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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Fielding war blind, was ihn bei seiner Arbeit aber nicht zu behindern schien. Er war ein berühmter Reformrichter, den Jay für viel zu nachsichtig hielt. Von Fielding stammte der Satz, daß Armut die Ursache des Verbrechens war, und das klang so, als wolle jemand behaupten, die Ehe sei die Ursache des Ehebruchs.
    Die jungen Offiziere hofften immer auf einen heißen Einsatz. Jay ging es nicht anders, aber er hatte auch Angst. Bislang war er noch nie in einen ernsten Kampf geraten, in dem Schwert oder Gewehr erforderlich gewesen wäre.
    Der Tag schleppte sich dahin. Die patrouillierenden Hauptleute genehmigten sich abwechselnd kleine Ruhepausen und tranken dabei ein Gläschen Wein. Der Nachmittag neigte sich bereits dem Ende zu, als Jay, just in dem Augenblick, da er seinem Pferd einen Apfel zu fressen gab, von Sidney Lennox angesprochen wurde.
    Das Herz rutschte ihm in die Hose. Lennox wollte sein Geld. Zweifellos hatte er bereits bei seinem Besuch im Haus am Grosvenor Square beabsichtigt, seine Forderungen zu stellen, sich wegen der anstehenden Hochzeit dann aber eines anderen besonnen.
    Jay konnte ihm nichts zahlen. Und er hatte furchtbare Angst, Lennox könne sich an seinen Vater wenden.
    Er versuchte es auf die forsche Tour. »He, Lennox, was treiben Sie denn hier? Wußte gar nicht, daß Sie zur Wilkes-Bande gehören!«
    »John Wilkes kann sich zum Teufel scheren«, erwiderte Lennox. »Ich komme wegen der hundertfünfzig Pfund, die Sie bei Lord Archers Pharao-Runde verloren haben.«
    Jay erbleichte bei der Erwähnung der Summe. Sein Vater gab ihm dreißig Pfund im Monat, und schon die reichten hinten und vorne nicht. Er hatte keine Ahnung, woher er so schnell hundertfünfzig Pfund nehmen sollte. Allein bei der Vorstellung, Vater könnte von den neuen Spielschulden Wind bekommen, wurde ihm schwach in den Knien. Er würde alles tun, um das zu vermeiden.
    »Ich muß Sie wohl bitten, sich noch ein wenig zu gedulden«, sagte er; es war ein schwacher Versuch, eine Art überlegene Lässigkeit zu demonstrieren.
    Lennox ging auf seine Bemerkung nicht direkt ein. »Ich glaube, Sie kennen einen Mann namens McAsh«, sagte er.
    »Leider ja.«
    »Er hat - mit Hilfe von Caspar Gordonson - seine eigene Kohlelöschergang aufgemacht. Die beiden stiften eine Menge Unfrieden.«
    »Das überrascht mich ganz und gar nicht. Der hat schon im Bergwerk meines Vaters sein Unwesen getrieben.«
    »McAsh ist nicht das einzige Problem«, fuhr Lennox fort. »Dermot Riley und Charlie Smith, seine beiden Kumpane, haben mittlerweile auch ihre eigenen Trupps. Das Beispiel macht Schule. Am Wochenende wollen weitere Gangs auf eigene Rechnung löschen.«
    »Das wird euch Unternehmer ein Vermögen kosten.«
    »Wenn wir diesem Treiben nicht Einhalt gebieten, wird es unser Gewerbe ruinieren.«
    »Sei's drum - mein Problem ist das nicht.«
    »Aber Sie könnten mir helfen.«
    »Das bezweifle ich.« Jay hatte kein Interesse, sich auf die  Geschäfte dieses Mannes einzulassen.
    »Es wäre mir einiges Geld wert.«
    »Wieviel?« fragte Jay vorsichtig.
    »Einhundertfünfzig Pfund.«
    Mit einem Schlag war Jay ganz Ohr. Die Aussicht auf eine Tilgung seiner Schulden kam ihm vor wie eine göttliche Fügung. Nur - verschenken tat Lennox solche Summen nicht. Die Gegenleistung, die er verlange n würde, mußte es in sich haben. »Was soll ich tun?« fragte er mißtrauisch.
    »Ich möchte, daß die Schiffseigner McAsh und seine Trupps nicht mehr anheuern. Einige von ihnen sind selber als Unternehmer tätig und werden von daher sicher mitmachen. Die meisten sind jedoch unabhängig, und der größte und einflußreichste von ihnen ist Ihr Vater. Wenn er sich beteiligt, hat das Signalwirkung. Er zieht die anderen mit.«
    »Und warum sollte er? Er interessiert sich nicht für Kohlelöscher und Unternehmer.«
    »Er ist Ratsherr von Wapping, und die Unternehmer verfügen über eine Menge Stimmen. Er täte gut daran, unsere Interessen zu vertreten. Abgesehen davon, sind diese Kohlelöscher ein rebellisches Gesindel, das unter unserer Kontrolle noch am besten aufgehoben ist.«
    Jay runzelte die Stirn. Es war ein schwieriger Auftrag. Er hatte nicht den geringsten Einfluß auf seinen Vater. Sir George ließ sich von kaum jemandem in seine Geschäfte hineinreden. Aber Jay blieb nichts anderes übrig: Er mußte es versuchen.
    Die Menge war unruhig geworden, was darauf hindeutete, daß Wilkes das Gerichtsgebäude verließ. Hastig sprang Jay aufs Pferd. »Ich sehe, was ich tun

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