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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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beiden Händen über Euren Kopf. Ich werde hier ein Paar Adleraugen nach Euch Ausschau halten lassen, und mit Eurem Jungfrauengewand fallt Ihr ohnehin auf.«
    Er meinte St. Clairs brandneue, immer noch leuchtend weiße Postulantenrobe. André nickte ohne ein Wort.
    »Gebt das Signal persönlich, versteht Ihr mich?«
    Dann richtete er den Blick noch einmal auf den Standartenträger.
    »Habt Ihr verstanden? Ihr gebt ihm Euren Wimpel, damit er das Signal geben kann. Das ist wichtig. Ist das klar?«
    »Aye, Sir. Ich soll ihm die Standarte geben, damit er das Signal geben kann. Nehme ich sie dann wieder zurück?«
    Bruder Justin warf den Kopf zurück, als hätte man ihn geohrfeigt.
    »Aye, natürlich. Es ist eine Standarte, in Gottes Namen, keine Stafette.«
    Er zögerte, dann zog er herzhaft die Nase hoch und wandte sich noch einmal an André.
    »Sobald Ihr uns das Signal gesendet habt, werden sich der Marschall und seine Begleiter ins Tal begeben, während Ihr zurückkommt und mir Bericht erstattet. Klar? Dann geht und verliert keine Zeit. Marschall de Troyes wird Euer Wort ungeduldigst erwarten.«
    St. Clair nickte und folgte seiner Eskorte. Der Standartenträger schob seinen Schild höher, nahm die Zügel fest in die linke Hand, salutierte mit der Standarte und trieb sein Pferd den Hügel hinunter.

    ZWEI STUNDEN WAREN VERGANGEN, als St. Clair zurückkehrte, und das Erste, was er oben auf dem Hügel bemerkte, war, dass sie in seiner Abwesenheit das Lager abgebrochen hatten. Sämtliche Zelte waren für die Reise verstaut.
    Er salutierte dem Novizenmeister, der ihn umgehend mit einer verächtlichen Handbewegung entließ.
    Dankbar begab sich André zu der Formation der fünfzehn hoffnungsvollen jungen Männer hinüber, mit denen er auf absehbare Zeit sein Leben teilen würde, als Postulant wie auch als Novize. Es waren keine Sergeantenanwärter unter ihnen; sie entstammten alle der Ritterklasse und waren entweder bereits zum Ritter geschlagen oder waren zumindest Knappen.
    Ihre offizielle Novizenweihe würden sie in der Kathedrale von Lyon erhalten, und bis sie dort eintrafen, würden sie das unförmige Kleidungsstück tragen, das als Jungfrauengewand bekannt war.
    Bis man sie als Novizen aufnahm, hatten sie sich wie Diener des Ordens zu verhalten und würden auch als solche behandelt werden. So war es bei den Templern Tradition, und keiner der Postulanten haderte mit diesem Los.
    Lyon lag nur fünf Tagesmärsche südöstlich von Vézelay, daher würde ihr Dasein als Ritter des Tempels in weniger als einer Woche beginnen.
    Ihr Alter reichte vom sechzehnjährigen Hänfling bis hin zu einem ernsten, dunkelhäutigen Mann, der etwa in Andrés Alter war und gemeinsam mit ihm vor zwei Tagen als Postulant aufgenommen worden war, mit dem er aber seitdem nicht mehr gesprochen hatte.
    Nun stellte sich André schweigend neben ihn. Der Mann sprach ihn leise und verstohlen an, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    »Was hatte das vorhin zu bedeuten? Ein Postulant, der von einer Standarte eskortiert wird? Wer seid Ihr?«
    »St. Clair. André.«
    »Ah! Dann weiß ich, wer Ihr seid. Sie haben Euch mit einer Botschaft zu Eurem Vater geschickt.«
    André runzelte die Stirn und fragte sich, was der bittere, vielleicht sogar zynische Ton dieses Satzes zu bedeuten hatte. Dennoch antwortete er gemessen.
    »Ja. Missfällt Euch das?«
    »Es geht mich nichts an. Ich war schlicht nur neugierig. Lasst Euch von meinen schlechten Manieren nicht beleidigen. Ich bin Franke.«
    St. Clair warf dem Mann einen raschen Seitenblick zu, weil er glaubte, ein Lächeln in seiner Stimme gehört zu haben, doch es war nichts zu sehen.
    »Und wer seid Ihr? «
    »Man nennt mich Eusebius, nach dem Heiligen. Meine Mutter war sehr gläubig. Ich bin aus Aix en Provence.«
    »Ah. Das erklärt Euren merkwürdigen Akzent. Freut mich. Ich bin aus Poitou.«
    Er sah, wie der Mann kaum merklich den Kopf neigte. Dann verstummten sie beide und saßen reglos da, denn ein Sergeant kam vorbeigeritten und blickte skeptisch vom einen Neuling zum anderen. Als er fort war, zog Eusebius eine Augenbraue hoch und richtete den Blick auf einen Lederbeutel an Andrés Gürtel.
    »Was habt Ihr in dem Beutel?«, fragte er leise. »Als Ihr losgeritten seid, hattet Ihr ihn noch nicht.«
    »Sehr gut beobachtet.«
    André lächelte fasziniert vor sich hin. Der Fremde war ein guter Beobachter, er konnte sich ausdrücken, er war intelligent, und vielleicht war er sogar

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