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Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Titel: Die Brückenbauer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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wie er peinlich berührt bemerkte, immer aufreizender. Oscar starrte die Tänzerinnen auf eine Weise an, die in der zivilisierten Welt als sehr unpassend gegolten hätte.
    Das Essen wurde auf Palmenblättern von jungen, fast nackten Frauen serviert, und es wurden weitere Kalebassen mit Fruchtwein gereicht. Dabei wurde unentwegt getanzt. Die knusprige Haut des Spanferkels knackte wundervoll zwischen den Zähnen, einen solchen Kräutergeschmack hatte Oscar noch nie auf seiner Zunge verspürt, scharf und süß zugleich, einfach himmlisch. Der arabische Einfluss aus den Zeiten des Sklavenhandels hatte nicht dazu geführt, dass die Barundi den Genuss von Schweinefleisch und Wein ablehnten. Aber er war an ihrem Äußeren zu erkennen. Die tanzenden Frauen, deren Körper mittlerweile von Schweiß glänzten, glichen eher schwarzen Europäerinnen als Afrikanerinnen, etliche hatten schmale und spitze, nicht breite Nasen. Oscar nahm an, dass es sich um eine arabischafrikanische Mischung handelte. Aber wie war es dazu gekommen?
    Als er die Königin darauf ansprach, lachte diese und sprach ausweichend von Gastfreundschaft und Gästen, die lange verweilt hätten.
    Oscar stiegen die Getränke zunehmend zu Kopf, doch nicht wie bei einem normalen Rausch. Er träumte und hatte Visionen, war aber gleichzeitig hellwach, den Blick auf die wunderbaren, verschwitzten Frauenkörper gerichtet. Ihre Haare waren zu kleinen Zöpfchen geflochten, ihre Brüste bewegten sich beim Tanz, und ihre runden Hinterteile, die sie ab und zu alle zugleich den Gästen zuwandten und auf eine Art bewegten, die starke Gefühle bei ihm hervorriefen,
ihre strahlenden Augen, die ständig seinen Blick suchten, die Kräuter, die ihn auf diese fremdartige Art berauschten, der Wein, der ihn auf die bekannte Art berauschte, all das vereinte sich zu einem halluzinatorischen Wachtraum. Er empfand eine unbezwingbare, aber natürlich höchst unpassende Lust, über der seine Uniformhose ausbeulte.
    Zwei der Frauen bewegten sich rhythmisch, aber zielstrebig auf Hassan Heinrich zu, packten ihn und zogen ihn mit sich in den nicht erleuchteten Teil des Dorfes, während die übrigen Tänzerinnen lachten und applaudierten und dann in den Rhythmus zurückkehrten. Kein Schauspiel hatte Oscar jemals so beeindruckt, das war nicht die Semperoper, das war ein wunderbar wirklicher Traum.
    Eine der Frauen war schöner als alle anderen. Anhand welcher Kriterien er dies für sich entschied, hätte er nicht sagen können, aber es war seine feste Überzeugung. Recht bald hatte er nur noch Augen für sie, und sie begegnete seinem Blick ohne Scheu und lächelte ihn an, während sie, ohne aus dem Takt zu geraten, den komplizierten Bewegungen der Tanztruppe folgte. Ihre Füße waren klein und schmal und ihre Fußsohlen fast weiß.
    Nach einem letzten Stück Spanferkel mit reichlich grüner Gewürzpaste hörte er auf zu essen. Glücklich legte er den Kopf in den Nacken und sah, wie die Sterne über ihm sich bewegten und wie sich das Kreuz des Süden langsam wie ein Riesenrad drehte. Zwei der Tänzerinnen holten Kadimba ab, der sich nicht zweimal bitten ließ und bei dem sich, wie Oscar verlegen registrierte, eine riesige Erektion unter dem Stoff seiner Hose abzeichnete, als er sich fröhlich ins Dunkel entführen ließ. Er selbst hatte
auch eine heftige Erektion. Unkontrollierbare Traumbilder blitzten im Takt der Trommeln und des Gesangs vor seinem inneren Auge auf. Er sah den Fjord zu Hause in Norwegen, oder war es das smaragdgrüne Wasser bei Sansibar?
    Sie war eine der beiden Frauen, die ihn abholten, und begleitet vom an-und abschwellenden Jubel der Tänzerinnen führten sie ihn ins Dunkel und in eine leere Hütte mit einer breiten Pritsche, die mit weichen Fellen bedeckt war und nicht mit dem sonst in Afrika üblichen harten, kurzhaarigen Pelz. Sitatunga , Sumpfantilope, war sein letzter Gedanke.
    Denn danach dachte er nichts mehr, alles war nur noch ein Traum, seine Hände auf ihren geschmeidigen Körpern wie aus einem Märchen, ihre Rundungen, die schweißglänzende Haut, der runde, muskulöse Po, ihre Brüste, die breiten, weichen Lippen. In seinem Traum machte er alles mit ihnen, immer wieder, mit unerschöpflicher Kraft. Und sie waren ebenso unersättlich wie er, und er verließ die Welt, in der er bisher gelebt hatte, in der er alles über das Benehmen eines wohlerzogenen Mannes gelernt hatte. Er flog, ja er hatte das Gefühl, in rasendem Tempo in geringer Höhe über die

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