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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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ist tot, seine Armee in alle Winde verstreut. Die ganze Welt ist aus den Angeln gehoben. Ich glaube nicht, dass wir vor dem Frühjahr aufbrechen werden.«
    Im ersten Moment verschlug es André die Sprache. Friedrich Barbarossa, der über drei Jahrzehnte lang den Titel des Heiligen Römischen Kaisers getragen hatte, war ein wahrer Leviathan gewesen. Er war zwar betagt, aber nicht minder kampffähig gewesen als bei seiner Thronbesteigung vor fünfunddreißig Jahren. Trotz seiner mehr als sechzig Jahre hatte er noch die Macht besessen, eine Armee von über zweihunderttausend Mann zu rekrutieren, und die Kraft, sie persönlich auf dem Landweg über Konstantinopel nach Outremer zu führen. Er war eine lebende Legende gewesen.
    »Barbarossa ist tot? Wie ist das geschehen? Willst du mir sagen, dass Saladin ihn besiegt hat?«
    Sein Vater schüttelte den Kopf.
    »Nein, ganz und gar nicht. Barbarossa hat das Heilige Land nie erreicht. Es heißt, er ist ertrunken, als er irgendwo in der Nähe von Byzanz im Gebirge einen Fluss überquert hat. Er ist in voller Rüstung vom Pferd gefallen und in die eisige Flut gestürzt. Die Rüstung hat ihn niedergedrückt, und als es gelang, ihn herauszuziehen, war er schon tot. Er war ja nicht mehr der Jüngste, und es heißt, der Schock hat ihn umgebracht … das eisige Wasser …«
    »Grundgütiger!«
    Sir Henry sprach jetzt mit festerer Stimme weiter.
    »Heute Morgen hat uns ein Schiff aus Zypern diese Nachricht überbracht. Das ganze Schiff war vollgestopft mit Barbarossas Männern – allesamt Würdenträger, Barone, Grafen und Ritter, die auf dem Weg nach Hause waren. Anscheinend begann die Armee in der Minute seines Todes zu zerfallen. Niemand war stark genug oder besaß genügend politischen Einfluss, um die Soldaten um sich zu scharen und das Heer zusammenzuhalten. Innerhalb einer Woche gab es seine Armee nicht mehr. Über zweihunderttausend Mann, und sie haben sich spurlos zerstreut.«
    »Was ist denn mit seinem Sohn, diesem Schwaben … Friedrich? Was ist aus ihm geworden? Er hätte doch wohl die Leiche seines Vaters nicht einfach liegen gelassen und die Flucht ergriffen?«
    Sir Henry zuckte mit den Achseln.
    »Niemand scheint Genaueres zu wissen. Es ist noch nicht einmal bekannt, ob wenigstens ein Teil der Armee weiter gen Outremer marschiert ist, doch davon scheint niemand auszugehen.«
    »Hmm. Das würde natürlich auch niemand auf diesem Schiff eingestehen. Wenn Friedrich von Schwaben oder einige der anderen Heerführer weiter nach Palästina marschieren, stehen die Männer auf dem Schiff und all die anderen Heimkehrer doch wie Feiglinge da, meinst du nicht?«
    Nach einer Pause sagte André: »Das ändert alles.«
    »Alles?«
    »Nun, natürlich nicht alles. Aber es ändert die politischen Zwänge, die Richard und Philip und dem Papst solches Kopfzerbrechen bereitet haben. Mit Barbarossas Tod schwindet die Bedrohung, die die orthodoxe Kirche für die päpstliche Vorherrschaft in Jerusalem dargestellt hat, und unsere Armee wird nicht mehr so im Zugzwang sein.«
    »Ich kann dir nicht folgen. In Outremer ändert sich doch gar nichts. Conrad von Montferrat wird immer noch darauf aus sein, König Guidos Platz einzunehmen.«
    »Aye, aber die Nachricht vom Tod seines kaiserlichen Vetters wird seinem Eifer einen gehörigen Dämpfer versetzen. Solange er damit drohen konnte, dass sich Barbarossa hinter ihn stellen würde, konnte er sich selbstbewusst geben. Jetzt jedoch glaube ich, dass er eher geneigt sein wird, sich auf einen Kompromiss einzulassen. Guido dagegen wird sich ermutigt fühlen auszuharren und auf Richards Eintreffen zu warten, ganz gleich, wie lange das dauern mag. Ich gehe davon aus, dass wir hier überwintern werden und im Frühjahr weitersegeln. Das wird zu völlig neuen Komplikationen führen, doch daran kann niemand von uns etwas ändern, also sollten wir es akzeptieren.«
    Sir Henry erhob sich.
    »Ich sollte gehen. Ich habe mir in den letzten Tagen viel zu viel Zeit für meine eigenen Sorgen genommen. Und der König wird mich gewiss sprechen wollen, sobald er die Neuigkeiten verdaut hat. Wenn er beschließt, dass wir bis zum Frühjahr bleiben, muss ich mich darum kümmern, ein Winterquartier für die ganze verdammte Armee zu errichten. Grundgütiger, das wird in dieser gottverlassenen Gegend schwierig werden. Du bleibst unterdessen liegen und kümmerst dich darum, dass du gesund wirst. Leb wohl; wir sehen uns morgen wieder.«

    ES DAUERTE ZEHN TAGE, bis Andrés Hand

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