Die Brueder des Kreuzes
es. Jetzt ist es Zeit, die Zelte abzubrechen, die Wagen zu beladen, die Armee in Formation zu bringen und auf die Straße zuzuhalten.«
Er wandte den Kopf und betrachtete St. Clair, den er jedoch augenblicklich als unwichtig abtat. Dann nickte er dem Novizenmeister zu.
»Glaubt mir: Entweder sind wir heute um die Mittagszeit unterwegs, oder Richard Plantagenet riskiert die Exkommunizierung.«
Seine Stimme nahm einen zynischen Unterton an.
»Und da die Heilige Mutter Kirche darauf angewiesen ist, dass er diesen Feldzug anführt, Saladin und seine Krieger ausmerzt und die Heilige Stadt für Rom zurückgewinnt, halte ich seine Exkommunizierung für unwahrscheinlich.«
»De Chateauroux!«, gellte hinter ihnen eine Stimme wie ein zerspringender Felsbrocken, und der Ritter an Bruder Justins Seite richtete sich ruckartig auf.
»Verdammt!«, knirschte der Ritter. »Behaltet alles gut im Auge. Schaut, ob Ihr nicht irgendeine Bewegung zwischen den Lagern erkennen könnt. Ganz gleich, welcher Art. Ich bin hier, Bruder Marschall!«
De Chateauroux rief seinem Kommandeur eine Antwort zu, ließ sein Pferd steigend wenden und gab ihm die Sporen, noch bevor seine Vorderhufe den Boden wieder erreichten. Anscheinend hatte er nicht den Wunsch, de Troyes’ Missfallen zu erregen.
André bekam aus dem Augenwinkel mit, wie sich Bruder Justin umwandte, um dem anderen Mann nachzusehen, und dann zu ihm herumfuhr.
»Ihr bleibt hier«, knurrte der Novizenmeister, »und wenn Ihr dort unten die geringste Veränderung seht, wenn sich irgendein größeres Kontingent in Bewegung setzt, lasst mich sofort holen.«
André hörte, wie er de Chateauroux hinterherklapperte, doch er wandte sich nicht nach ihm um. Er fühlte sich beobachtet, ein bloßer Postulant, noch nicht einmal ein Novize, der dennoch vorrangig behandelt wurde. Man war ihm zwar noch nicht mit offenem Unmut begegnet, doch er war klug genug, um ihn unter dem Anschein der Gleichgültigkeit lauern zu sehen, und er hatte nicht vor, seine Lage zu verschlimmern, indem er sich den Anschein gab, sich zu brüsten.
Eine kurze, ereignislose Weile später kam Bruder Justin zurück.
»Ihr da, St. Clair. Marschall de Troyes möchte sich ins Tal begeben, um die Faulpelze zur Eile zu treiben. Ihr sollt hinunterreiten, um Euren Vater, den königlichen Berater, zu suchen und ihm mitzuteilen, dass der Templermarschall diskret mit den beiden Monarchen zu konferieren wünscht. Glaubt Ihr, das könnt Ihr bewerkstelligen?«
André reagierte nicht auf seinen Sarkasmus, und Justin fuhr fort.
»Seht Ihr den Felsen dort drüben?«
»Aye, Bruder Justin.«
Der Felsbrocken war zu groß, um ihn zu übersehen, ein einzelner Gigant von unerklärlicher Herkunft, der die berittenen Krieger in seinem Schatten winzig erscheinen ließ.
»Ihr werdet hinunterreiten und Euren Vater suchen. Ihr werdet eine Eskorte haben und als Kurier des Marschalls unter offizieller Standarte reiten.«
Er wandte sich im Sattel um, steckte sich zwei Finger in den Mund und stieß einen lauten Pfiff aus, der einen jungen Ritter aufschreckte, an dessen Lanze das dreieckige Banner seiner Schwadron befestigt war.
»Ihr da, kommt her«, rief er und wartete mit ausgestrecktem Arm, bis sich der junge Standartenträger gehorsam näherte. Dieser kleinere Wimpel, der anders gestaltet war als das große Ordensbanner, war die Kampfstandarte des Templerordens – ein schlichtes, schwarzes, gleicharmiges Kreuz auf weißem Hintergrund –, und das Recht, sie zu tragen, war eine unter den rangniederen Brüdern einer jeden Schwadron heiß umkämpfte Ehre. Bruder Justin dankte dem Mann mit einem kurzen Kopfnicken und wies dann mit dem Daumen auf St. Clair, ohne den Blick von dem Standartenträger abzuwenden.
»Ihr müsst einen Dienst für mich versehen, Bruder. Ihr werdet die Eskorte dieses Kuriers sein, der zwar nur ein Postulant ist, aber geheime Tugenden besitzt. Ihr werdet an seiner Seite bleiben, bis er seinen Auftrag beim Fechtmeister des englischen Königs ausgeführt hat. Ich werde Eurem Kommandeur sagen, wo Ihr seid und was Ihr tut.«
Er wandte sich André zu.
»Was Euch betrifft, sobald Ihr Eure Aufgabe erledigt habt und wisst, wo sich die Könige mit dem Marschall treffen wollen, werdet Ihr auf den Felsen klettern und uns mit der Standarte ein Zeichen geben. Ist es das englische Lager, nehmt sie in die linke Hand; ist es das französische Lager, die andere. Wählen sie den Zwischenraum in der Nähe der Bischöfe, haltet sie mit
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