Die Brueder des Kreuzes
können wir dieses Gespräch zu dritt führen?«
»Zusammen wäre wahrscheinlich das Beste, Mylady, wenn Ihr nichts dagegen habt. Wir sitzen hier bequem und dürften kaum gestört oder belauscht werden.«
Er wies auf die vergitterte Luke über ihren Köpfen.
»Zumindest, wenn wir leise sprechen. Diese Luke führt zum Deck, und ich schlage vor, wir verhalten uns, als säße dort oben ein Spion mit sehr großen, gespitzten Ohren. Mylady Joanna, möchtet Ihr den Anfang machen?«
So saßen sie zu dritt am Tisch und unterhielten sich leise, während das Gittermuster aus Sonnenlicht über den Boden kroch. Als es schließlich verschwand, bat André an Deck um Licht, und sie hielten mit ihrem Gespräch inne, bis man ihnen Kerzen und neue Lampen gebracht und diese angezündet hatte.
St. Clair hatte über vieles nachzudenken, nachdem er sich schließlich von ihnen verabschiedet hatte. Auf sein eigenes Schiff zurückgekehrt, setzte er sich sogleich daran, sich Notizen zu machen. Als er an jenem Abend sein Schlaflager aufsuchte, war er geradezu erschöpft. Vor seinem inneren Auge sah er die beiden Frauen in ihrer unterschiedlichen Schönheit und bedauerte nicht zum ersten Mal, dass es ihm als Tempelritter bald nicht mehr möglich sein würde, solch unschuldige Stunden in der Gesellschaft von Frauen zu verbringen.
RICHARDS GALEERE traf erst spät am nächsten Morgen ein. Sie wurde von zwei weiteren Galeeren begleitet, doch von der nachfolgenden Flotte war am Horizont nichts zu sehen. André bestieg das Boot, das ihm Tournedos zur Verfügung gestellt hatte, und steuerte das Schiff des Königs an, sobald es vor Anker gegangen war. Doch bevor er es erreichte, stellte er fest, dass ihm ein anderes Boot zuvorgekommen war, das von den drei unbekannten Schiffen stammte, die am Vortag eingetroffen waren. Murmelnd befahl er seinem Steuermann, auf Abstand von den Fremden zu bleiben. Deren Boot war eine Barkasse, die rot und dunkelgrün angestrichen war und mit acht Ruderern bemannt war. Es hatte eine Heckplattform, die zehn Männern Platz bot. Während André sie zählte, stellte er fest, dass sie alle Ritter waren, ein jeder in voller Rüstung und mit seinem eigenen Wappen, von denen er jedoch keines erkannte.
Nun wurde er erst recht neugierig, denn die Unbekannten, die jetzt an Bord des königlichen Schiffes kletterten, machten den Eindruck, als hätten sie einiges hinter sich. Ihre Schilde sahen alt und abgenutzt aus, und ihre Kettenpanzer waren vom langen Tragen beinahe blank poliert. Auch die Farben ihrer Insignien machten einen ausgeblichenen Eindruck.
Während er beobachtete, wie sich die Ritter an Deck der Galeere drängten, signalisierte er seinem Steuermann, sich noch ein Stück weiter zurückzuziehen und zu warten.
Kurz nachdem der letzte Fremde an Bord gegangen war, legte die Barkasse wieder von der Bordwand ab und machte Platz für ein sehr viel kleineres Boot, das nun von der anderen Seite des Schiffes her auftauchte, um seinerseits einen Passagier aufzunehmen. André richtete sich auf, als er den Mann sah, der nun an die Bordwand trat, und das strenge, stirnrunzelnde, humorlose Gesicht eines seiner bekanntesten und unpopulärsten Landsleute erkannte: Etienne de Troyes, Großmeister der Templer in Poitou und der ranghöchste Tempelritter der Expedition. De Troyes stieg in sein Boot, ohne sich umzusehen, setzte sich ans Heck und zog sich seine Kapuze über den Kopf, während sich sein Ruderer aus Leibeskräften in die Riemen legte.
Fast eine Stunde war verstrichen, als sich die zehn Besucher wieder zu ihrer Barkasse begaben. Richard begleitete sie persönlich und blickte auf sie hinunter, bis sie sich in Bewegung gesetzt hatten. André wusste, dass ihn der König gesehen hatte, doch er verharrte wartend, bis Richard in seine Richtung blickte und ihm zuwinkte, um sich dann abzuwenden.
Der Sturm war zwar längst vorüber, doch das Wasser war immer noch unruhig und der Wellengang so unvorhersehbar, dass er sich bei seinem Sprung verschätzte. Er landete in den Netzen, die an der Bordwand hingen, und wäre um ein Haar ins Meer gestürzt. Er betrat das königliche Schiff von den Knien abwärts triefend nass und hinterließ eine Spur pfützenartiger Fußabdrücke auf dem Deck, als er sich zum Heck begab, wo Richard an seinem Tisch saß und einem seiner Schreiber etwas diktierte.
Hinter ihm drängte sich eine Gruppe von Offizieren und Schaulustigen, die keinen Hehl daraus machten, wie sehr sie St. Clairs tropfnasse
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