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Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Titel: Die Brückenbauer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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halten. Neben dem
Weg war der Schnee zu tief, und die Eiskruste trug nicht mehr. Bisher war es leicht bewölkt gewesen, jetzt brannte die Sonne von einem vollkommen blauen Himmel. Das grelle Licht, das von den schneebedeckten Hängen und Gipfeln reflektiert wurde, war schmerzhaft. Sie setzten ihre Sonnenbrillen auf.
    In Finse gab es außer zwei Baracken nicht viel zu sehen. Die eine für die Arbeiter war bereits fertig, an der kleineren für die Ingenieure wurde noch gebaut. Daneben stand eine verschneite Jagdhütte aus Stein. Die Sonne hatte bislang erst das Dach freigelegt.
    In der nächsten Stunde wurde Lauritz dann von dem großartigsten Anblick verzaubert, der sich ihm je geboten hatte, dem des enormen Gletschers Hardangerjøkul. Wie eine blau schimmernde Raubtierpfote schob er sich vom Fjell an das Ufer eines graufleckigen Sees heran, auf dem das Eis gerade aufging. Die Müdigkeit nach dem langen Marsch beflügelte Lauritz’ Fantasie. Mehrmals drohte er zu stolpern, weil er seinen Blick nicht von dem Gletscher losreißen konnte. Der Gletscher verwandelte sich von einer Raubtierpfote in ein Märchenschloss für Fantasiewesen oder eher in ein Domizil der Götter, je nachdem, was die tief stehende Sonne im Westen für Schatten und Lichtskulpturen entstehen ließ. Wie alt war der Gletscher? Er hatte keine Ahnung, aber er musste mindestens aus der letzten Eiszeit stammen, die zehntausend Jahre zurücklag. Oder hatte er schon mehrere Eiszeiten erlebt?
    Je näher sie dem kleinen Arbeiterlager bei Finse kamen, desto breiter und zerwühlter von Pferdehufen und Schlittenkufen war der Transportweg. Das letzte Stück kamen sie vergleichsweise bequem vorwärts.
    Keiner der drei Männer hatte in der letzten Stunde ein Wort gesagt. Jetzt sah Skavlan zur Sonne hoch und fragte Berner, ob sie nicht doch gleich bis Hallingskeid weiterlaufen sollten, statt zu übernachten. Lauritz hielt das erst für einen schlechten Scherz, aber Berner schien das nicht so zu verstehen. Er dachte eine Weile nach und meinte dann, es sei vermutlich besser, die zwei Bauprojekte, die in der Nähe von Finse als Nächstes anstünden, zu besichtigen, dann zu Abend zu essen und am nächsten Morgen sehr zeitig aufzubrechen. Skavlan seufzte demonstrativ, bestand aber zu Lauritz’ Erleichterung nicht auf seinen Vorschlag. Er hätte keine weitere Stunde durchgehalten, und er begriff nicht, woher die beiden älteren Herren so ein Durchhaltevermögen hatten. Er hatte sich schon lange an die Höhenluft gewöhnt, daran konnte es also nicht liegen, an seiner Lungenkapazität war nichts auszusetzen. Die Schmerzen, mit denen er nach den Skitouren der ersten Wochen gekämpft hatte, waren verschwunden. Jetzt tat ihm trotzdem alles weh, wenn auch ganz andere Muskeln und außerdem die Knie. Aber hätten die beiden Chefs gesagt, dass man am selben Tag noch nach Hallingskeid weitermarschieren würde, wäre er, ohne eine Miene zu verziehen oder Einwände zu erheben, mitgegangen. Möglicherweise wäre er unterwegs gestorben oder zumindest ohnmächtig geworden. Aber lieber das als klagen.
    Sie richteten sich in der fertigen Hälfte der Ingenieursbaracke ein und begrüßten den Vormann, der aus Haugesund stammte.
    Von einer Pause konnte nicht die Rede sein. Skavlan zog Zeichnungen und Landkarten aus seinem Rucksack und bat Lauritz, einen Theodoliten mit Stativ mitzunehmen. Dann begaben sie sich wieder in den Schneematsch.
    Der schmale Finseå war teilweise noch von Eis bedeckt, aber dort, wo die Brücke geschlagen werden sollte, strömte das Wasser schon. Ein Brückenbau an dieser Stelle war unproblematisch und auch vor Ende des Sommers zu bewerkstelligen, vorausgesetzt, das gute Wetter hielt an. Sie vermaßen ein paar Punkte, um zu überprüfen, ob die Zeichnung stimmte, aber es schien nicht viel zu besprechen zu sein. Dann gingen sie ein Stück flussauf, bis sie den Eindruck hatten, das Eis sei dick genug, um ihn überqueren zu können. Lauritz fand trotzdem, dass es beunruhigend knackte, als er als der Schwerste der dreien den Fluss überschritt.
    Mühsam wateten sie durch den Schnee zum nächsten Bauprojekt, das bedeutend komplizierter war als die kleine Brücke. Die geplante Bahnlinie führte ein paar Kilometer von Finse entfernt direkt in den Berg. Hier würde ein Tunnel gebaut werden, der bereits auf den Namen Torbjørnstunnel getauft worden war.
    Bei Tunneln hing der Schwierigkeitsgrad normalerweise von der Dichte des Granits ab. Hier bestand ein zusätzliches

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