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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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dankte den beiden höflich, nickte ihnen zu und ließ sie von einem seiner Männer in das Refektorium führen, damit sie eine Stärkung zu sich nehmen konnten. Als sie fort waren, wandte er sich um und richtete den Blick auf St. Clair. Als die Schritte der anderen verstummt waren, richtete er das Wort an den verbliebenen Wachtposten.
    »Sucht den Bruder Präzeptor und sagt ihm, der Gefangene ist hier.«
    Der Mann salutierte zackig und machte auf dem Absatz kehrt. Wieder richtete der Ritter den Blick auf St. Clair, der aufrecht vor ihm stand und ihn trotzig ansah.
    »Folgt mir.«
    Er schwenkte in den rechten Gang ein und legte dabei die gebieterische Haltung eines Mannes an den Tag, dessen Macht noch nie in Frage gestellt wurde. André blinzelte. Im ersten Moment war er versucht, stehen zu bleiben und sich so rebellisch zu verhalten, wie er sich fühlte. Doch dann fiel ihm wieder ein, dass er keine Ahnung hatte, in welchen Schwierigkeiten er sich befand, und er sah ein, dass ihm ein solches Verhalten wahrscheinlich kaum dienlich sein würde.
    Der Mann vor ihm entfernte sich rasch und blickte noch nicht einmal hinter sich, um sich zu überzeugen, ob er ihm folgte. Also setzte sich André brummend in Bewegung – und stellte überrascht fest, wie gut ihm das tat.
    Nach zwanzig Schritten kreuzten sie einen anderen Gang, und gleich hinter dieser Kreuzung endete ihr eigener Gang an einer gewaltigen Flügeltür. Der Ritter öffnete einen der Flügel und trat beiseite, um St. Clair vorbeizulassen. Dieser zögerte, verwundert über die plötzliche Höflichkeit, dann durchschritt er die Tür – und blieb abrupt stehen. Drei Schritte hinter der ersten Tür versperrte ihm eine zweite, identische Tür den Weg.
    »Eine Schallbarriere«, sagte der Mann und ging an André vorbei, um die zweite Tür zu öffnen. André blinzelte und schritt ein zweites Mal an ihm vorüber. Gleich hinter der Tür blieb er stehen und sah sich um.
    Das Einzige, wozu man seines Wissens eine Schallbarriere brauchte, war, um die Ohren empfindlicher Seelen vor den Schreien der Gefolterten zu schützen, und dieser Gedanke brachte ihn augenblicklich um die stoische Ruhe, die er mit seinen Vaterunsern erreicht hatte.
    Die große Kammer, die sie betreten hatten, schien fensterlos zu sein, und doch strömte von irgendwo Licht herein. Er legte den Kopf zurück und blickte auf, konnte aber keine Fenster sehen. Die hohen Wände waren mit Holz verkleidet und mit Wandteppichen geschmückt. Ihm gegenüber befand sich eine Wand mit einem gewaltigen Kamin, der rechts und links jeweils von weiteren deckenhohen Türen flankiert wurde. Das Tageslicht musste von der anderen Seite dieser Türen kommen.
    Ein riesiger Eisenkorb im Kamin enthielt ein tosendes Holzfeuer, dessen Wärme St. Clair noch am anderen Ende des Zimmers erreichte. Vor dem Feuer standen drei gigantische Polstersofas in Form eines »U«, und dazwischen lag ein Tigerfell über den Boden gebreitet. Überall im Zimmer hingen Wandhalter mit kleinen Kerzen, die mit klarer Flamme brannten.
    Links von ihm stand ein langer Tisch an der Wand, auf dem Becher und große Krüge standen. Daneben standen mit Tüchern verdeckte Speisen in Hülle und Fülle. Der bloße Anblick ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen, und ihm kam der bittere Gedanke, dass ihm wohl kaum etwas von diesem Überfluss zuteilwerden würde. Er war hier als Gefangener, der keine Ahnung hatte, was er verbrochen haben sollte, der sich aber keine Illusionen machte, wie streng man mit seinem Fehltritt umgehen würde.
    St. Clair hörte, wie sich die Tür in seinem Rücken schloss. Als er sich umdrehte, sah er, wie der unbekannte Ritter einen Schlüsselring von seinem Gürtel löste. Ohne ein Wort kam der Mann auf ihn zu, drehte ihn um und schloss die Handschellen auf, mit denen er gefesselt war. Er zog sie ihm ab und warf sie achtlos von sich. Sie landeten scheppernd auf dem Boden. Plötzlich frei, spannte St. Clair seine Muskeln an und machte sich auf alles gefasst. Wenn er Gelegenheit bekam, sich zu verteidigen, würde er nicht zögern.
    »List und Tücke, Sir André, List und Tücke. Großer Aufwand, aber es war nötig. Sobald die anderen kommen, erklären wir Euch alles. Bis dahin wette ich, dass Ihr zu einem Becher Wein nicht nein sagen würdet.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, die er anscheinend auch nicht erwartete, trat er an den Tisch und ergriff zwei schwere, langhalsige Krüge. Mit hochgezogener Augenbraue wandte er sich St. Clair zu, der

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