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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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vor Plünderern zu schützen.
    Richard hörte verblüfft zu, wie André den französischen Ritter gesehen und abgefangen hatte, und zog die Augenbrauen hoch, als André ihm schilderte, wie Dorville versucht hatte, ihn umzubringen.
    Dann erst ließ der König den Franzosen in das Audienzzimmer führen, und André wurde das Gefühl nicht los, dass es dem König schwerfiel, dem Mann böse Absichten zu unterstellen. Doch im Verlauf des Verhörs wurde seine Geduld durch die Arroganz des französischen Ritters auf eine harte Probe gestellt.
    Schließlich platzte dem König der Kragen.
    »Grundgütiger, haltet Ihr mich etwa für einen Idioten?«, brüllte er den Mann an, nachdem er wieder einmal eine höhnische Antwort auf eine simple Frage erhalten hatte. »Bei Jesus und seinen Jüngern, dann sollt Ihr herausfinden, was ich davon halte, wenn mich ein Schönling wie Ihr verlacht.«
    Er schnippte mit den Fingern, um den Gardehauptmann herbeizurufen.
    »Bringt diesen Mann nach unten und findet die Antwort auf meine Fragen heraus. Wir werden ja sehen, ob ein heißes Eisen ihm die Zunge schneller löst, als es höfliche Fragen tun.«
    Es dauerte nicht lange, bis Dorville seine Haltung änderte. Man brauchte ihm nur einmal ein heißes Schüreisen an die Schulter zu legen, und schon war seine Hochmut dahin. Die bloße Drohung, ihm mit ebendiesem Schüreisen das Gesicht zu entstellen, löste ihm die Zunge ganz.
    Er sei im Schutz der Dunkelheit zu Isaac gegangen, so gestand er, und habe ihm gesagt, Richard habe ihm etwas vorgespielt und plane, noch in derselben Nacht zurückzukehren, um die schlafenden Anhänger des Kaisers festzunehmen und Isaac selbst in Ketten zu legen. Damit hatte er bewusst auf Isaacs weithin bekannte Angst vor Ketten angespielt, denn er wusste, dass der Kaiser das Wort Ketten nur zu hören brauchte, um blindlings die Flucht zu ergreifen.
    Dorville behauptete, aus eigenem Antrieb gehandelt zu haben. Er verfolge einzig die Absicht, seinem Herrn, König Philip Augustus, bei der Durchsetzung seiner Ziele in Outremer zu helfen, und er habe gehofft, diesem Zeit zu verschaffen, indem er Richard hier auf Zypern in einen langgezogenen Zwist verwickelte und die Abreise der englischen Flotte verzögerte. Er habe keine Komplizen, so sagte er, und er betonte, König Philip habe keine Kenntnis von seinem Vorhaben.
    Richard saß auf seinem Sessel und hörte ihm wortlos zu, das Kinn auf eine Hand gestützt. Nachdem Dorville verstummt war, schwieg er nachdenklich. Schließlich richtete er sich auf und musterte den Gefangenen finster.
    »Aha«, sagte er mit drohender, leiser Stimme. »Ihr zahlt mir also meine Gastfreundschaft heim, indem Ihr mich im Namen Eures eigenen Herrn hintergeht und mich in einen Krieg verwickelt, den ich nicht gewollt habe. So sei es denn. Ihr werdet diesen Krieg in denjenigen Ketten verbringen, mit denen Ihr Comnenus erschrecken wolltet. Doppelte Ketten, denke ich, als Zeichen meiner besonderen Dankbarkeit.«
    Er hielt inne, um Dorvilles Reaktion zu beobachten.
    »Ihr glaubt, ich halte Euch zum Narren, nicht wahr, wenn ich von Dankbarkeit spreche? Das tue ich aber nicht. Wenn ich Euch nicht dankbar wäre, wärt Ihr jetzt schon auf dem Weg zu Eurer Exekution. So jedoch habe ich beschlossen, Milde walten zu lassen und Euch noch ein Weilchen am Leben zu lassen.«
    Ein kleines Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
    »Ihr habt mir den perfekten Grund geliefert, den Hengst des Juden zu beschlagnahmen. Er ist viel zu hässlich, um so ein prachtvolles Tier zu besitzen, und mich gelüstet schon danach, seit ich es zum ersten Mal gesehen habe.«
    »Mylord?«
    Einer der Männer, die bei Richard standen, meldete sich mit protestierender Stimme zu Wort.
    Richard fixierte ihn.
    »Was ist denn, Malbecque?«
    »Mylord, Isaac Comnenus ist kein Jude. Er ist Byzantiner.«
    Richards Gesicht begann sich aggressiv zu verfärben.
    »Kein Jude? Isaac ist keine Jude? Seid Ihr verrückt geworden, Mylord Malbecque? Natürlich ist er ein Jude. Ist Euch schon einmal ein Isaac begegnet, der keiner ist? Ihr solltet Euch schämen. Natürlich ist er ein Jude. Das wusste ich schon, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Es steht ihm doch ins Gesicht geschrieben, von der Hakennase bis zu den Drahthaaren. Aber das ist im Moment zweitrangig. Er hat den hiesigen Thron usurpiert, und jetzt nehme ich ihm diesen wieder ab. Das Land ist fruchtbar und wird unsere Armeen gut ernähren. Und die Steuern, die Isaac eingetrieben hat, werden uns

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