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Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Titel: Die Brückenbauer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Arbeitern, die nach der Tunnelarbeit des Winters nach Hause wollten, den Lohn auszahlen. Die beiden Gruppen, die im Torbjørnstunnel in zwei Schichten tätig gewesen waren, verloren die Hälfte ihrer Arbeiter. Für diese übernahmen die Vorarbeiter Johan Svenske und Ole Lænes die Neuanstellungen. Wen sie empfahlen, akzeptierten die Ingenieure ohne weitere Diskussion, ob sie nun ein Arbeitsbuch besaßen oder nicht.
    Das Arbeitsbuch stellte eine Art Ausweis dar, in dem alle bisherigen Arbeitsverhältnisse verzeichnet waren. Die meisten trugen es bei sich, wenn sie auf der Suche nach Arbeit durchs Land zogen, aber einigen Männern fehlte dieses wertvolle Zeugnis. Dafür gab es viele Gründe, solche, die sich erklären ließen, und solche, die die Betroffenen lieber verschwiegen. Die Vorarbeiter Johan Svenske und Ole Lænes behaupteten jedoch, sie könnten auf einen Blick sehen, ob ein Mann etwas tauge. Nach dem Arbeitsbuch fragten sie nicht einmal.
    Diejenigen, die eingestellt worden waren, erhielten Kredit in Kaufmann Klems Laden in Finse. Aber Arbeiter ohne Arbeitsbuch bekamen Probleme mit Klem. Als Lauritz in den Laden kam, um eine verloren gegangene Sonnenbrille
zu ersetzen, geriet er in einen unvergesslichen Streit über das Thema Kredit. Einem großen, mageren Schweden war der Kredit verweigert worden:
    »Ich war in Luleå und Haparanda. Ich habe das Heilige Land gesehen und Christi Grab. Ich habe im Jordan gebadet und bin zweimal im Götakanal auf Grund gegangen! Und trotzdem lässt du mich nicht anschreiben, du verdammter Geizkragen!«
    Der Mann erhielt seinen Kredit. Daniel amüsierte sich köstlich, als Lauritz bei ihrem einfachen Abendessen den Ausbruch deklamierte.
    Die Arbeiter, die nicht das Glück hatten, von Johan Svenske oder Ole Lænes angestellt zu werden, landeten in der Schneeräumkompanie. Damit war ihnen zumindest Arbeit für zwei Monate sicher. Einer nach dem anderen wurden sie in die große Vierzigmannbaracke geschickt, die man in Finse gebaut hatte. Dort wurden sie von Kristin, der gefürchtetsten Köchin der Eisenbahngesellschaft, in Empfang genommen. Sie war ebenso stämmig wie unleidlich, und selbst die Vorarbeiter wagten es kaum, ihr zu widersprechen. In ihre Baracke aufgenommen zu werden war kein Zuckerschlecken. Jeder neue Arbeiter stellte sich mit dem Hut in der Hand bei ihr vor. Daraufhin wurde ihm befohlen, sich auf der Stelle nackt auszuziehen. Männer, die Kristin nicht kannten, zögerten oder glaubten vielleicht, sich verhört zu haben. Aber Kristins Regiment galt kompromisslos für alle, ob Norweger, Schwede oder Finne: Runter mit den Kleidern und diese auf einen Haufen gelegt!
    Wenig später erschien sie mit einem Bottich Wasser und Schmierseife und gab mit lauter Stimme Anweisungen. Gewaschen wurde vom Kopfhaar nach unten, insbesondere
der Schritt, und zwar ordentlich. Sie warf frische Kleider neben den Waschzuber, und die alten trug sie mit zwei Stöcken zu einem der großen Kupferkessel, in denen sie die Decken aus der Baracke als auch die Kleider der neu angestellten, verlumpten Arbeiter wusch. In ihrer Baracke war keine einzige Laus willkommen.
    Was die Läuse jedoch nicht zu interessieren schien.
    Das gängigste Mittel der Arbeiter gegen die Läuseplage war Snustabak, der auf der Pritsche verteilt wurde, oder etwas Dynamit von der Baustelle unter der Matratze. Einige Läuse schienen jedoch auch gegen diese Hausmittel resistent.
    Lauritz erfuhr von Kristins Prozedur, als ein wütender Finne ins Kontor zurückkehrte und sich beschwerte, dass eine männergeile Alte ihn daran hinderte, die Pritsche zu beziehen, die ihm rechtmäßig vom Herrn Ingenieur zugewiesen worden war. Das kam ihm merkwürdig vor, und er begab sich zu der großen neuen Baracke, um eventuelle Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Lauritz hatte gegen Kristins Prozedur, der sie alle Neuankömmlinge unterzog, jedoch nichts einzuwenden, als er begriffen hatte, was sie damit bezweckte.
    Man hatte auch einen Stall für über hundert Pferde gebaut, und dort fanden die Männer Platz, die nur zum Schneeräumen für zehn Öre den Kubikmeter angestellt worden waren. Das war nicht das Schlechteste. Einige von ihnen brachten es auf sieben Kronen am Tag.
    Als sich das frisch eingetroffene Bataillon Schneeräumer in Bewegung setzte, um den Transportweg nach Taugevand passierbar zu machen, glaubte Lauritz nicht an ihren Erfolg. Der Schnee bildete stellenweise drei Meter hohe
massive Schneewehen. Wo der Schnee am

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