Die Brueder des Kreuzes
bin, Bruder, in diesen Kleidern?«
Justin runzelte die Stirn.
»Aye, natürlich sollt Ihr das. Wie wollt Ihr denn sonst gehen? Sir Robert weiß doch, dass Ihr hier Novize seid, und Ihr habt nichts zu verbergen. Aber nehmt ein Pferd aus dem Stall; es ist möglich, dass Ihr etwas für de Sablé erledigen müsst. Hier.«
Er streckte die Hand aus und reichte André eine kleine Pergamentrolle.
»Gebt das dem Stallmeister, dann bekommt Ihr ein ordentliches Pferd. Falls Euch jemand fragt, wohin Ihr geht oder warum, sagt ihm, ich habe Euch auf einen Botengang zu Eurem Vater geschickt. Nun geht, und seid vorsichtig, was auch immer Sir Robert von Euch will.«
ES WAR FAST MITTAG DESSELBEN TAGES, als sich Sir Henry St. Clair endlich in sein Quartier begeben und eine Pause einlegen konnte. Er war angenehm überrascht, seinen Sohn in seinem Vorzimmer anzutreffen. Er saß auf der Holzbank, auf der Tomas, Sir Henrys getreuer Leibdiener, die Gemächer seines Herrn bewachte. Vater und Sohn hatten vor Wochen zuletzt miteinander gesprochen, doch bevor er ein Wort der Begrüßung sprach, führte Sir Henry André zunächst in sein Privatgemach und schloss die Tür fest hinter sich.
»Was ist, Vater? Deine Miene ist besorgt.«
»Ich bin auch besorgt. Warum bist du hier? Ich bin natürlich froh, dich zu sehen, doch ich weiß, dass du einen wichtigen Grund haben musst, sonst hätte man dir nicht gestattet, mich in diesem Stadium deiner Ausbildung zu besuchen.«
Andrés Augenbrauen fuhren empor.
»Was weißt du denn über unsere Ausbildung? Das sollte doch geheim sein.«
»Aye, wie so viele andere Dinge auch. Setz dich.«
André nahm sich einen der beiden Stühle am großen Arbeitstisch in der Mitte des Zimmers, und Sir Henry fuhr fort.
»Ich habe viele Freunde, mein Sohn, wie es sich für einen Mann in meinem Alter gehört, und unter ihnen sind natürlich einige Tempelritter. Vor ein paar Tagen habe ich zufällig ein Bier mit einem von ihnen getrunken, und wir haben uns unter anderem über die Fortschritte der derzeitigen Novizen unterhalten. Er wusste natürlich, dass du einer von ihnen bist, und er wollte mich nur trösten, weil wir uns nicht sehen können.«
Er sah seinen Sohn scharf an.
»Also, spuck es aus. Warum bist du hier?«
»Juden, Vater.«
André sagte mit Absicht nur dieses eine Wort, um zu sehen, welche Wirkung es auf seinen Vater haben würde – doch er sah keine Reaktion. Sir Henry blinzelte nur und setzte sich gegenüber an den Tisch.
»Was ist mit ihnen?«
»Deswegen bin ich hier.«
»Du redest unverständlich, mein Sohn.«
»Leider nicht, Vater. Erinnerst du dich noch an das letzte Mal, als wir uns über die Juden und die Einstellung des Königs ihnen gegenüber unterhalten haben?«
Er wartete die Antwort seines Vaters nicht ab.
»Ich komme direkt von Sir Robert de Sablé und auf sein Drängen. Er hat mich heute Morgen zu sich rufen lassen und mich für den ganzen Tag von meinem Dienst freistellen lassen, um dir durch mich mitteilen zu lassen, dass er in ernster Sorge um deine Sicherheit ist.«
Als André nun verstummte, ergriff Sir Henry das Wort.
»Nun, ich weiß Sir Roberts Sorge wirklich zu schätzen, doch was ich tue oder lasse, hat nichts mit ihm zu tun, und es sollte ihn nicht interessieren. Sei so gut und richte ihm das aus, zusammen mit meinem Dank natürlich.«
»Nein, Vater, bei allem Respekt, das werde ich nicht tun. Du verstehst mich falsch. Sir Robert will dich nicht tadeln. Er sorgt sich um dein Wohlergehen, weil er glaubt, dass es für die Armeen und für unser Vorhaben wichtig ist. Er hätte dich auch auf anderem Wege warnen können, doch er hat sich aus mehreren Gründen entschlossen, mich zu schicken – unter anderem, weil ich mit ihm befreundet bin. Doch die Dinge, die ihm Sorgen bereiten, gehen weit über jede persönliche Freundschaft hinaus.«
Sir Henry runzelte die Stirn.
»Was denn für Dinge?«
»Politische Ambitionen und Verschwörungen. William Marshall, der Marschall von England, und Baron Humphrey von Sheffield.«
Sir Henry stützte sich mit dem Ellbogen auf die Tischkante und tippte sich mit dem Finger an die gespitzten Lippen.
»Das musst du mir erklären.«
»Muss ich das wirklich, Vater? Ich hatte keine Mühe, es zu verstehen, als man es mir heute Morgen erklärt hat. Richard ist der König von England, aber er ist gleichzeitig der Herzog von Aquitanien und der Normandie und der Graf von Anjou, Poitou, der Bretagne und einer ganzen Reihe anderer
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