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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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der Kolonie begrüßen zu können.

    Jay war überrascht. Das klang ungewöhnlich rücksichtsvoll für seinen Vater. Wird er jetzt, wo ich so weit weg bin, auf einmal zugänglich? fragte er sich.

    Bis dahin lassen Sie mich bitte wissen, ob ich Ihnen in irgendeiner Weise behilflich sein kann. Ich weiß, daß Sie eine Pflanzung übernommen haben, die in Schwierigkeiten steckt, und deshalb möglicherweise finanzielle Unterstützung suchen werden. Erlauben Sie mir, Ihnen für den Fall, daß Sie sich um eine Hypothek bemühen wollen, meine Dienste anzubieten. Ich bin sicher, daß sich problemlos ein Geldgeber finden ließe.
    Ich verbleibe, Sir, Ihr demütiger und ergebener Diener
    Matthew Murchman

    Jay lächelte. Der kommt mir gerade recht, dachte er. Die Reparatur und Neuausstattung des Hauses sowie das luxuriöse Fest hatten bereits dazu geführt, daß er bei den Kaufleuten der Umgebung bis zum Hals verschuldet war. Und Sowerby fragte unentwegt nach Saatgut, neuen Werkzeugen, Kleidung für die Sklaven, nach Seilen, Farbe und so weiter… Die Liste war endlos. »Also über das Geld brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen«, sagte er zu Lizzie und legte den Brief auf den Tisch.
    Sie sah ihn skeptisch an.
    »Ich fahre nach Williamsburg«, sagte er.

Kapitel 3
    JAY WAR IN WILLIAMSBURG, als Lizzie einen Brief von ihrer Mutter erhielt. Das erste, was ihr auffiel, war der Absender.

    The Manse
    St. John 's Church
    Aberdeen
    15. August 1768

    Was treibt Mutter denn in einem Pfarrhaus in Aberdeen? fragte sie sich.

    Meine liebe Tochter!
    So viel habe ich Dir zu erzählen! Aber ich muß mich zusammennehmen und alles schön der Reihe nach erzählen.
    Bald nach meiner Rückkehr nach High Glen übernahm Dein Schwager Robert Jamisson die Leitung des Guts. Sir George zahlt jetzt meine Hypothekenzinsen, weshalb ich dagegen nichts einwenden kann. Robert ersuchte mich, das große Haus zu räumen und aus Ersparnisgründen in die alte Jagdhütte umzuziehen. Ich gestehe, daß ich mit dieser Regelung nicht sehr zufrieden war, aber Robert bestand darauf, und ich muß Dir sagen, daß er nicht so angenehm und zuvorkommend war, wie man es von einem Familienmitglied eigentlich erwarten dürfte.

    Ohnmächtige Wut überfiel Lizzie. Wie kann Robert es wagen, Mutter aus ihrem eigenen Haus zu werfen? Was hat er damals gesagt, als ich ihn zurückwies und Jay den Vorzug gab? Sie erinnerte sich an seine Worte: »Ich sag' dir eines: High Glen bekomme ich auf jeden Fall, auch wenn ich dich nicht bekomme.« Es hatte damals völlig unrealistisch geklungen doch jetzt war es wahr geworden.
    Sie biß die Zähne zusammen und las weiter.

    Als nächstes ließ uns Reverend York wissen, daß er uns verlassen wolle. Fünfzehn Jahre lang war er Pastor in Heugh, und er ist mein ältester Freund. Ich sah ein, daß er nach dem tragisch frühen Tod seiner Frau das Bedürfnis verspürte, sich zu verändern. Aber Du kannst Dir vorstellen, wie sehr es mich bekümmerte, daß er uns just zu dem Zeitpunkt verließ, da ich dringend Freunde benötigte.
    Doch nun geschah etwas gänzlich Unerwartetes. Ich erröte, mein Kind, wenn ich Dir jetzt mitteile, daß er um meine Hand anhielt!! Und ich sagte ja!!

    »Gütiger Himmel!« sagte Lizzie laut.

    So sind wir also nun verehelicht und obendrein nach Aberdeen gezogen, von wo aus ich Dir heute schreibe.
    Viele werden sagen, ich, die Witwe von Lord Hallim, hätte unter meinem Stand geheiratet. Aber ich weiß ja, wie wertlos Titel sind. John stört sich nicht daran, was die feinen Leute vielleicht denken. Wir führen ein ruhiges Leben, und ich bin als Mrs. York glücklicher denn je zuvor in meinem Leben…

    Sie erzählte noch von ihren drei Stiefkindern, den Dienstboten im Pfarrhaus, Pastor Yorks erster Predigt und den Damen in der Gemeinde, doch Lizzie war so entsetzt, daß sie sich darauf nicht mehr konzentrieren konnte.
    Daß ihre Mutter noch einmal heiraten könnte, war ihr nie in den Sinn gekommen. Dabei sprach im Grunde nichts dagegen; schließlich war Mutter erst vierzig. Sie konnte sogar noch Kinder bekommen.
    Was Lizzie schwer zu schaffen machte, war ein plötzliches Gefühl der Verlorenheit. High Glen war immer ihre Heimat gewesen. Gewiß, sie lebte jetzt in Virginia, hatte einen Ehemann und trug sein Kind unter dem Herzen - und doch war in ihrer Vorstellung High Glen immer ein Ort gewesen, an den sie zurückkehren konnte, falls sie wirklich einmal einer Zufluchtsstätte bedurfte. Und nun erfuhr sie, daß das Gut

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