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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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gerade das heftig mitgenommene Schwert an der Seite des Templers betrachtete, und hielt einen der Krüge fragend höher.
    »Dank des Bischofs von Aix können wir wählen. Einer dieser Krüge enthält den blutroten Nektar Burgunds, der andere den Bernsteinzauber vom Rhein. Welcher ist Euch lieber? Ich bin übrigens B elfleur. Einfach nur Jean Belfleur aus Carcassonne. Rot oder gold?«
    » Was? Was geht hier vor? Warum bin ich hier? Was –?«
    »Wie ich schon sagte, man wird Euch alles erklären. Nehmt den Roten.«
    Belfleur schenkte St. Clair einen Becher voll und reichte ihn ihm.
    »Wir müssen warten, bis die anderen kommen.«
    »Welche anderen?«
    »Geduld, mein Freund, zügelt Eure Neugier, ich bitte Euch.«
    Er wies auf die Sofas vor dem Feuer.
    »Kommt, setzt Euch. Ich werde Euch nicht fragen, wie Eure Reise gewesen ist, denn sie kann gar nicht angenehm gewesen sein. Ich kann Euch aber sagen, dass Euch, wenn wir hier fertig sind, ein heißes Bad zur Verfügung stehen wird, damit Ihr Euch vom Kerkergestank reinwaschen könnt – buchstäblich und symbolisch. Ihr bekommt Kleider, die Eurem Rang entsprechen, und man wird Euch Eure Waffen und Eure Rüstung zurückgeben.«
    St. Clair konnte nur zögernd nicken, um zu zeigen, dass er die Freundlichkeit seines Gegenübers zu schätzen wusste. Er fühlte sich seltsam beschämt über seinen eigenen Unmut. Doch er setzte sich gehorsam auf ein Sofa und begann, sich allmählich zu entspannen, während der süffige Rotwein sein Wohlwollen wiederherstellte. Keiner der beiden Männer sagte etwas, doch ihr Schweigen war nicht angespannt. Sie waren es beide zufrieden, den Lauf der Dinge abzuwarten.
    Der Wein, die Hitze des Feuers und die lange, schlaflose Nacht verfehlten ihre Wirkung nicht, und André merkte erst, dass er eingenickt war, als er die schweren Türen in seinem Rücken aufschwingen hörte. Er sprang auf, und der leere Becher fiel ihm aus der Hand, als er herumfuhr, um sich den Achtung gebietenden Männern zuzuwenden, die jetzt in die Kammer geschritten kamen und sich ihm gegenüber im Halbkreis aufstellten. Es waren neun Männer unterschiedlichen Alters, von denen einer, ein Templer, die anderen um einen halben Kopf überragte. Er hatte rote Haare und ein rötliches Gesicht mit leuchtenden, hellblauen Augen. Auch ansonsten erinnerte er St. Clair auf Anhieb an Richard Plantagenet – dieser Mann war ebenfalls von Kopf bis Fuß Soldat und Krieger, und er strahlte das gleiche achtlose Selbstbewusstsein aus.
    Er war es, der als Erster das Wort ergriff. Er legte den Kopf ein wenig schief und sah André direkt in die Augen.
    »Sir André St. Clair. Willkommen in unserem Haus. Ich bin Benedict de Roussillon, Graf von Grenoble und Präzeptor der Templerkomturei von Aix.«
    Er streckte ihm die Hand entgegen, doch bevor sich André darüberbeugen konnte, spürte er schon, wie ihn Roussillon mit einem unmissverständlichen Händedruck hochzog, und er erwiderte den Händedruck mit großen, erstaunten Augen. Der Präzeptor des Tempels von Aix war ein Bruder des Ordens von Sion.
    Doch der Graf hatte sich schon abgewandt, um ihm die anderen vorzustellen. Der Erste war ebenfalls ein Tempelritter.
    »Hier habt Ihr Henri Turcot. Er ist Kastellan von Grenoble und mein getreuester Verbündeter, Gleichzeitig ist er Präzeptor der dortigen Komturei. Henri ist gerade aus Villeneuve-les-Avignon eingetroffen und die ganze Nacht durchgeritten. Mit ihm ist dieser junge Mann gekommen, Graf Henri de la Champagne, ebenfalls ein Ordensbruder, der hier allerdings weit von seiner Heimat entfernt ist.«
    Der junge Graf lächelte und verneigte den Kopf vor St. Clair, der mit einer tiefen Verbeugung antwortete. Er hatte von Henri gehört, der durch Eleanor von Aquitaniens erste Ehe mit König Philips Vater sowohl der Neffe Philips von Frankreich als auch Richards von England war.
    Graf Benedict fuhr mit der Vorstellung der restlichen Runde fort, und St. Clair versank mehr und mehr in Ehrfurcht, weil ihm bewusst wurde, dass die Männer, die ihm hier so beiläufig gegenüberstanden, die einflussreichsten Männer der Territorien beider Monarchen waren – und dass sie alle Ratsmitglieder des Ordens von Sion waren. Ihre Namen waren ihm vertraut, weil sie schon jetzt Legenden innerhalb des Ordens waren, die von der ganzen Bruderschaft verehrt wurden. Gleichzeitig jedoch wuchs in ihm die verstörende Klarheit, dass sie sich alle hier versammelt hatten, um ihm zu begegnen.
    Einer der Würdenträger,

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