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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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    Mack schulterte seine Schaufel und ging an Deck. Es war kalt und nebelig, doch die Hitze im Laderaum hatte ihn innerlich aufgewärmt. Als der letzte Sack Kohle ins Boot flog, jubelten die Kohlelöscher lauthals auf.
    Mack verhandelte mit dem Ersten Maat. Das Boot hatte eine Kapazität von fünfhundert Säcken. Beide hatten sie gezählt, wie oft es ans Ufer gefahren und wieder zurückgekehrt war. Ihre Zahlen deckten sich. Dann gingen sie gemeinsam zur Kajüte des Kapitäns.
    Mack hoffte, daß man ihm nicht noch in letzter Minute irgendwelche Fußangeln legte. Sie hatten ihre Arbeit getan und mußten jetzt bezahlt werden - oder?
    Der Kapitän war ein magerer Mann mittleren Alters mit einer großen roten Nase und roch nach Rum. »Schon fertig?« sagte er und bat sie herein. »Ihr seid schneller als die normalen Trupps. Wieviel Kohle war's?«
    »Elftausendneunhundertundsieben Sack«, sagte der Erste Maat, und Mack nickte. Jeder Mann bekam einen Penny pro zwanzig Sack. Der Kapitän berechnete die Endsumme mit einer Rechenmaschine. Mack, der gewohnt war, für das Gewicht der von ihm geförderten Kohle bezahlt zu werden, konnte der Berechnung im Kopf folgen, obwohl sie ziemlich kompliziert war. Es ging schließlich um seinen Lohn.
    An einer Kette, die an seinem Gürtel befestigt war, trug der Kapitän einen Schlüssel, mit dem er nun eine Truhe öffnete, die in der Zimmerecke stand. Neugierig sah Mack, wie er der Truhe eine kleinere Kassette entnahm, sie auf den Tisch stellte und öffnete. »Ich schulde Ihnen genau neununddreißig Pfund und vierzehn Schilling«, sagte er. »Die restlichen sieben Sack habe ich auf zehn aufgerundet.« Er zahlte das Geld aus.
    Der Kapitän gab Mack einen Leinenbeutel zum Transport des Arbeitslohns. Er enthielt viele Pennys, damit Mack seine Leute auch auf Heller und Pfennig genau bezahlen konnte. Mack empfand ein tiefes Gefühl der Befriedigung, als er das Geld in der Hand hielt. Jeder Kohlelöscher seines Trupps hatte fast zwei Pfund und zehn Shilling verdient - das war in zwei Tagen mehr Geld, als sie bei Lennox in der ganzen Woche verdienten. Noch wichtiger war jedoch, daß sie damit bewiesen hatten, daß sie für ihre Rechte einstehen und der Gerechtigkeit Geltung verschaffen konnten.
    Mit gekreuzten Beinen saß er auf dem Schiffsdeck und zahlte seine Leute aus.
    Der erste, der an der Reihe war, Amos Tipe, sagte zu ihm: »Ich danke dir, Mack. Gott segne dich, mein Junge.«
    »Spar dir deine Dankesrede«, widersprach Mack. »Du hast dir das Geld verdient.«
    Trotz seines Protests dankten ihm auch die nächsten, als wäre er ein Fürst, der Almosen verteilte.
    »Es ist ja nicht nur das Geld«, sagte Mack zu Slash Hardy, dem dritten Mann, der vortrat. »Wir haben auch unsere Würde zurückgewonnen.«
    »Die Würde kannst du behalten, Mack«, erwiderte Slash. »Gib mir bloß das Geld.« Die anderen lachten.
    Mack fuhr fort, die Münzen auszuzahlen, aber insgeheim ärgerte er sich ein wenig über seine Mitarbeiter. Warum erkennen sie nicht, daß es um mehr geht als nur um die heutigen Löhne, dachte er. Sollen sie sich doch von den Unternehmern ausnehmen lassen, wenn sie zu dumm sind, sich um ihre eigenen Interessen zu kümmern. Sie verdienen es ja gar nicht anders…
    Die Freude über seinen Erfolg konnten solche Bedenken indes nicht trüben. Auf der Fahrt ans Ufer waren die Männer so ausgelassen, daß sie zu singen begannen. Es war ein sehr frivoles Lied mit dem Titel Der Bürgermeister von Bayswater, und Mack sang mit, so laut er konnte.
    Der Morgennebel hob sich, als Mack, beschwingten Schrittes und eine muntere Melodie auf den Lippen, in Dermots Begleitung nach Spitalfields zurückkehrte. Als er sein Zimmerbetrat, erwartete ihn eine angenehme Überraschung. Auf dem dreibeinigen Schemel saß in einem nußbraunen Mantel Cora, Pegs rothaarige Freundin. Sie duftete nach Sandelholz, schwenkte ein wohlgeformtes Bein und trug ein flottes Hütchen auf dem Kopf.
    Sie hatte seinen Umhang, der normalerweise auf der Strohmatratze lag, vom Bett aufgenommen und streichelte den Pelz. »Wo hast du den denn her?« fragte sie.
    »Den hat mir eine feine Dame geschenkt«, antwortete Mack grinsend. »Was treibst denn du hier?«
    »Ich wollte dich besuchen«, sagte Cora. »Wenn du dir das Gesicht wäschst, darfst du mit mir ausgehen - vorausgesetzt  natürlich, du bist nicht schon mit irgendwelchen feinen Damen zum Tee verabredet.«
    Ihr Vorschlag schien ihm nicht ganz geheuer zu sein, denn Cora

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