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Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Titel: Die Brückenbauer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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würde noch einen Monat dauern, bis ihnen die nächste Regenzeit wieder eine Gnadenfrist gewährte. Allerdings wusste niemand, wo.
    Die Pioniere begannen, an hoch gelegenen Punkten des Lagers regensichere Krankenbaracken zu bauen, und die Männer versammelten sich um die Listen, auf denen stand, welche Einheiten wann und wo untersucht werden würden.
    Werner Schönfeldts Sonderkommando sollte erst in einigen Stunden die Kontrollstation aufsuchen und zog sich daher in das eigene, kleinere Zeltlager zurück, das sie am Rand des Hauptlagers errichtet hatten. Sie setzten sich vor den Zelten in einen Kreis, und jeder hoffte, dass ein anderer zuerst etwas sagte. Anfänglich schwiegen alle, dann versuchte Werner, die Versammlung damit aufzumuntern, dass sie vermutlich alle die ärztliche Untersuchung überstehen würden, keiner der Versammelten würde aufgeben und sich in Kriegsgefangenschaft begeben müssen.
    Alle hofften, dass Major Werner recht hatte. Bei näherem Nachdenken lebten sie besser als die meisten anderen
Truppen. Sie waren oft allein in Aufklärungs-oder Sabotageaufträgen unterwegs, die in der Regel von einer Woche bis zehn Tage dauerten. Sie tranken nie verunreinigtes Wasser, sie aßen mehr frisches Fleisch als die anderen, insbesondere seit Kadimba sich ihnen angeschlossen hatte und sie über zwei Jäger verfügten. Da sie meist für sich blieben, war die Gefahr, an der Hustenkrankheit und anderen tückischen Dingen zu erkranken, bedeutend geringer.
    Oscar machte sich Sorgen wegen seines gelegentlich wiederkehrenden Fiebers, von dem man nicht so recht wusste, wo es herkam. Im Augenblick war er allerdings recht gut in Form. Kadimba hatte sich seit Langem von den Folgen seiner Sklavenzeit bei den Engländern erholt, in der er gegen Ende nur noch eine Handvoll Maniokbrei am Tag zu essen bekommen hatte. Das Sonderkommando Werner würde also vermutlich vollzählig am nächsten Tag weiterziehen, denn so war offenbar der Plan. Es stellte sich allerdings die Frage, wohin sie sich dieses Mal zurückziehen sollten. Und ob der Auftrag ihrer Gruppe wieder sein würde, die Nachhut zu bilden und gezielt auf englische Offiziere zu schießen. »Melonenschüsse« nannten sie das im Scherz. Kadimba hatte ebenfalls eine Mauser mit größerem Kaliber aufgetrieben, und sie besaßen zusammen noch über hundert Patronen. Diese Munition mit der weichen Bleispitze war eigentlich für die Großwildjagd vorgesehen. Es hieß, diese Munition sei im Krieg verboten, und im Scherz wurden die beiden Scharfschützen als Kriegsverbrecher bezeichnet. Von Melonenschüssen war die Rede, weil die schwere Kugel die Köpfe unter den englischen weißen Tropenhelmen platzen ließ wie überreife Wassermelonen.
    Oscar weigerte sich nicht mehr, auf Menschen zu schießen,
nach seinem Geschmack konnten gar nicht genug von diesen verdammten Engländern sterben. Er war sogar unnötige Risiken eingegangen, indem er liegen geblieben war, um eine weitere Schießgelegenheit abzuwarten, wenn sich seine Kameraden bereits zurückgezogen hatten. Die Zweifel, die er noch vor zwei Jahren gehabt hatte, waren gänzlich verschwunden. Er bedauerte nur, dass ihm bislang noch kein Belgier vor die Flinte gelaufen war.
    Die medizinischen Anforderungen, die von Lettow-Vorbeck stellte, waren entweder sehr streng oder die gesundheitliche Verfassung der Haupttruppe vollkommen katastrophal. Paul von Lettow-Vorbeck, der zum Generalmajor befördert worden war und ein Blaues Kreuz um den Hals trug, im Soldatenjargon einen Blauen Max, befehligte jetzt eine Truppe, die nur noch aus zweihundertachtundsiebzig Deutschen, einem Norweger, vierzehn Dänen, eintausendsiebenhundert Askaris und dreitausend Trägern bestand.
    Dem Hauptfeind, im Augenblick war das der südafrikanische General Jaap van Deventer, standen laut deutschem Geheimdienst sechsundfünfzigtausend Mann zur Verfügung. Es hätte laut derselben Quelle schlimmer sein können, aber die Engländer hatten fünfzigtausend Inder abgezogen, weil sie Ärger mit einer Revolution in Afghanistan und einem Aufruhr in Indien hatten. Das war wichtiger, als den deutschen Truppen den Gnadenstoß zu versetzen.
    Nach der ärztlichen Untersuchung versammelte sich das Sonderkommando Werner im eigenen, etwas abgelegenen Lager, entzündete ein Feuer und teilte ein paar Flaschen Surrogatwhisky aus, die der Sozialist Günther Ernbach irgendwie organisiert hatte. Sie waren guter Dinge, trotz der massiven medizinischen Dezimierung. Aber

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