Die Brueder des Kreuzes
andere den Befehl über dessen Armeen übernehmen und seine Anstrengungen für Christus und die Heilige Kirche verdoppeln. Sollte einer der Monarchen diesen Schwur brechen, wird er exkommuniziert, und die Bischöfe beider Reiche werden für die Rechtmäßigkeit dieser Strafe einstehen.«
»Ihr da drüben! Der Ihr die Lippen bewegt! Ich hoffe doch sehr, dass Ihr betet, Wurm, doch selbst wenn es so ist, tut es schweigend. Wenn ich noch einmal sehe, wie sich Eure Lippen bewegen, buddelt Ihr einen Monat lang Latrinen. Hört Ihr?«
»Aye, Bruder Sergeant«, sagte André mit ausdrucksloser Miene. Keiner von ihnen hatte den Sergeanten kommen sehen, doch jetzt, da er sein Augenmerk besonders auf André gerichtet hatte, verhielten sich die beiden Männer mustergültig. Bis sie vier Stunden später den Ort ihres Nachtlagers erreichten, unternahmen sie keinen Versuch mehr, sich zu unterhalten. Dennoch wuchs das Band der Kameradschaft zwischen ihnen im Lauf des Tages.
Nach dem Abendessen – das chaotisch verlief, da es das erste Mal war, dass die Feldküchen tausend Mann gleichzeitig satt bekommen mussten – setzten sich die beiden Männer für die verbleibende Stunde bis zur Sperrstunde an ein Feuer. Der Tag war lang und anstrengend gewesen, sodass ihre Begleiter bald schlafen gingen und sie allein blieben. So widmeten sie sich wieder dem Thema, bei dem man sie unterbrochen hatte.
»Und Philip und Richard haben dieser Übereinkunft beide zugestimmt?«, fragte Eusebius beeindruckt und schüttelte in gespieltem Unglauben den Kopf. »Das hätte ich gestern noch nicht geglaubt. Ich habe gehört, die beiden streiten sich seit ihrer Ankunft hier wie zwei übellaunige Fischweiber und umschleichen einander jaulend wie rollige Katzen –«
Er brach ab und sah St. Clair argwöhnisch an.
»Ärgert es Euch, wenn ich so etwas sage?«
André sah ihn an, ohne eine Miene zu verziehen.
»Warum sollte es mich ärgern? Weil ich mich für einen Freund Richards halte, oder weil Ihr mich unnatürlicher Vorlieben verdächtigt?«
Eusebius starrte ihn an und wusste anscheinend nicht, wie er darauf reagieren oder Andrés Miene deuten sollte. André ließ ihn noch einige Sekunden schwitzen, bevor er sagte: »Eigentlich finde ich das Bild mit den rolligen Katzen sehr zutreffend. Jetzt hört mir zu. Wenn wir Freunde werden wollen, und es scheint mir, als wäre dies möglich, so müssen wir anfangen, einander zu vertrauen. Ganz gleich, was Ihr sagt, ich schwöre Euch, dass ich nicht zum Novizenmeister laufen werde, um Euch anzuschwärzen. Nicht, weil Ihr gesagt habt, was Ihr denkt. Sind wir uns da einig?«
Er sah Eusebius an, bis dieser nickte.
»Gut, dann fahrt fort. Ihr wart bei den rolligen Katzen stehen geblieben.«
Eusebius blinzelte ihn noch einmal nachdenklich an, dann nickte er erneut.
»Ausgezeichnet. Nun denn … Sie haben sich gestritten, wie es nur ehemalige Liebende können. Es heißt, Philip hätte sich buchstäblich aufgeführt wie eine verärgerte Königin.«
Er hielt inne und grinste breit.
»Eigentlich kann man ihm das nicht einmal vorwerfen. Seit zehn Jahren ist er der alleinige König in seinem Land, und jetzt hat man seinen früheren Geliebten ebenfalls zum König gemacht. Außerdem hat Richard die größere Armee und die reichere Staatskasse; er erfreut sich größerer Beliebtheit und besitzt verdientermaßen den besseren Ruf als Krieger. Ganz zu schweigen davon, dass seine Flotte größer ist, stärker noch als die Flotte Genuas, die Philip für teures Geld anmieten musste, um seine Armee transportieren zu lassen. Und die Tatsache, dass Richard zu eitel und zu impulsiv für jede Art von Bescheidenheit ist, macht das Ganze für ihn nicht erträglicher.«
Eusebius schüttelte den Kopf.
»All das muss für Philip Capet ein harter Brocken gewesen sein. Und doch sagt Ihr, dass er alles geschluckt hat, seinen Stolz und seine bittere Galle, und sich mit Richard geeinigt hat? Was ist denn mit Alaïs?«
St. Clair breitete die Hände aus und verzog das Gesicht.
»Auch diese Angelegenheit ist anscheinend beigelegt. Richard hat versprochen, sie zu heiraten.«
»Ach, du lieber Himmel!« Eusebius richtete sich erschrocken auf, beherrschte jedoch seine Lautstärke, sodass sie weiter ungestört blieben. »Nach all dem Geschrei und dem Hin und Her der letzten Jahre wird er sie heiraten? Nun, bei Gott, das finde ich schwer vorstellbar, aber ich muss es Euch wohl glauben … obwohl ich wetten würde, dass er sie niemals anrühren
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