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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Charlotte.«
    Cora kam zurück und setzte sich neben Mack. Sie hatte ein schweres, aromatisches Parfüm aufgelegt. Es duftete nach  Sandelholz und Zimt. »Was führt dich nach London, Schotte?«
    Er starrte sie an. Sie war sehr attraktiv. »Ich suche Arbeit.«
    »Schon was gefunden?«
    »Nicht viel.«
    Cora schüttelte den Kopf. »Ein beschissener Winter, kalt wie  in der Gruft, und der Brotpreis wahnsinnig hoch… Es gibt zu viele Männer wie euch zwei.«
    »Deshalb fing mein Papa vor zwei Jahren mi' m Klauen an«, warf Peg ein. »Hat sich bloß zu dumm angestellt dabei.«
    Widerstrebend wandte Mack den Blick von Cora ab und drehte sich zu dem Mädchen um. »Was ist denn mit ihm passiert?«
    »Hat mi'm Sheriff sein' Kragen getanzt.«
    »Was?«
    »Er wurde gehängt, meint sie«, erklärte Dermot.
    »O Gott, das tut mir leid«, sagte Mack.
    »Spar dir dein Mitleid, Schottenfurz, da wird mir kotzübel von.«
    Peg war eine harte Nuß. »Schon gut, schon gut, ich lasse es bleiben«, sagte Mack beschwichtigend.
    »Ich kenne wen, der draußen in den Docks Kohlelöscher sucht«, sagte Cora. »Sie müssen die Schiffe entladen. Die Arbeit ist so schwer, daß nur junge Männer genommen werden. Fremde werden aber bevorzugt, weil sie sich nicht so schnell beschweren wie die Städter.«
    »Ich nehme jede Arbeit an«, meinte Mack und dachte an Esther.
    »Die Kohlelöschertrupps werden allesamt von Gastwirten unten in Wapping angeführt. Einen von denen kenne ich, Sidney Lennox von der Sonne.«
    »Ordentlicher Mann?«
    Cora und Peg lachten, und Cora sagte: »Ein verlogenes, übellauniges, betrügerisches, stinkendes und stets besoffenes  Schwein. Aber die anderen sind genauso. Ihr habt keine Wahl.«
    »Bringst du uns zur Sonne?«
    »Auf deine Verantwortung«, sagte Cora.
    Ein warmer Nebel aus Schweißdunst und Kohlestaub erfüllte den stickigen Stauraum im Holzbauch des Schiffes. Mack stand auf einem Kohleberg und schaufelte dicke Kohlebrocken in einen Sack. Er arbeitete in gleichbleibendem Rhythmus. Es war eine brutale Schufterei. Er war schweißbedeckt, und seine Arme schmerzten. Dennoch war er guten Mutes. Er war jung und stark, verdiente gutes Geld - und war kein Sklave mehr.
    Macks Trupp zählte insgesamt sechzehn Mann. Sie beugten sich über ihre Schaufeln, grunzten, schwitzten, fluchten und ulkten herum. Bei den anderen handelte es sich überwiegend um junge, kräftige Bauernburschen aus Irland - für schwachbrüstige Städter war der Job zu hart. Dermot war mit seinen dreißig Jahren der älteste im Trupp.
    Die Kohle, so schien es, ließ Mack nicht los. Doch ohne Kohle lief nichts mehr in der Welt. Mack überlegte, wo die Kohle, die er hier schaufelte, letztlich hinkam: Alle Londoner Salons wollten beheizt werden, Tausende von Küchenherden, die Backöfen der Bäckereien, die Brauereien… Sie alle brauchten Brennstoff und Energie. Der Kohlehunger dieser Stadt war unersättlich.
    Es war Samstagnachmittag, und das Schiff, die Black Swan aus Newcastle, war schon fast leer. Voller Vorfreude überschlug Mack seinen Verdienst, den er am Abend ausbezahlt bekommen würde. Die Black Swan war das zweite Schiff, das sie in dieser Woche löschten. Sie bekamen sechzehn Pence, also einen Penny pro Mann, für jeweils zwanzig Sack Kohle. Ein starker Mann mit einer großen Schaufel füllte einen Sack in zwei Minuten. Nach seiner Kalkulation konnte heute abend jeder mit ungefähr sechs Pfund rechnen.
    Es gab allerdings Abzüge. Sidney Lennox, der Vermittler oder »Unternehmer«, stellte den Arbeitern an Bord immer große Mengen an Bier und Gin zur Verfügung. Um den Flüssigkeitsverlust durch das ständige Schwitzen auszugleichen, waren sie gezwungen, viel zu trinken, doch Lennox gab ihnen mehr als nötig, und die meisten Männer tranken dementsprechend über den Durst, auch Gin. Als Folge davon passierte dann bis zum Ende des Tages auch jeweils mindestens ein Unfall. Und umsonst gab es den Alkohol natürlich auch nicht. Mack konnte also nicht genau sagen, wieviel Geld unter dem Strich übrigbleiben würde, wenn er am Abend in der Sonne ausbezahlt wurde. Doch selbst, wenn Lennox die Hälfte des Lohns einbehielt eine Schätzung, die mit Sicherheit übertrieben war - , wäre der Rest noch immer doppelt so hoch wie der Wochenverdienst eines Kohlekumpels.
    Wenn es so weitergeht, kann ich Esther in ein paar Wochen nachkommen lassen, dachte Mack. Die Aussicht, in naher Zukunft auch seine Zwillingsschwester aus der Sklaverei befreien zu

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