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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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hatte St. Clair heute Morgen als Kurier eingeteilt, falls es nötig wurde, mit einem Mitglied der Armeen in Verbindung zu treten oder Depeschen zu übermitteln. Es war ein ungewöhnliches Ehrenamt, da St. Clair dem Orden ja nur als Postulant angehörte, noch dazu erst seit zwei Tagen, doch Justin nutzte die Tatsache aus, dass André der Sohn des königlichen Militärberaters war.
    Hinter ihnen standen die Reihen der Templer, schweigsam, wie es die Ordensdisziplin gebot. Die einzigen Geräusche aus dieser Richtung kamen von den Pferden, die zu lange stillgestanden hatten. Im Vergleich dazu veranstaltete die Armee, die ihnen gegenüber aufmarschiert war, einen geradezu chaotischen Lärm – das tiefe Dröhnen von hunderttausend Stimmen und dazwischen lautere, manchmal scharfe Kommandorufe, die von hier aus nicht zu verstehen waren, und die Signale der Trompeten und Hörner.
    Andrés Pferd stampfte wiehernd auf und drängte sich dichter an Bruder Justins Pferd. Es wehrte sich gegen den Zügel, als André versuchte, es wieder wegzulenken, weil ihn der Gestank des Mannes beinahe überwältigte.
    »Wo ist Euer Vater? Ich sehe ihn gar nicht.«
    Ohne ihren finster blickenden Oberkommandeur zu seiner Linken zu beachten, sprach Bruder Justin André im Flüsterton an. André, der keinerlei Ahnung von der angemessenen Etikette hatte, beugte sich im Sattel vor und blickte den Hang hinunter nach rechts, wo die St.-Georgs-Standarte über dem hoffnungslos unübersichtlichen Gewimmel der bunt herausgeputzten Männer und Pferde schwebte.
    »Er ist irgendwo dort unten, Bruder Justin, wahrscheinlich mitten im Gewühl. Er muss dort sein. Er hat diesen ganzen Tag gemeinsam mit Richard geplant – das Protokoll, die Reihenfolge, die Aufstellung, alles –, also muss er irgendwo sein.«
    Noch während er sprach, stieß Etienne des Troyes einen angewiderten Fluch aus. Seine Geduld war erschöpft. Er riss sein Pferd brutal am Zügel herum und bohrte ihm die Sporen in die Flanken, um es den Hügel hinaufzutreiben. Seine ganze Körperhaltung zeugte von seiner Verärgerung.
    Bruder Justin sah ihm aus dem Augenwinkel nach, bevor er ausatmete und in normaler Lautstärke weitersprach.
    »Der Marschall scheint mit den Vorgängen unzufrieden zu sein, und ich glaube, er hat recht. Wir können alles sehen, was es zu sehen gibt, nur das nicht, was wir sehen wollen – nämlich Taten. Verstehen wir irgendetwas von dem, was sich dort abspielt? Das Einzige, was ich mit Gewissheit erkennen kann, ist dieser Haufen mit Juwelen behängter Bischöfe, der dort drüben in der Mitte zwischen den beiden Armeen darauf wartet, seine Rolle bei diesem Mummenschanz zu spielen. Wenn auch nur die Hälfte dieser erbärmlichen Hurensöhne für uns beten sollte, sterben wir noch alle an Altersschwäche, bevor wir den ersten Schritt von diesem Hügel tun.«
    St. Clair war erstaunt, solche Worte aus dem Mund des Novizenmeisters zu hören, doch er war so klug, sich nichts anmerken zu lassen. Dennoch fühlte er sich genötigt, etwas zu sagen, und so räusperte er sich.
    »Das ist kaum zu befürchten, Bruder Justin. Dort unten hat Richard Plantagenet das Heft in der Hand. Er hat nicht mehr für die Priester übrig als zuvor sein Vater. Diese Bischöfe werden alle beten, aber sie werden es gleichzeitig tun, wenn es so weit ist.«
    Der Novizenmeister grunzte, antwortete aber nicht. Anscheinend war ihm wieder eingefallen, wie unbedeutend sein Gesprächspartner war.
    Unerwartet fügte er dann doch hinzu: »Aye, das werden sie wohl. Der Erzbischof von Lyon wird die Zeremonie leiten, und der Abt von Vézelay wird ihm assistieren.«
    Sie wurden durch Hufgeklapper unterbrochen, und einer der ranghöheren Ritter, dessen Namen André noch nicht kannte, ritt auf sie zu und kam neben Bruder Justin zum Stehen. Er sprach ihn an, als existierte St. Clair gar nicht.
    »Was geht denn dort unten vor? De Troyes ist ja wütender als eine nasse Katze.«
    »Ich weiß, aber es geht eben gar nichts vor. Er kann die Zeitverschwendung einfach nicht ertragen. Sie würde ja auch einen Heiligen wütend machen. Dort unten stehen hunderttausend Männer, die alle heute aufbrechen sollen, aber sie stehen bis zum Hals in einem Meer von Bischöfen, die unbedingt noch einmal beten müssen.«
    Der andere Ritter spuckte auf den Boden.
    »Die letzten drei Tage sind der Traum eines jeden Bischofs gewesen – eine einzige verschwitzte Messe mit allem Prunk und Pomp, mit Gesängen und Weihrauchwolken. Aber jetzt reicht

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