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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Tempels bestickt waren, sondern mit dem leuchtend roten Kreuz ihrer Mission, das Heilige Land zurückzuerobern. Die übrigen Männer, die Sergeanten des Ordens, trugen dieselben Kreuze auf schlichten braunen Röcken; die wenigen Obersergeanten waren an ihren schwarzen Röcken zu erkennen.
    Zu ihren Füßen wogte das restliche Heer der Christenwelt wie ein Kornfeld bei starkem Wind, nur dass selbst das blumenreichste Weizenfeld keine solche Vielfalt an Farben aufwies. Die Armee nahm die gesamten Felder vor der kleinen Stadt Vézelay ein, die in der Ferne hinter einem Wald aus Zelten und Pavillons verborgen war.
    Zur Rechten der Templer standen Richard Plantagenets Männer in festen Blöcken, Reiter und Fußsoldaten und dazwischen Formationen der königlichen Armbrust- und Bogenschützen, die man an ihrer farblosen Kleidung und am Fehlen jeder Rüstung erkannte. Innerhalb dieses Heeres leuchteten die Farben der verschiedenen Divisionen aus dem Gedränge hervor: Die weinroten Standarten Burgunds standen neben dem kräftigen Dunkelblau Aquitaniens, dahinter das Grün und Gold von Anjou und Maine, die blauweißen Streifen, das Blassgrün, Gelb und Rot der Bretagne und der Normandie und natürlich die goldenen Löwen Englands, die über allen anderen auf einem riesigen roten Banner flatterten, getragen von keinem geringeren Kirchenmann als Erzbischof Balduin von Canterbury, der persönlich dreitausend Waliser, hauptsächlich Bogenschützen, zu Richards Heer abkommandiert hatte.
    Auf der anderen Seite, zur Linken der Templer, standen die Heerscharen König Philips und seiner Verbündeten. Das Symbol der französischen Königswürde, die goldene Lilie auf dem himmelblauen Untergrund des Hauses Capet, war mindestens so groß wie das des englischen Verbündeten, und dahinter drängten sich die Farben seiner wichtigsten Verbündeten und Vasallen, die die Edelsten der Edlen in der Christenwelt repräsentierten.
    Wie Richard vorausgesagt hatten, nahmen die leuchtenden Farben des Grafen von Sancerre hier eine besondere Position ein, genau wie die des Grafen Philip von Flandern und des Grafen Henry de la Champagne, eines Neffen beider Könige, der von einer ganzen Kavalkade französischer Adelsherren begleitet wurde.
    Markgraf Louis von Thüringen hatte sich dem französischen König genauso angeschlossen wie eine Reihe von Rittern aus Dänemark, Ungarn und Flandern. Dazu gesellte sich eine Schar von Bischöfen; viele von ihnen hatten sich zwischen den Armeen zum Gebet gesammelt, weitaus mehr jedoch hatten sich in voller Rüstung unter die Soldaten gemischt, hungrig nach dem Blut eines jeden Sarazenen, der so töricht sein mochte, in ihre Nähe zu geraten.
    André St. Clair betrachtete das Spektakel vom Templerhügel aus, mehrere Pferdelängen vor der ersten Reihe der Formation, zur Rechten seines Vorgesetzten, des Novizenmeisters Bruder Justin. Justin war ein grimmiger Veteran, der nach ranzigem Ziegenkäse stank. St. Clair blieb auf Abstand zu ihm, doch der beißende Gestank des Alten drohte ihm trotzdem bei jedem Luftholen den Atem zu rauben. Bruder Justin wurde wiederum auf der anderen Seite vom schweigsamen Kommandeur ihrer Truppe flankiert, Etienne de Troyes, dessen Strenge und dessen Abneigung gegenüber Spektakeln wie diesem legendär waren.
    De Troyes war das, was die Brüder von Sion einen Tempeleber nannten – un sanglier Templier . Er gehörte nicht zum Orden der Wiedergeburt und ahnte nichts von dessen Existenz.
    Wie so viele seiner Standesgenossen hatte auch de Troyes, einer der hochrangigsten Templer der fränkischen Territorien, weder Zeit noch Interesse für Dinge übrig, die nicht zu seiner Welt gehörten, und in dieser eng umrissenen Welt gab es nur eines, das von Bedeutung war: den Templerorden. Was seiner Hingabe an die Prioritäten des Ordens im Weg stand, strafte er mit Missachtung.
    Sosehr ihm jedoch die heutige Verzögerung missfiel, Sir Etienne konnte das Geschehen nicht einfach ignorieren und ihm fernbleiben. Er war Tempelgroßmeister in Poitou und damit der ranghöchste Offizier des Ordens, der an diesem Tag in Vézelay zugegen war. Als solcher war er zur Anwesenheit verpflichtet. Der Templerorden schuldete – und schwor – keinem weltlichen König oder Herrscher Loyalität. Diese galt allein dem Papst in Rom, und die Templer waren heute als die persönlichen Botschafter des Papstes hier – wenngleich sie mit den beiden Königen dort unten gegen die Sarazenen zu Feld ziehen würden.
    Bruder Justin

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