von hier, oder? Gleich hinter der Grenze. Gouverneur Vult ist auch dort, hat er gesagt, und sogar Kaiserinmutter Lucia.« Er machte das Zeichen Kores.
    »Alles Diebe und Mörder«, schnaubte Ramon, der immer gerne ein wenig provozierte.
    »Nicht die Kaiserinmutter!«,

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