Die Brueder des Kreuzes
uns Verbündete unter den Schiiten gesucht. Euer Vetter Alexander war unser wichtigster Verbindungsmann zu ihnen und vor allem zu einem Bund in ihrer Mitte, der eine ähnliche Rolle wie der unsere spielt. Sie nennen sich die Hashshashin, die Assassinen. Ich sehe, Ihr habt von ihnen gehört.«
St. Clair hatte bei diesem Wort große Augen bekommen, und er nickte stumm.
»Nun, lasst Euch nicht von dem, was Ihr über sie gehört habt, gegen sie einnehmen. Wie üblich in Situationen, in denen man wenig weiß und vieles fürchtet, haben die Gerüchte meist nur selten mit der Wahrheit zu tun. Die Sunniten haben ihre Vormachtstellung benutzt, um den Ruf der Assassinen zu schädigen. Doch das ist für uns unwichtig. Was für uns wichtig ist, ist, dass die Assassinen für uns keine Bedrohung darstellen. Im Gegenteil, wir sind quasi natürliche Verbündete und haben gemeinsame Interessen, darunter vor allem das geteilte Interesse an den Überlieferungen unserer Vorväter. Genau wie wir sind auch die Assassinen eine geschlossene, geheime Gemeinschaft, und sie besitzen einen Wissensschatz, an dem wir eines Tages teilhaben zu dürfen hoffen. Wir hatten dies schon lange vermutet, doch Alex Sinclair hat uns den Beweis dafür geliefert. Ihr habt eine Frage?«
»Aber …« St. Clair runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Wie kann er denn etwas bewiesen haben, ohne –«
»Ohne die Existenz unseres Ordens zu verraten? Uns war natürlich klar, dass wir das Vertrauen der Assassinen nur gewinnen konnten, indem wir ihnen unsererseits einen Vertrauensbeweis lieferten und uns ihnen preisgaben. Sir Alexander war befugt, dies zu tun, wenn er den Zeitpunkt für gekommen hielt. Er hat es getan, und sein Entschluss hat reiche Früchte getragen.«
»Und was, wenn sein Entschluss falsch gewesen wäre? Wenn er den falschen Leuten vertraut hätte, was dann?«
Germain zuckte mit den Achseln.
»Was dann? Dann hätte das Wort eines einzelnen Mannes ohne jeden Beweis im Raum gestanden. Was hätte das schaden können? Nein, es war alles unter Kontrolle, und es war kein irreparabler Schaden zu befürchten.«
»Und was jetzt, falls er tot ist? Wollt Ihr mir sagen, Ihr wisst nicht, was Ihr dann tun sollt?«
»Im Gegenteil; wir wissen, dass Euer Vetter einen vollständigen Bericht für uns hinterlegt hat, bevor er nach Hattin aufgebrochen ist, und wir wissen auch, wo. Doch die Kuriere, die uns diesen Bericht besorgen sollten, sind alle nach der Schlacht umgekommen. Wir gehen davon aus, dass der Bericht noch dort ist, wo ihn Sir Alexander hinterlegt hat. Solltet Ihr Sinclair nicht finden, so werdet Ihr zumindest diesen Ort wissen, sodass Ihr den Bericht suchen und uns zusenden könnt.«
»Und wenn ich meinen Vetter finde?«
»Dann überbringt Ihr ihm die Depeschen des Rates und arbeitet danach mit ihm zusammen.«
»Ich verstehe.« St. Clair nickte langsam, und sein Blick wanderte von einem Mann zum anderen. Doch seine nächsten Worte waren wieder an Germain von Toulouse gerichtet.
»Darf ich Euch noch eine Frage stellen, auch wenn Ihr sie möglicherweise vermessen finden werdet?«
»Natürlich. Wir bringen Euer Leben gleich zweifach in Gefahr. Fragt uns also alles, was Ihr wissen wollt.«
»Warum ist dies alles heute wichtiger als noch vor einem Monat? Man hat mich verhaftet und in aller Eile hergebracht. Man hätte sich doch schon vor Wochen und Monaten sehr viel unauffälliger und gefahrloser mit mir in Verbindung setzen können. Ich arbeite doch schon so lange in Sir Robert de Sablés Namen für den Rat.«
Germain zögerte, dann nickte er.
»Das ist korrekt. Und man hätte Euch auch schon vor einem Monat hergeholt, hätten sich zu diesem Zeitpunkt nicht einige Entwicklungen ergeben, die wir erst abwarten mussten. Es wäre sinnlos gewesen, Euch in die Sache hineinzuziehen, solange wir nicht wussten, welche Richtung wir einschlagen mussten. Nun sind unsere Entscheidungen gefallen. Doch ich bin nicht der Richtige, um Euch in diese Dinge einzuweihen. Master Bernard, fahrt Ihr fort?«
Germain von Toulouse trat beiseite und setzte sich, um einem anderen Redner Platz zu machen, der kaum jünger war als er selbst. André St. Clairs Herz begann schneller zu schlagen, als der Mann ihm zulächelte, bevor er das Wort ergriff.
Master Bernard de Montségur war einer der drei obersten Ordensmänner, die den drei Territorien den Ordens vorstanden. Die erste und älteste dieser drei Regionen war das Languedoc, das gesamte Gebiet nördlich der
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