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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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auf dem Grund und Boden seines Vaters umgekommen war und damit indirekt seine Aufnahme in die Reihen der Tempelritter herbeigeführt hatte.
    Berengaria regte sich und ließ den Brief sinken, und er ließ von seinem Gedankengang ab und konzentrierte sich wieder auf die Prinzessin, die ihn jedoch keines Blickes würdigte.
    Ihre vollen, roten Lippen waren leicht gespitzt, und um ihre Augenwinkel zogen sich kleine Fältchen, während sich ihr Blick selbstvergessen ins Leere richtete. Geistesabwesend kratzte sie mit der Fingerspitze über den Stoff ihres Mieders, und ohne es zu ahnen, lenkte sie sein Augenmerk damit erneut auf die Fülle ihrer Weiblichkeit. Wusste sie, dass ihr zukünftiger Gemahl Männer liebte? Und wenn ja, log sie sich selbst dann vor, sie könnte ihn ändern?
    André hatte keinerlei Erfahrung in solchen Dingen, und er enthielt sich jedes moralischen Urteils. Manche dieser Männer konnte er problemlos als Freunde oder Kameraden akzeptieren und ignorierte ihre Neigungen, während er anderen – und diese schienen in der Überzahl zu sein – lieber gänzlich aus dem Weg ging, weil sie sich den meisten gegenüber noch weniger tolerant verhielten, als sie es für sich selbst erwarteten. Im Großen und Ganzen jedoch war er es zufrieden, sein eigenes Leben zu leben und sie das ihre leben zu lassen.
    Jedenfalls war es seine Beobachtung, dass sich solche Männer an ihresgleichen hielten und wenig Zeit und noch weniger Verwendung für Frauen hatten. Er hatte genug ältere Männer unter ihnen gesehen, um zu wissen, dass man dieser Vorliebe nicht entwuchs. Es war keine Phase, die man durchlebte und dann vergaß. André war überzeugt, dass dieser Zustand von Dauer war, und er ging davon aus, dass auch die Liebe der leidenschaftlichsten und treuesten Frau nicht die Macht hatte, etwas daran zu ändern. Er hegte keinen Zweifel daran, dass Richard seine ehelichen Pflichten erfüllen und mit Berengaria einen Erben zeugen würde, doch sobald dies geschehen war, würde der König es der Frau überlassen, das Kind aufzuziehen, und sich mit seinen Freunden davonmachen. Das war das Schicksal vieler Frauen.
    Er ertappte sich dabei, dass er die Stirn runzelte, weil ihn Berengarias offensichtliche Gleichgültigkeit gegenüber etwas so Zerstörerischem verblüffte. War es wirklich möglich, dass sie von all dem nichts ahnte? Sie war neu hier und kam aus einen behüteten Zuhause, doch auch bei diesem Gedanken regte sich in seinem Hinterkopf eine schwache Erinnerung an vergangene Gerüchte, die Richard eine romantische Verbindung mit ihrem Bruder Sancho nachgesagt hatten. Auch diesen Gedanken schob er beiseite und begann von Neuem.
    Sie war fremd hier und hatte noch nicht genug gesehen, um ihre Vorstellungen von ihrer zukünftigen Ehe zu überdenken. Niemand hätte den Affront riskiert, ihr etwas zuzuflüstern. Wer hätte es ihr auch erzählen sollen – außer Joanna, die selbstlos als Freundin, zukünftige Schwester und Beraterin agierte?
    Außerdem war diese Frau eine Königin, die ihre Pflicht nie vergaß, und die Pflicht einer Königin bestand darin, Söhne zu gebären, so wie es die Pflicht eines Königs war, diese zu zeugen. Richard hatte öffentlich die Absicht erklärt, von seinen lüsternen, unnatürlichen Vorlieben abzulassen und einen Erben für England zu zeugen, und André zweifelte nicht daran, dass er das tatsächlich auch tun würde.
    Joanna hatte ihren Brief zu Ende gelesen und richtete nun das Wort an ihn.
    »Mein Bruder sagt, ich soll Euch voll und ganz vertrauen und Euch nichts verschweigen …«
    Sie richtete den Blick auf Berengaria.
    »Hat er das zu Euch ebenfalls gesagt?«
    Die Prinzessin nickte, und Joanna wandte sich langsam wieder zu André um. Sie legte den Kopf ein wenig schräg und betrachtete ihn mit großen Augen.
    »Ich frage mich, ob Ihr wohl eine Vorstellung davon habt, welchen Respekt er Euch damit zollt. Ich kann mich nicht erinnern, dass mein Bruder Richard so etwas je über einen anderen Menschen gesagt hat. Ihr müsst ein sehr außergewöhnlicher junger Mann sein, Sir André St. Clair. Doch wir haben vieles zu besprechen, also lasst uns anfangen. Richard hat mir eine ganze Reihe von Fragen über die Ereignisse seit unserer Ankunft in Zypern gestellt, und er wünscht, dass ich sie Euch beantworte. Ich gehe davon aus, dass er dieselbe Bitte auch an Berengaria gerichtet hat.«
    »Ja«, pflichtete ihr die Prinzessin bei.
    »Nun denn, würdet Ihr lieber mit jeder von uns allein sprechen, oder

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