Die Brueder des Kreuzes
wird.«
»Sagt das nicht. Er hat schließlich einen Sohn.«
»Ihr meint, es heißt , er hat einen Sohn. Ich kenne niemanden, der das Kind je gesehen hat, und wenn es wahr wäre, sollte man doch meinen, dass er den Kleinen schon deshalb überall mit hinnimmt, um seinen Soldaten zu zeigen, dass er im Bett genauso potent ist wie im Kampf.«
Dazu konnte St. Clair nichts sagen und nickte nur. Kurz darauf kam das Signal zur Sperrstunde, und die beiden Männer begaben sich in ihre Zelte.
Die nächsten beiden Tage bestanden aus nichts als Marschieren, Essen und Schlafen. Am Ende eines langen Marsches durch einen matschigen, regennassen Wald holte sich St. Clair dankbar seinen Eintopf an der Feldküche ab und war unterwegs zu dem Feuer, das seine neuen Kameraden zum Schutz vor der feuchten Abendluft angezündet hatten, als er hörte, wie jemand seinen Namen rief.
Es war sein Freund de Tremelay, der ein Brot unter dem Arm trug und einen Weinschlauch über der Schulter hängen hatte. Sie aßen zusammen und teilten alles redlich. Nach dem Essen waren Andrés Kameraden so höflich, sich in ihre Betten zurückzuziehen, sodass sie sich bis zur Sperrstunde unter vier Augen unterhalten konnten. Sie tauschten die üblichen Allgemeinplätze aus, bis de Tremelay nach einer kurzen Pause fragte: »Nun, wie gefallen Euch die Strapazen des Templerdaseins?«
»Bis jetzt bemerke ich sie kaum, wofür ich bescheiden danke. Solange wir unterwegs sind, scheint niemand Zeit dafür zu haben, die Neulinge mit irgendwelchem Unsinn zu schikanieren. Und ich habe einen Freund gefunden, der ebenfalls Postulant ist. Klug und humorvoll. Sein Name ist Eusebius.«
»Das klingt doch gut. Seid dankbar dafür. Glaubt Ihr, die Flotte ist schon da, wenn wir ankommen?«
St. Clair war in Gedanken in Lyon gewesen, wo sie in zwei Tagen eintreffen sollten, daher brauchte er einen Moment, um zu begreifen, wovon de Tremelay redete.
»Ihr meint in Marseille? Warum sollte sie denn nicht dort sein?«
De Tremelay schleuderte ein Holzstückchen ins Feuer.
»Mir fallen mehrere Gründe ein. Wenn es Krähen wären, könnten sie in zwei Tagen von England nach Marseille fliegen. Aber es sind Schiffe, also müssen sie den langen Weg nehmen, an der Westküste hinunter durch den Golf von Biscaya, das stürmischste Meer der Christenwelt, an Portugal und Maurisch-Iberien vorbei und dann wieder gen Norden an der Ostküste entlang. Ein schlimmer Sturm könnte die Hälfte von ihnen versenken und den Rest in alle Winde verstreuen. Oder sie könnten an der iberischen Küste oder in der Meerenge Nordafrikas den maurischen Galeeren begegnen. Die Maurenflotte ist zwar viel kleiner als die unsere, aber ihre Galeeren sind schnell und gefährlich und könnten unsere Pläne ernsthaft durchkreuzen.«
»Nein, das glaube ich nicht.«
André schüttelte den Kopf.
»Es ist bereits Juni, und die schlimmsten Frühjahrsstürme sind längst vorüber. Der Golf von Biscaya sollte jetzt ruhig sein. Das hat mir zumindest de Sablé gesagt. Außerdem wird er die Flotte selbst befehligen, und es ist schließlich eine Kampfflotte. Seine Schiffe – die zehn größten, besten und schnellsten Schiffe, die in England je gebaut wurden – sind schlicht und ergreifend Kriegsschiffe; sie sind neu gebaut, und zwar genau zu diesem Zweck. Ich habe keinen Zweifel, dass sie uns dort erwarten werden.«
»Nun, gewiss habt Ihr recht.« De Tremelays Stimme war kaum mehr als ein Brummen, und sie triefte vor Sarkasmus. »Und genauso gewiss werden wir alle bequem darauf unterkommen. Jeder von uns wird irgendwo im Inneren des Schiffs sein gemütliches kleines Loch haben, wo er elendiglich zwischen seinen sterbenden, stinkenden Kameraden hocken und sich auf der Überfahrt die Eingeweide aus dem Leib kotzen kann. Wo landen wir überhaupt, wisst Ihr das?«
»Wenn wir dort sicher landen können, wird es Tyrus sein. Das ist der einzige Hafen, der uns noch offen steht – alle anderen werden von Saladin und seinen Horden kontrolliert. Doch erst müssen wir die Reise überstehen, von Marseille zwischen Korsika und Sardinien hindurch nach Sizilien, von dort nach Zypern und dann nach Tyrus.«
»Wird das lange dauern?«
»Nein. Es wird vom Wind und den Gezeiten abhängen, aber Robert sagt, wenn alles gut geht, sollten wir nicht mehr als einen Monat auf See verbringen.«
»Gütiger Himmel, das ist lange, wenn man seekrank ist. Seid Ihr schon einmal seekrank gewesen?«
St. Clair schüttelte den Kopf.
»Nein; ich weiß nur,
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