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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Flackern den Schauplatz des Geschehens.
    Mack entdeckte Jen, die ebenfalls ins Wasser gefallen war.
    Sie schlug wild um sich und rang nach Luft. Er packte sie und stemmte sie aus dem Wasser.
    Mit erstickender Stimme schrie sie: »Wo ist Wullie?«
    Vielleicht hat er das Bewußtsein verloren, dachte Mack. Er schob sich quer durch den kleinen Tümpel, stieß mit Eimern von der nicht mehr arbeitenden Entwässerungsanlage zusammen. Endlich fand er eine im Wasser treibende Gestalt. Es war Wullie. Er fischte den kleinen Körper auf, hievte ihn neben seine Mutter auf die Plattform und kletterte selber hinaus.
    Wullie setzte sich auf und spuckte Wasser. »Gott sei Dank«, schluchzte Jen. »Er lebt.«
    Mack spähte in den Stollen. Hie und da flackerten noch, Feuergeistern gleich, versprengte Gasschwaden auf. »Los jetzt, die Treppe rauf!« sagte er. »Es kann noch eine Nachexplosion kommen.« Er zog Jen und Wullie hoch und schob sie die ersten Stufen hinauf. Jen nahm ihren Sohn auf und legte ihn sich über die Schulter - ein Federgewicht für eine Frau, die es gewohnt war, zwanzigmal in einer Fünfzehnstundenschicht einen vollen Kohlekorb diese Treppen hinaufzuschleppen.
    Mack zögerte und sah sich um. Noch immer züngelten Flammen an verschiedenen Stellen im Treppenschacht. Wenn die Treppe abbrannte, konnte es Wochen dauern, bis die Grube wieder betretbar war. Er löschte die Flammen mit Wasser aus dem Teich, dann folgte er Jen die Treppe hinauf.
    Oben angekommen, fühlte er sich ganz zerschlagen. Er war erschöpft, alles tat ihm weh, und ihm war schwindlig.
    Sofort war er umgeben von einer Menschentraube. Man schüttelte ihm die Hand, schlug ihm auf den Rücken, gratulierte ihm. Dann bildete sich eine Gasse für Jay Jamisson und seinen Begleiter, von dem nur Mack wußte, daß es Lizzie Hallim in Männerkleidern war.
    »Gut gemacht, McAsh,« sagte Jay. »Meine Familie weiß Ihren Mut zu würdigen.«
    Eingebildeter Geck, dachte Mack.
    »Gibt es kein anderes Mittel gegen das Grubengas?« fragte Lizzie.
    »Nein«, sagte Jay.
    »Natürlich gibt es eines!« widersprach Mack empört.
    »Ach ja?« Lizzie war ganz Ohr. »Welches?«
    Mack holte tief Luft. »Man braucht nur Lüftungsschächte anzulegen, durch die das Gas entweichen kann. Dann kommt es gar nicht erst zu solchen gefährlichen Konzentrationen.« Er machte eine Pause und atmete noch einmal tief durch. »Die Jamissons wissen das längst. Man hat es ihnen oft genug gesagt.«
    Unter den Bergleuten erhob sich zustimmendes Gemurmel.
    »Und warum bauen Sie dann keine?« fragte Lizzie, an Jay gewandt.
    »Von geschäftlichen Dingen verstehen Sie nichts, wie?« fragte Jay zurück. »Aber warum sollten Sie auch? Kein Geschäftsmann kann sich teure Förderkosten leisten, wenn es auch billiger geht. Er wird sofort von seinen Konkurrenten unterboten. Man nennt das politische Ökonomie.«
    »Nennen Sie's, wie Sie wollen«, keuchte Mack. »Einfache Leute nennen es Geiz.«
    »Genau! So ist es!« riefen ein oder zwei Bergleute.
    »Hören Sie, McAsh«, mahnte Jay. »Verderben Sie nicht  gleich wieder alles durch Ihre Anmaßung! Sie bekommen sonst ernsthafte Schwierigkeiten.«
    »Ich habe keine Schwierigkeiten mehr«, erwiderte Mack. »Heute ist mein zweiundzwanzigster Geburtstag.« Er hatte es nicht sagen wollen, doch nun war es heraus, und er konnte sich nicht länger zurückhalten. »Ich habe also noch nicht die volle Zeit von einem Jahr und einem Tag hier gearbeitet, noch nicht ganz. Und ich werde es auch niemals tun.« Die Menge verstummte plötzlich, und Mack überkam ein fast heiteres Gefühl der Freiheit. »Ich kündige, Mr. Jamisson. Leben Sie wohl.« Mit diesen Worten kehrte er Jay den Rücken und ging. Es herrschte tiefes Schweigen.

Kapitel 9
    ALS LIZZIE UND JAY INS SCHLOSS ZURÜCKKEHRTEN, waren acht oder neun Bedienstete gerade dabei, Feuer zu machen, und scheuerten bei Kerzenlicht die Steinfliesen. Lizzie, schwarz von Kohlestaub und fast hilflos vor Müdigkeit, flüsterte Jay ein Dankeschön zu und taumelte die Treppe hinauf.
    Jay befahl, eine Badewanne und heißes Wasser in sein Zimmer zu schaffen, und als alles gerichtet war, setzte er sich hinein und schrubbte sich mit einem Bimsstein den schwarzen Staub von der Haut.
    In den vergangenen achtundvierzig Stunden hatten sich mehrere Ereignisse zugetragen, die für sein künftiges Leben von entscheidender Bedeutung waren: Sein Vater hatte ihn mit einem lächerlichen Präsent abfinden wollen, seine Mutter hatte Vater verflucht,

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