Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Brücke

Die Brücke

Titel: Die Brücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
einer anderen Rikscha um, die
quietschend aus dem Nebel hinter ihr kommt. Sie läuft zu dem
Jungen, redet schnell mit ihm, kehrt in die Bar zurück, wo ich
meinen Kaffee trinke.
    »Habe eine neue Rikscha«, teilt sie mir atemlos mit.
»Muß los.« Sie nimmt das blutbefleckte Taschentuch
von der Nase, betrachtet es, schnüffelt versuchsweise und stopft
das Taschentuch in eine tiefe Tasche ihres Hosenrocks. »Ich
werde es zurückgeben«, verspricht sie. »Sie sind
sicher, daß Sie in Ordnung sind?«
    »Ja.«
    »Na, dann auf Wiedersehen. Nochmals, Entschuldigung. Seien
Sie vorsichtig!« Sie tritt zurück, winkt, geht schnell nach
draußen, gibt dem Rikscha-Jungen mit Fingerschnippen ein
Zeichen. Ein letztes Winken, dann ist sie fort, hineingerast in den
Nebel.
    Der Barkeeper kommt und füllt meine Kaffeetasse von neuem.
»Diese jungen Leute«, meint er lächelnd und
kopfschüttelnd. Man könnte meinen, ich sei zum
Senior-Bürger ehrenhalber erklärt worden (wenn ich in den
Spiegel am anderen Ende der Bar sehe, verstehe ich, warum). Gerade
will ich ihm antworten, als das wahnsinnige Hupen der Absätze
eines Rikscha-Jungen uns beide veranlaßt, uns dem Fenster
zuzuwenden. Miss Arrols eben gemietetes Fahrzeug taucht wieder auf,
wendet rutschend genau vor der offenen Tür der Bar. Sie steckt
den Kopf um die Türkante. »Mr. Orr!« ruft sie. Ich
winke. Ihr neuer Rikscha-Junge sieht bereits verärgert aus. Die
beiden vorherigen und die Sänftenträger blicken ein wenig
ungläubig drein. »Meine Reisen – ich setze mich mit
Ihnen in Verbindung, in Ordnung?«
    Ich nicke. Befriedigt zieht sie den Kopf zurück und schnippt
mit den Fingern. Die Rikscha rast von neuem los. Der Barkeeper und
ich sehen uns an.
    »Gott muß geniest haben, als er der da den Lebensodem
eingehaucht hat«, sagt er. Ich nicke und trinke meinen Kaffee.
Zu einer Unterhaltung habe ich keine Lust. Er geht und spült ein
paar Gläser.
    Ich studiere das blasse Gesicht in dem Spiegel auf der anderen
Seite über Reihen von Gläsern, unter aufgestellten
Flaschen. Soll ich hypnotisiert werden? Ich glaube, ich bin es
bereits.
     
    Ich bleibe noch ein bißchen, erhole mich. Die Trümmer
der Sänfte und der Rikscha werden weggetragen. Der Nebel wird
noch dichter, sofern das möglich ist. Ich verlasse die Bar und
kehre mit Lift, Zug und wieder Lift nach Hause zurück. Dort
wartet ein Päckchen auf mich.
    Ingenieur Bouch hat mir meinen Hut zurückgeschickt, dazu
einen Brief mit einem ganzen Sortiment wirrer Entschuldigungen, die
sowohl unoriginell als auch voller grammatikalischer Fehler sind.
Meinen Namen hat er »Or« geschrieben.
    Der Hut ist fachmännisch gereinigt und wiederhergestellt
worden. Als ich ihn aus dem Schrank nahm, um ihn in Dissy Pittons Bar
mitzunehmen, hat er nicht so frisch gerochen und nicht so neu
ausgesehen. Ich nehme ihn mit nach draußen und werfe ihn vom
Balkon. Er verschwindet auf einer fallenden Kurve in dem grauen
Nebel, lautlos und schnell, als sei er auf irgendeiner hochwichtigen
Mission zu dem unsichtbaren grauen Wasser unten unterwegs.

 
     
     
     
     
Trias

ICH MUSS NICHT HIER SEIN, verstehen Sie, ich könnte mir jeden
verdammten Ort aussuchen, den ich will.
    Hier in meinem Verstand meinem Gehirn meinem Schädel (und das
scheint alles so of…)
    nein
    nein, weil »Es scheint alles so offensichtlich zu sein«,
ein Klischee ist, und mir ist ein entschiedener Abscheu vor Klischees
(und vor Cliquen und vor Klicks) eingebaut. Na ja, das mit den Klicks
bedeutet, den Punkt ein bißchen zu strecken (mathematisch
gesehen Unsinn, denn wenn man einen Punkt streckt, bekommt man eine
Gerade, und in dem Fall ist es ja kein gottverdammter Punkt mehr,
oder?) Ich meine, was ist dieser blöde Punkt, dieser Ort?
Wo bin ich? (Zur Hölle mit diesen Lichtern und Röhren und
dem Herumgedrehtwerden und Gepiektwerden! Dabei kommt man ja ganz aus
der Konzentration, wißt ihr das nicht?)
    Lassen wir das Band zurücklaufen, spulen wir zurück zum
Anfang. Es war das Verstand/Gehirn-Identitätsproblem. Ah HA!
Kein Problem (Puh, bin ich froh, daß das erledigt ist), kein
Problem, weil sie natürlich genau dasselbe und völlig
voneinander verschieden sind. Ich meine, wenn der Verstand in Ihrem
Schädel krank ist, wo soll er denn sitzen, he? Oder sind Sie
einer von diesen religiösen Idioten?
    (Ruhig:) Nein, Sir.
    Das kann man wohl sagen, nein, Sir. Sehen Sie dieses
Schützenloch?
    Die Bemerkung über das Strecken eines Punktes war
hundertprozentig richtig, und

Weitere Kostenlose Bücher