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Die Brücke

Die Brücke

Titel: Die Brücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Läden zu schließen.
Es wird hier drinnen nie sehr hell, aber Sie könnten am Morgen
geweckt werden.«
    Ich bahne mir einen Weg zu den hohen Fenstern, einem Streifen aus
Obsidian, gerahmt in gesprungener weißer Farbe. Kreischend
legen sich die schweren Läden über die vom Staub
trüben Scheiben. Unten im Freien kann ich eine gebrochene Linie
weißer Brandung erkennen, dazu ein paar Lichter in der Ferne,
hauptsächlich Navigations- und Hafenlichter. Oben, wo ich die
Brücke zu sehen erwartet hätte, ist nur Dunkelheit,
sternenlos und vollständig. Die Wellen glitzern wie eine Million
stumpfer Messer.
    »Hier.« Abberlaine Arrol hat ein Bett gefunden.
»Vielleicht ist es ein bißchen klamm, aber ich werde ein
paar andere Laken suchen. Es müßten welchen in diesen
Kisten sein.« Das Bett ist riesig. Das Kopfbrett aus Eiche ist
so geschnitzt, daß es einem Paar gewaltiger, ausgebreiteter
Flügel gleicht. Abberlaine stapft durch die Staubwolken davon
und kramt in gestapelten Truhen und Packkisten. Ich probiere das Bett
aus.
    »Abberlaine, das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen, aber
sind Sie sicher, daß Sie deswegen keinen Ärger bekommen
werden?« Sie niest kräftig von einer fernen Packkiste
herüber. »Gesundheit«, sage ich.
    »Danke. Nein, sicher bin ich nicht.« Sie zieht Decken
und Zeitungsbündel aus der Truhe. »Aber in dem
unwahrscheinlichen Fall, daß mein Vater es herausfindet und
böse wird, kann ich ihn bestimmt bereden. Machen Sie sich keine
Sorgen. Hier herunter kommt nie jemand. Ah!« Sie entdeckt eine
große Steppdecke und ein paar Laken und Kissen, begräbt
das Gesicht in der Steppdecke, atmet tief. »Ja, die ist
anscheinend ganz trocken.«
    Sie bringt das Bettzeug in einem Bündel herüber und
macht das riesige Bett. Ich biete ihr meine Hilfe an, werde jedoch
weggescheucht.
    Ich ziehe den Mantel aus und mache mich auf die Suche nach dem
Bad. Es ist ungefähr sechsmal so groß wie Zimmer 306,
Ebene U7. Die Wanne allein sieht aus, als könne darin eine
ansehnliche Yacht schwimmen. Die Toilettenspülung funktioniert,
der Hahn am Waschbecken läuft auch, Dusche und Bidet versenden
Wasserstrahlen. Ich bleibe vor dem Spiegel stehen, streiche mir das
Haar zurück, glätte mein Hemd, überprüfe meine
Zähne nach hängengebliebenen Essensresten.
    Als ich in den Hauptraum zurückkehre, ist mein Bett gemacht.
Die riesigen Eichenflügel breiten sich über ein
weißes Federbett aus Entendaunen aus. Abberlaine Arrol ist
fort. Die Eingangstür schwingt sacht hin und her.
    Ich schließe die Tür, schalte die meisten Lampen aus.
Ich finde eine alte Lampe und stelle sie auf eine Packkiste neben
meinem riesigen kalten Bett. Bevor ich sie lösche, liege ich
eine Weile da, betrachte die großen Kreise, die längst
getrocknetes Wasser auf dem Putz über mir zurückgelassen
hat.
    Verblaßt und matt, Überreste einer alten Klage, sehen
sie auf mich nieder wie Abbilder des Stigmas auf meiner Brust.
    Ich strecke die Hand nach der alten Lampe aus und stelle die
Dunkelheit wieder her.

 
Vier

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    »ICH LIEBE DIE TOTEN«, sacht dieser alte Gauner zu mier
alz ich fersuche einige Informazionen aus ihm herauszuholen. Du
ferdamter alter Perwerser sachte ich. Ich hatte es inzwischen sowieso
satt und ritzte ihm die Keele. Ich habe dich gefracht wo die ferdamte
Schlafende Schönheit ist nicht was du liepst. »Nein,
nein«, sacht er unt spuckt mier meinen neuen Küraß
gantz foll Blut. »Nein«, sacht er, »ich sagte Insel
der Toten. Auf der Insel der Toten wirst du die Schlafende
Schönheit finden, aber paß auf und hüte
dich…« unt damit starp der Gauner. Eine Frechheit he? Ich
wahr furchtbar wütent aber solche Dinge werden uns gesant um unz
zu prüfen.
    Ich erinnere mich nicht mehr wo ich fon dieser Schlafenden
Schönheit gehört habe aber natürlich muß es
irgentwo gewesen sein. In letzter Zeit bin ich mit all dieser Magie
unt so gantz hüpsch herumgekommen. Es wimmelt hier heutzutage
fon Magijern unt Hexenmeistern unt Hexen. Man kann manche Städte
nicht betreten ohne über irgendeinen Halunken zu stolpern der
gerade dabei ist einen Bann oder eine Beschwörung auszusprechen
oder jemanden in einen Frosch oder Putzlumpen oder Spucknapf oder so
etwas zu ferwandeln. Schlaue Kerle aber ich finde man darf sich nicht
zu sehr auf die Magie ferlassen. Es gipt Leute die müssen Mist
streuen unt Heuser bauen unt Felder bestellen unt solche Sachen
fersteht ihr? Dazu taugt die Magie nicht. Sie ist gut um Golt

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