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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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gerettet.«
    Daß Mack Schotte war, erkannten die Londoner, sobald er den Mund aufmachte. Ihm selbst war es erst hier in der Stadt zu Bewußtsein gekommen, daß er Dialekt sprach. In Heugh redeten alle Menschen so wie er; selbst die Jamissons sprachen ein gemäßigtes Schottisch. In London war der Dialekt wie eine Erkennungsmarke.
    Er musterte das Mädchen. Es hatte dunkle, gestutzte Haare. Das hübsche Gesicht begann nach den erlittenen Schlägen bereits an mehreren Stellen anzuschwellen. Der Körper war noch der eines Kindes, doch in den Augen lag der wissende Blick eines Erwachsenen. Das Kind sah ihn wachsam an und fragte sich offensichtlich, was Mack von ihm wollte.
    »Tut dir was weh?« fragte er.
    »Ja, natürlich!« Sie hielt sich die Seite. »Du hättest dieses Arschloch abmurksen sollen!«
    »Was hast du ihm getan?«
    »Hab' versucht, ihn zu beklau'n, als er Cora vögeln wollte.«
    Mack nickte. Daß Prostituierte manchmal Komplizen hatten,  die ihre Freier beraubten, hatte er schon gehört.
    »Möchtest du etwas zu trinken?« fragte er.
    »Au ja! Für'n Gin küss' ich 'n Papst sein' Arsch!«
    Eine derartige Redeweise war Mack bisher nicht untergekommen, schon gar nicht aus dem Munde eines kleinen Mädchens. Er wußte nicht, ob er lachen oder schockiert sein sollte.
    Auf der anderen Seite der Straße lag der Bär, jenes Gasthaus, in dem Mack den Bullen von Bermondsey bezwungen und damit dem Zwerg ein Pfund abgeknöpft hatte. Sie gingen hinüber. Mack besorgte drei Krüge Bier, und sie suchten sich eine stille Ecke zum Trinken.
    Am schnellsten trank das Mädchen. Nach ein paar Zügen war der Krug fast leer. »Bist ein guter Kerl, Schotte«, sagte es.
    »Ich heiße Mack«, erwiderte er. »Und das hier ist Dermot.«
    »Ich bin Peggy. Die Leute nennen mich ›die schnelle Peg‹.«
    »Weil du so schnell trinkst, was?«
    Peg grinste. »Wer nicht schnell säuft in dieser Stadt, dem wird sein Drink geklaut. Wo komms'n du her, Schotte?«
    »Aus einem Dorf namens Heugh, ungefähr fünfzig Meilen von Edinburgh entfernt.«
    »Und wo is' Edinburgh?«
    »In Schottland.«
    »Und wie weit is' Schottland von hier?«
    »Eine Woche mit dem Schiff, die Küste entlang.« Es war eine lange Woche gewesen. Mack konnte mit dem Meer nicht viel anfangen. Nach fünfzehn Jahren Plackerei unter Tage wurde ihm beim Anblick des endlosen Ozeans schwindlig. Trotzdem hatte er bei jeder Wetterlage hoch hinauf in die Takelage klettern müssen, um Seile zu knüpfen. Nein, die Seefahrt war seine Sache nicht. »Mit der Postkutsche dauert es, soviel ich weiß, dreizehn Tage«, setzte er hinzu.
    »Warum bist du nach London gekommen?«
    »Um frei zu sein. Ich bin fortgelaufen. Die Arbeiter in den  schottischen Kohlebergwerken sind Sklaven.«
    »Wie die Schwarzen in Jamaika, was?«
    »Du weißt offenbar über Jamaika besser Bescheid als über  Schottland.«
    »Warum auch nicht?« Der versteckte Tadel ärgerte sie.
    »Schottland ist näher, sonst nichts.«
    »Das weiß ich doch längst!« Mack erkannte sofort, daß sie  log. Peg war trotz ihrer großen Sprüche nur ein kleines Mädchen. Sie rührte sein Herz.
    »Peg! Da bist du ja! Alles in Ordnung?« sagte eine atemlose Frauenstimme.
    Mack sah auf und erblickte eine junge Frau, deren Kleid die Farbe einer Apfelsine hatte.
    »Hallo, Cora!« sagte Peg. »Ein schöner Prinz aus Schottland hat mir das Leben gerettet. Darf ich vorstellen? Das ist Jock McKnock.«
    Lächelnd wandte sich Cora an Mack: »Vielen Dank, daß du ihr geholfen hast. Hoffentlich hast du dir nicht dabei diese blauen Flecken im Gesicht geholt.«
    Mack schüttelte den Kopf. »Nein, das war eine andere Schlägerei.«
    »Wie wär's mit einem Gin, meine Herren? Auf meine Rechnung. «
    Mack wollte dankend ablehnen - er stand mehr auf Bier - , aber Dermot kam ihm zuvor: »Ja, gerne. Sehr freundlich von Ihnen.«
    Mack sah ihr nach, als sie zum Schanktisch ging. Sie war ungefähr zwanzig Jahre alt, hatte ein engelhaftes Gesicht und einen Schöpf feuerroter Haare. So jung, so hübsch - und schon Hure, dachte Mack. Ein Jammer.
    »Dann hat sie's also mit dem Kerl getrieben, der hinter dir her war, oder?« fragte er Peg.
    »Meis'ns kann se sich das sparen, da komm's gar nich so weit«, erwiderte Peg altklug. »Da läßt'se 'n Freier inne Gasse  stehen, Höschen inne Kniekehlen, Schwänzchen inne Höh…«
    »Während du dich mit seiner Geldkatze davonmachst, was?«
    »Ich? Wie komms'n darauf? Ich bin doch Kammerzofe bei  Königin

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