Die Brueder des Kreuzes
Territorien, die alle nicht zu England zählen – und die alle ihre Männer mit auf unsere Mission entsandt haben. Eigentlich bist du der militärische Berater des Königs, doch auf dem Papier bist du der Fechtmeister deines Lehnsherrn Richard, des Herzogs von Aquitanien, und als solcher bist du die Identifikationsfigur und die verkörperte Hoffnung aller nichtenglischen Soldaten beider Armeen. Solltest du in Ungnade fallen und entlassen werden, so würde William Marshall deinen Platz einnehmen, und die gesamte Armee würde unter englischen Befehl geraten. Das darf nicht geschehen.«
Sir Henry nickte langsam.
»Das kann ich nachvollziehen. Aber was ist mit Humphrey von Sheffield?«
»Es überrascht mich, dass du diese Frage überhaupt stellen musst. Er ist ein widerliches Schwein, das keine Ehre kennt und seine Ritterwürde nicht verdient. Sir Robert hat aus verlässlicher und gut informierter Quelle erfahren, dass sich dein Weg mit dem dieses Unmenschen gekreuzt hat – und dass nicht viel daran gefehlt hat, dass sich eure Klingen gekreuzt hätten.«
Sir Henry schüttelte abrupt den Kopf.
»Nein. Ich mag den Mann nicht, aber ich habe auch keinen offenen Streit mit ihm.«
»Weißt du das mit Gewissheit, Vater? Und würde er dir da beipflichten? Sir Robert hat gehört, du wärst Humphrey in einer Angelegenheit, die einen Juden namens Simeon hier in Messina betraf, in die Quere gekommen. Dieser Simeon war hier offensichtlich ein bekannter Mann, ein Kaufmann, aber kein Geldverleiher, doch er ist in einem ungünstigen Moment mit seiner gesamten Familie verschwunden und seitdem nicht mehr aufgetaucht.«
»Ungünstig für wen?«
»Für Sheffield natürlich. Humphrey ist ein rasender, leidenschaftlicher Judenhasser. Dies ist möglicherweise das Einzige, was seine Verbindung mit Richard begründet. Es wird vermutet – obwohl es natürlich keine offene Bestätigung dafür gibt –, dass es Sheffields Aufgabe ist, die Juden für Richards Dinnerspektakel heranzuschaffen. Sir Roberts Quelle sagt, dieser Simeon sei nach einer Auseinandersetzung mit einem von Humphreys Kameraden bereits für einen dieser Abende vorgesehen gewesen. Doch dann ist er mit seiner Familie verschwunden. Dein Name wurde im Zusammenhang mit seinem Verschwinden genannt, eine Warnung vor dem nächtlichen Auftauchen der Männer des Barons betreffend. Humphrey wollte dies dem König melden. Zum Glück war der König zu diesem Zeitpunkt … anderweitig beschäftigt und hatte keine Zeit, ihn anzuhören. Unterdessen hatte Sir Robert durch seine Spione von der Angelegenheit erfahren, und er hat persönlich eingegriffen. Er hat eine Erklärung für dein Verhalten in die Welt gesetzt, die das Gegenteil von Sir Humphreys Version besagte. Der Baron hat ihm geglaubt, und damit ist die Angelegenheit für dieses Mal erledigt. Doch Sir Robert lag sehr daran, dass du davon erfährst. Er würde sich zwar niemals anmaßen, dir dein Verhalten zu diktieren, doch er bittet dich inständig, in Zukunft umsichtiger vorzugehen.«
Sir Henry schwieg eine Weile, denn er musste Andrés Worte erst einmal verdauen. Dann nickte er.
»So sei es. Ich gebe zu, dass ich voreilig gehandelt habe, selbst wenn es mir damals nicht so vorkam. Ich werde in Zukunft … vorsichtiger sein. Doch war es wirklich nur die Angst um mein politisches Amt, die deinen Freund zum Handeln getrieben hat?«
»Zweifelst du wirklich daran, Vater? Überleg doch einmal, welche Verantwortung du trägst.«
»Das habe ich schon, und er hat recht. So gesehen ist meine Verantwortung natürlich viel größer und komplexer, als ich gedacht hatte. Ich werde von nun an aufpassen.«
»Nein, Vater. Wenn es irgendwie möglich ist, möchte ich dich bitten, dich in Zukunft von allen Juden fernzuhalten. Alles, was mit ihnen zusammenhängt, ist mit unglaublichen Gefahren behaftet.«
»Aye, aber nur, weil unser König es so will.«
»Unser Kö nig und seine Bischöfe. Die Kirche billigt dies alles schließlich.«
»Mein Sohn, die Kirche lädt offen dazu ein . Aber bedeutet das, dass jeder Mensch guten Willens den Kopf einziehen und es ebenfalls billigen soll und damit sein stillschweigendes Einverständnis zu Grausamkeiten gibt, die unseren sanftmütigen Herrn Jesus anwidern würden?«
Er schüttelte entschlossen den Kopf.
»Um so etwas darfst du mich nicht bitten, André. Es entspricht weder meinem Charakter noch meiner Ehre, und ich will kein Wort mehr darüber verlieren. Du hast deine Botschaft überbracht, und
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