Die Brueder des Kreuzes
ich habe sie zur Kenntnis genommen.«
Er zögerte, dann fügte er hinzu: »Du sagst, dein Freund hätte gesagt, der König wäre anderweitig beschäftigt gewesen und hätte Sheffield nicht angehört. Hat er auch gesagt, warum? Wann ist das gewesen?«
»Ich weiß es nicht, Vater. Ich habe nicht daran gedacht, ihn zu fragen. Ich habe mir zu große Sorgen gemacht. Allerdings habe ich den Eindruck, dass es vor sehr kurzer Zeit gewesen sein muss.«
»Hmm. Innerhalb der letzten Tage. Es muss so sein.«
Sir Henry legte den Kopf schräg und musterte seinen Sohn.
»Hast du von seinem Sodomiegeständnis gehört? Nein, ich sehe dir an, dass du nichts davon weißt. Das Klosterleben hat anscheinend allerhand Vorteile.«
Er dachte einen Moment nach, dann fuhr er fort.
»Vor knapp drei Wochen hat Richard aus Gründen, die nur ihm und Gott bekannt sind, den Entschluss gefasst zu gestehen, dass er ein homosexueller Perverser ist. Er hat sich mit einer ganzen Bischofskonferenz in eine private Kapelle hier in Messina zurückgezogen und dort inmitten gewaltiger Weihrauchwolken ein volles, öffentliches Geständnis seiner sodomitischen Neigungen abgelegt, Gott und die Heilige Kirche um Vergebung angefleht und um die Kraft gebeten, der Versuchung zu widerstehen und seinen lüsternen, gottlosen und unnatürlichen Lebenswandel zu ändern. Amen.«
»Mein Gott! Das ist kein Scherz, oder? Das hat er tatsächlich getan?«
»Ja. Ich dachte zuerst, das wäre seine ›anderweitige Beschäftigung‹ gewesen, doch der Zwischenfall mit Simeon hat sich später zugetragen. Also muss de Sablé die Ereignisse der vergangenen Tage gemeint haben, nämlich Eleanors Eintreffen.«
»Eleanor? Herzogin Eleanor, die Mutter des Königs? Ist sie etwa hier in Sizilien?«
»Ja. Sie ist vorgestern hier angekommen, und seitdem geht es zu wie in einem Bienenstock. Du und die anderen Novizen, ihr müsst die einzigen Menschen in ganz Sizilien sein, die nichts davon wissen.«
»Aber warum? Was will sie hier? Ich dachte, sie wäre nach England zurückgekehrt.«
»Nein, und das hat sie auch nicht vor. Sie lebt wieder in Aquitanien, in Rouen und manchmal in Chinon, wo sie immer schon besonders gern gewesen ist. Sie ist nur hier, um Richard ein Geschenk zu überbringen.«
»Ein Geschenk.« Andrés Stimme war genauso ausdruckslos wie seine Miene. »Was denn für ein Geschenk, dass sie die weite Reise nach Sizilien unternehmen muss, um es persönlich zu überbringen?«
»Das Geschenk, das sie für ihn besorgen wollte, als ich sie das letzte Mal gesehen habe. Eine Gemahlin.«
Seine Worte fielen wie Ziegelsteine in einen stillen Teich, und lange sagte keiner der beiden Männer etwas.
»Eine … Gemahlin …«
André sprach jetzt absichtlich leise, und sein Vater antwortete mit derselben Vorsicht, obwohl die schweren Türen in seinem Rücken fest geschlossen waren.
»Aye, aus Navarra, südlich der Pyrenäen. Prinzessin Berengaria. Eleanor hat sich persönlich an den Hof ihres Vaters begeben und erfolgreich auf diese Hochzeit gedrängt. König Sancho wird Richard ein starker Verbündeter sein. Er hat jahrelange Erfahrung im Kampf gegen die Mauren dort in Spanien.«
»Aye, aber … dieser König, Sancho sagst du? Weiß er denn nicht … was Richard für ein Mensch ist? Was hoffen sie denn damit zu erreichen, und wie reagiert Richard darauf?«
»Er scheint zur allgemeinen Überraschung sehr gut darauf zu reagieren. Wahrscheinlich war es einfach ein günstiger Zeitpunkt, weil man ihm ja gerade die Absolution für seinen früheren Lebenswandel erteilt hat. Wahrscheinlich fühlt er sich gerade wie neugeboren und freut sich auf das Eheleben und die Vaterschaft. Weniger freundlich gestimmte Seelen könnten sich natürlich fragen, ob er vielleicht schon vor einem Monat davon gehört hat, dass seine Mutter mit einer Braut zu ihm unterwegs war, und sich entsprechend darauf vorbereitet hat.«
»Ja, vielleicht hat er das. Es würde mich nicht im Mindesten überraschen. Aber in Gottes Namen, Vater, allein die Vorstellung! Du kennst Richard noch besser als ich. Sollen wir uns jetzt wirklich von Richard den Ehemann und Familienvater vorspielen lassen, nur weil ihn eine Kapelle voller Bischöfe von jeder Schuld freigesprochen hat?«
»Es spielt keine Rolle, ob wir beide es glauben, André. Ich versichere dir, dass es so geschehen wird. England bekommt eine Königin und vielleicht irgendwann auch einen Kronprinzen, und man wird einen Mann in Richard sehen. Es lässt sich
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