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Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Titel: Die Brückenbauer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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er nicht sterben. Er beschloss, einen humoristischen, angemessen selbstkritischen Bericht zu verfassen. Vom jungen Diplomingenieur, dessen Unsterblichkeit auf die Probe gestellt oder der an seine Sterblichkeit erinnert wurde. Oder musste die interessante Schlussfolgerung lauten, dass für den Bau der Bergenbahn gar nicht die beste theoretische Ausbildung erforderlich war? Die technischen Probleme waren eher belanglos, es gab nur eine einzige Brücke, die technisch anspruchsvoll war. Alles andere, Brücken, Tunnel, Einschnitte und Bahndämme, beruhte auf Kenntnissen, die bereits ein halbes Jahrhundert alt waren. Alle, die gesagt hatten, es gebe keine ausreichend fähigen Ingenieure in Norwegen, um die Bergenbahn zu bauen, hatten unrecht gehabt. Es hing nicht von den theoretischen Kenntnissen der Ingenieure ab, sondern von ihrer
praktischen Fähigkeit zu überleben. Eine Eisenbahn war eine Eisenbahn. Der Unterschied war, dass man hier oben bei Orkanwinden und in achtzehn Meter hohen Schneewehen baute.
    Vielleicht sollte er sich beim Schreiben nicht allzu sehr in Einzelheiten verlieren, um Ingeborg nicht zu langweilen.
    Plötzlich stießen sie gegen den Giebel der Ingenieursbaracke direkt unter dem Dachfirst. Als Lauritz seine Schneebrille auszog, entdeckte er, dass diese ganz mit Eis bedeckt war. Es war noch nicht einmal vier Uhr, und im Schneesturm war es immer noch hell. Das war ihm nicht klar gewesen, denn er war in der letzten Stunde halb blind gewesen.
    Sie krochen um das Haus herum. Das Fenster des Büros war von innen verriegelt. Wie sollten sie jetzt ins Haus gelangen? Daniel klopfte so fest, wie er es wagte, an das geschlossene Fenster, und Lauritz kroch zum Schornstein hoch. Er nahm sein Messer und schlug damit an das Blech. Wenig später hörte er Daniel rufen, dass Estrid das Fenster geöffnet hatte.
    Sie hatte ein Essen gekocht, das sich lange warm halten ließ, und nie die Hoffnung aufgegeben, dass sie nach Hause kommen würden. Es gab Erbsen und Speck und dazu einen großen Schnaps.

    Die Zeit im Frühling zwischen März und Mai, wenn auf den Bauernhöfen das Futter knapp wurde, ließ sich am schwersten ertragen. Transporte waren nur eine kurze Zeit im April möglich, dann bahnten sich Packpferde, Schlitten und Arbeitssuchende in dem festen Schnee breite Pfade.
    Die ersten Transporte zu Pferde trafen aus Taugevand ein, anfänglich kamen jedoch nur Brennstoff und Holz, sodass man in Finse weiterhin von Stockfisch, Konserven und Kondensmilch leben musste.
    Bei gutem Wetter konnte man in der Ferne eine schwarze Schlange sehen, die sich durch den funkelnd weißen Schnee wand. Das waren Männer auf Arbeitssuche. Dass sie für die Arbeiten an Brücken, Bahndämmen und Einschnitten – die Tunnelarbeiter waren ja bereits vor Ort – viel zu früh dran waren, hatte einen einfachen Grund: Je früher man kam, desto sicherer war einem eine Stelle.
    Auf dem Weg ins Fjell übernachteten die Männer in den leeren Arbeiterbaracken. Die Nächte waren immer noch sehr kalt, und das Wetter war zu dieser Jahreszeit unzuverlässig, oft gab es Temperatureinbrüche mit Schneefall. Die Eisenbahngesellschaft hatte zwar vor jeder Baracke Brennholz aufstapeln lassen, aber die Arbeiter, die sehr früh unterwegs waren, fanden die Brennholzstapel oder Kohlehaufen unter dem Schnee oft nicht. Um in den kalten Frühlingsnächten nicht zu erfrieren, verheizten die Männer daher alles, was sie fanden, Tische, Stühle und Betten.
    Deswegen brachten die ersten Packpferde auch Kohle und Brennholz statt Proviant. Die Baracken mussten bewohnbar gemacht werden. Die Fracht auf einem Packpferd nach Finse wurde mit fünf Öre pro Kilo bezahlt. Wer kein Pferd besaß, konnte Brennholz und Kohle auf dem eigenen Rücken tragen. Ein Mann namens Lærdalsborken konnte fünfzig bis sechzig Kilo tragen, also fast so viel wie ein Pferd. Daniel Vidme aus Flaamsdalen war ebenfalls ein Riese. Er trug genauso viel, behauptete man zumindest.
    Die Bahnarbeiter waren zu dünn gekleidet und erschöpft,
wenn sie durch den hohen Schnee auf das Kontor in Finse zustapften. Gelegenheitsarbeiten gab es reichlich, auch wenn man um diese Jahreszeit nur Schnee räumen musste, davon aber umso mehr. Darüber hinaus waren Reparaturen und Tischlerarbeiten in den teilweise demolierten Baracken an der Bahnlinie auszuführen.
    Daniel Ellefsens und Lauritz’ zäher Arbeitsrhythmus des Winters fand ein abruptes Ende. Jetzt mussten sie sich um die Neuanstellungen kümmern und den

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