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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Kopf. Bevor sie jedoch etwas zu ihm sagte, wandte sie sich an den Wachtposten, der immer noch mit dem Rücken an der Kajütentür stand und sich den Anschein gab, nichts von den Vorgängen mitzubekommen.
    »Lasst uns bitte allein. Wartet draußen.«
    Sie richtete den Blick auf die gegenüberliegende Ecke, wo die drei anderen Frauen kauerten.
    »Ihr könnt Euch auch zurückziehen. Sollten wir etwas brauchen, werden wir Euch rufen.«
    Der Wachtposten richtete sich auf und salutierte, dann schob er die Zofen vor sich aus der Kajüte und ließ die beiden Fürstinnen allein mit André zurück, der in der dunklen Kajüte immer noch zu Füßen der Prinzessin kniete. Als sich die Tür fest hinter dem Wachtposten geschlossen hatte, richtete die Prinzessin ihr Lächeln wieder auf André,
    »Master St. Clair, Ihr seid hier höchst willkommen, als Freund und als Vertrauter meines Verlobten Richard, und es ist nicht notwendig, dass Ihr dort auf Euren Knien leidet. Steht auf, Sir. Sagtet Ihr nicht bei Eurem Eintreten, dass Ihr Briefe des Königs dabeihabt?«
    Ihre Stimme hatte etwas vage Fremdländisches an sich, das jedoch nicht unangenehm war, und ihm wurde bewusst, dass er noch niemals in Navarra, dem Königreich ihres Vaters südlich der Pyrenäen gewesen war. Dort führte ihr Volk seit Jahrhunderten Krieg gegen die moslemischen Mauren, und diese ständige Kampfbereitschaft war eines der Dinge gewesen, die Richards Mutter dazu verlockt hatten, König Sancho VI. von Navarra als Verbündeten zu gewinnen, indem sie diese Ehe arrangierte.
    »Das sagte ich, Mylady. Verzeiht mir, ich habe sie hier in meiner Gürteltasche.«
    Er erhob sich und zog die beiden kleinen Zylinder aus dem Beutel an seiner Hüfte. Er betrachtete sie blinzelnd im schlechten Licht der Kammer, dann reichte er jeder der beiden Frauen die an sie adressierte Rolle.
    Beide machten sich unverzüglich daran, sie zu öffnen. Berengaria wies mit einem geistesabwesenden Lächeln an André vorbei.
    »Macht es Euch doch bequem, Sir André, während wir die Briefe lesen. Hinter Euch steht ein Stuhl. Wir brauchen nicht lange.«
    André neigte gehorsam den Kopf und trat zu dem Stuhl. Als er sich umwandte, um sich zu setzen, sah er, wie Joanna den Blick hastig auf ihren Brief senkte. Er hätte sie gern angelächelt, doch sie ignorierte ihn, und so richtete er seine Aufmerksamkeit auf Prinzessin Berengaria. Er war froh, dass sich seine Augen inzwischen auf das dunkle Zimmerchen eingestellt hatten und er sie deutlich sehen konnte. Noch mehr freute er sich, dass er jetzt Gelegenheit hatte, sie genauer zu betrachten, während sie Richards Brief las, der anscheinend lang und ausführlich war.
    Was kann Richard Plantagenet wohl zu sagen haben , schriftlich oder mündlich , das auf Euren guten Willen und auf Eure Neugier stößt? , fragte er sich, und sein Blick heftete sich auf das schwarze Löckchen, das sich aus ihrer Haube befreit hatte und sich nun auf ihrer linken Wange ringelte. Als spürte sie seinen Blick, hob Berengaria die Hand und steckte die verirrte Locke wieder unter das weiße Leinen, ohne den Blick von ihrem Brief zu heben.
    Schwarzes Haar, dachte er nun, denn auch ihre Augenbrauen malten sich deutlich in ihrem Gesicht ab. Schwarzes Haar und so dunkle Augen, dass sie ebenfalls tintenschwarz wirkten. Im Moment hatte sie die Augen jedoch zum Lesen gesenkt, und das Einzige, was er davon sehen konnte, waren ihre langen, geschwungenen Wimpern, die direkt auf ihren makellosen Wangen zu liegen schienen.
    Richards Königin war eine Schönheit, wie sie ihm noch nie begegnet war, und er war beileibe nicht ohne Erfahrung. Sie strahlte etwas Lebendiges aus und schien große Freuden zu verheißen, und die fremde Schattierung ihrer Haut erzählte von anderen Ländern und einem wärmeren Klima. Er war schon vielen Frauen mit dunklem Haar und dunklen Augen begegnet; es war also nicht nur der dunkle Ton, der das Exotische an ihr ausmachte.
    Eigentlich, so dachte er plötzlich, kannte er nur vier Frauen, die man tatsächlich als blond bezeichnen konnte, mit flachsfarbenem Haar und leuchtend blauen Augen; vier Frauen von … er hielt inne, unangenehm überrascht, dass er nicht sagen konnte, wie viele es waren. Vier von wie vielen Frauen? Wie viele Frauen waren ihm mehr oder minder vertraut? Zu wie vielen Frauen hatte er sich hingezogen gefühlt? Dies zumindest waren nicht viele, und er versuchte, sie sich ins Gedächtnis zu rufen, angefangen mit der letzten, Eloise de Chamberg, die

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