Die Brueder des Kreuzes
Außerdem ist ihm das Siegel Englands in die Hände gefallen, und er trägt es um den Hals wie ein Stück Flitterkram. Ich werde nach Zypern fahren, um ihn aus seinem Loch zu treiben und ihn zu verjagen. Es ist Eile geboten, und der Templermarschall Etienne de Troyes hat sich bereiterklärt, mir seine vier schnellen Schiffe zu borgen – natürlich erst, nachdem ich den Verlust der Schatulle erwähnt hatte, der unseren Feldzug ins Heilige Land drastisch abkürzen könnte. Die Templer werden die Frauen bewachen und sie notfalls mit ihrem Leben beschützen, gleichzeitig jedoch ihren heiligen Abstand wahren, um sich nicht zu versündigen.«
Richard verdrehte die Augen.
»André, ich muss den Männern in meiner Umgebung stets wachsamen Auges begegnen. Überall lauern Verschwörungen, Listen, geheime Allianzen und Verrat. Ich weiß, dass Philip allein bereit wäre, jeden Preis an den zu bezahlen, der diese Hochzeit unterbindet, die meine Mutter zwischen England und Navarra gestiftet hat. Und er ist nur einer der Feinde, die ich unter unseren Freunden habe. Selbst dem Marschall der Templer kann ich nicht trauen, denn seine Loyalität gilt dem Papst, und dem Papst wäre nichts lieber, als dass England ohne Thronerben bleibt und daher zum Spielball Philip Capets und seiner treuen Verbündeten, der Heiligen Mutter Kirche, wird. Rom hat mir nicht verziehen, dass mein Vater Thomas Becket ermordet hat. Und Philip wird mir nie verzeihen, dass ich ihn abgewiesen habe … ihn und seine bemitleidenswerte Schwester.«
Er seufzte.
»Ich kann niemandem glauben, weil hier so viel auf dem Spiel steht, dass ich mich stets frage, ob man mir die Wahrheit sagt oder ob wieder einmal jemand bestochen worden ist, um mich vom Kurs abzubringen. Ihr werdet so etwas nicht tun. Es ist Eurem Charakter fremd.«
Er ergriff zwei versiegelte Päckchen, die auf der Ecke seines Tisches lagen, und warf sie André nacheinander zu.
»Diese Briefe sind für Joanna und für Prinzessin Berengaria. Joannas Brief habe ich mit einem Strich neben dem Siegel gekennzeichnet. Ich möchte, dass Ihr Euch unverzüglich mit diesen Briefen zu ihrem Dromon begebt und sie ihnen persönlich überbringt. Vertraut diese Aufgabe niemand anderem an. Führt sie persönlich aus. Bittet in meinem Namen um eine Audienz bei den Damen, dann wartet ihre Antworten ab, denn ich habe ihnen verschiedene Fragen gestellt und deutlich gesagt, dass ich mich sehr auf die Genauigkeit ihrer Antworten verlasse.«
Ein kleines Lächeln stahl sich in Richards Mundwinkel.
»Ich kenne die Prinzessin noch nicht gut, aber Joanna hat sich noch nie etwas vormachen lassen, schon als kleines Mädchen nicht. Wenn in ihrer Nähe etwas faul ist, wird sie es inzwischen gerochen haben. Ihr Wissen und ihre Meinung sind für mich von unschätzbarem Wert. Ich habe mich mit Freude daran erinnert, dass Ihr ebenfalls lesen und schreiben könnt. Dies vervielfacht Euren Wert bei diesem Unterfangen. Hört Joanna genau zu und macht Euch Notizen von allem, was Ihr für wichtig erachtet.«
Außerdem sollte André einen Brief für Sir Richard de Bruce mitnehmen, den der König als »guten Seemann und fähigen Kommandeur, aber arroganten, unfreundlichen und hochmütigen Menschen« beschrieb. Darin erhielt de Bruce die Anweisung, André umfassend über die Situation in Zypern zu unterrichten und ihm Geld zu geben, welches er möglicherweise brauchen würde, um weitere Informanten zu bestechen oder zu kaufen.
»Ich erwarte, dass Ihr bei meiner Ankunft in Limassol bereitsteht. Wir werden uns unter vier Augen unterhalten, und Ihr werdet mir alles berichten, was Ihr in Erfahrung bringen konntet. Alles, André. Ist das klar? Versteht Ihr genau, was ich von Euch verlange?«
André nickte.
»Und nun, bei Gott, muss ich mich den Bischöfen widmen, die gewiss für das Wohlergehen meiner zukünftigen Braut beten wollen.«
Er hielt inne, und ein teuflisches Grinsen verwandelte sein Gesicht.
»Ich gestehe Euch, dass ich letzte Nacht tatsächlich an das Wohlergehen meiner Verlobten gedacht habe. Wenn sie vergewaltigt würde und bei ihrer Rückkehr erfolgreich schwanger wäre, würde es mir einigen Ärger ersparen, meint Ihr nicht auch?«
Er blinzelte, und sein Lächeln verblasste, verschwand aber nicht ganz.
»Nein, anscheinend nicht. Also schön, Sir André, fort mit Euch. Haltet die Augen auf und den Mund geschlossen, und lasst Euch nicht ins Bockshorn jagen.«
Dann hatte André salutiert und war gegangen. Es hatte ihn alle
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