Die Brückenbauer: Roman (German Edition)
wenn sie ihren Verbündeten Nachschub lieferten.
Später in den Abendstunden befand sich kein einziger nüchterner deutscher Soldat, weder schwarz noch weiß, in der eroberten Festung. Wäre zu diesem Zeitpunkt eine englische Truppe eingetroffen, hätte der Krieg für die deutschen Soldaten ein rasches und unbehagliches Ende genommen.
In den folgenden Wochen wurde ein portugiesischer Grenzposten nach dem anderen eingenommen, wodurch sie in den Besitz weiterer Kanonen, Maschinengewehre und etwa einer Million Gewehr-und Maschinengewehrpatronen kamen. Als der Regen kam, hatten sie sich auf dem Makondeplateau in Sicherheit gebracht und feierten eine ungewöhnlich kalte Weihnacht. Silvester wurde es
besser, besonders für Werner Schönfeldts Sonderkommando, da dieser darauf bestanden hatte, aus Negomano zwei Kisten Champagner mitzuschleppen.
Über den Krieg in Europa wussten sie nichts, seit einem halben Jahr hatte sie keine Nachricht mehr von dort erreicht.
Die deutsche Truppe verweilte den größten Teil des Jahres 1918 auf portugiesischem Gebiet, da diese Strategie große Vorteile bot. Sie gingen stets siegreich aus den kleinen Gefechten hervor, die sie einleiteten, die portugiesischen Festungen waren leicht zu erobern, und wenn die Portugiesen Adjutanten losschickten, um Hilfe von den Engländern anzufordern, ließ man diese gelegentlich absichtlich entkommen, um anschließend die Hilfstruppen in einen Hinterhalt zu locken. Am 3. Juli vernichteten Kempner und von Ruckteschell eine solche Hilfstruppe, die aus einem portugiesischen Bataillon und zwei englischen Kompanien bestand. General Gore-Browne, der seine Truppe ins Verderben führte, gehörte zu den wenigen Überlebenden, da er sich ganz am Ende seiner Truppen versteckt hatte. Er wurde gefangen genommen, aber bald freigelassen, da man keine vernünftige Verwendung für englische Gefangene hatte, nicht einmal für Generäle. Schließlich gab es keine deutschen Kriegsgefangenen, die man gegen sie hätte austauschen können.
Es hätte ewig so weitergehen können. Das schwierige, stark kupierte Waldgebiet stellte für die zahlenmäßig überlegenen englischen Truppen eine große Behinderung dar. Sie konnten nie wissen, wo die Feinde lauerten, ihre
Motorfahrzeuge funktionierten nicht, und ihre Pferde waren tot.
Über ein halbes Jahr lang hatte das Sonderkommando Werner immer dieselbe Aufgabe. Sie bildeten die Nachhut, verschanzten sich, tarnten sich und warteten ab. Kleinere Feindestrupps auf ihren Spuren versuchten, sie zu eliminieren. War die gegnerische Streitmacht ihnen überlegen, erschossen sie möglichst viele englische Offiziere und zogen sich dann zurück. Das war eine sehr effektive Taktik. Bei jedem solcher Zusammenstöße musste der Feind haltmachen und eine Aufklärungseinheit losschicken, um herauszufinden, ob man nur auf einen kleinen Trupp Scharfschützen gestoßen oder ob man in einen Hinterhalt des gesamten deutschen Haupttrupps geraten war.
Militärisch war die Lage also gut. Aber nicht politisch. Der Krieg konnte jederzeit vorbei sein, und bei Kriegsende musste sich die Von-Lettow-Vorbeck-Truppe auf deutschem Territorium befinden. Damit begründete er dann auch, dass man zurückkehren würde, ganz gleichgültig, was ein Aufenthalt in Mosambik für Vorteile hatte.
Der Rückzug gestaltete sich schwierig, da sie von einer Pockenepidemie heimgesucht wurden und sich eine Grippe mit schwerem Husten ausbreitete. Jeden Tag mussten sie Tote begraben.
Während dieser Zeit bildete das Sonderkommando Werner die Nachhut, um durch kurze Angriffe auf die englischen und südafrikanischen Verfolger den Rückzug zu decken.
Je weiter sie in Deutsch-Ostafrika vorrückten, desto einfacher war es für die südafrikanische Kavallerie, die jetzt
neue Pferde requirieren konnte. Oscar und Kadimba kehrten zu ihrer Taktik zurück, auf die Pferde statt auf die Reiter zu schießen.
Oscar wurde immer müder, nicht körperlich, sondern geistig. Er lag auf der Lauer und wartete auf den richtigen Augenblick. Dann feuerten Kadimba und er einige Schüsse ab und zogen sich zurück, tagaus, tagein, eine Woche nach der anderen.
Es kam ihm immer unwirklicher vor, mehr wie ein böser Traum als wie eine Angelegenheit, bei der es um Leben und Tod ging. Sie besaßen zusammen noch siebzehn Patronen für ihre 10,2-Millimeter-Mausergewehre. Bald würden sie die kleinkalibrigen Gewehre in Betrieb nehmen müssen, die auch alle anderen benutzten.
Seine Fußwanderung von Rufiji nach
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