Die Brueder des Kreuzes
fertig ab, schleppte Sattel und Decke an die Feuerstelle und trat dann zu einer großen Holztonne an der Wand.
»Was ist in der Tonne?«
»Getrockneter Dung. Etwas Kamel, aber zum Großteil Pferd. Wir sammeln ihn als Brennstoff. Anderen haben wir nicht … Kameldung und Pferdedung. Etwa zehn Meilen von hier befindet sich eine Anthrazitader – eine Art fester, glänzender, sehr heiß brennender Kohle –, und wenn es die Zeit gestattet, holen wir uns unseren Brennstoff dort. Aber meistens verbrennen wir Dung.«
»Und hier?«
André stand nun vor großen Holztruhen mit schmuckvollen Verschlüssen. Er hatte kaum zu Ende gesprochen, als sich Alec bereits bückte, um eine der Truhen zu öffnen.
»Kleidung für alle möglichen Zwecke. Und darum müssen wir uns als Nächstes kümmern. Zieht Eure Rüstung aus. Es ist Zeit, sich in die Tarnfarbe der Landschaft zu hüllen.«
Unter dem Deckel der Truhe kam eine Vielzahl bunter Kleidungsstücke zum Vorschein.
»Ihr solltet einen wunderbaren Moslem abgeben. Habt Ihr schon einmal Sarazenenkleidung getragen?«
»Zweimal – zu Hause, und das auch nur ganz kurz. Ihr könnt Euch ja vorstellen, wie ich damit aufgefallen wäre. Aber ich weiß in etwa, was zu einer solchen Garderobe gehört und wie man die einzelnen Kleidungsstücke anlegt.«
»Hervorragend, fangen wir also an. Rasch, zieht Euch aus, und ich helfe Euch, Euren neuen Sonntagsstaat anzulegen. Ibrahim sollte bald hier sein.«
»Ibrahim ist schon hier, Almania.«
Die arabischen Worte erklangen dicht neben André, und er fuhr so schnell herum, dass er auf dem unebenen Boden beinahe gefallen wäre.
»Wie in aller Welt –«, keuchte er und fuhr mit der Hand an den Griff seines Dolches. Weiter kam er nicht, denn als Nächstes sah er die geringelten Härchen auf dem braunen Handrücken unter seinem Kinn und spürte, wie sich eine Klinge gegen die verletzliche Haut an seinem Hals presste. Ihm war klar, dass diese Klinge mit Sicherheit sehr scharf war. Er gab dem Druck der Klinge nach und legte den Kopf weit zurück. Sein Blick war auf das Gesicht des Mannes gerichtet, der so lautlos hinter ihn getreten war und ihn jetzt mit einem sardonischen Lächeln ansah und ihn mahnte, sich ja nicht zu bewegen.
Der Mann trug einen hohen, spitz zulaufenden Helm aus glänzendem Stahl, von dem eine Maske aus feinen Stahlgliedern herabhing, die sein Gesicht schützte, ohne ihm die Sicht zu behindern. Darunter war ein dunkelbraunes Gesicht zu sehen, das von schwarzen Falten durchzogen war, und die Augen unter den buschigen Augenbrauen waren genauso dunkel. Sein Bart und sein Schnurrbart waren so schwarz, dass blaues Licht darin zu leuchten schien, und er hatte den Mund zwar jetzt geschlossen, doch André hatte seine weißen Zähne aufglänzen sehen, als der Mann lächelte. André wusste, dass dieser Mann gefährlich war – hochgewachsen, schlank und breitschultrig. Er konnte zwar von der Schulter abwärts nur wenig von ihm sehen, ging aber davon aus, dass der Mann von Kopf bis Fuß in fließendes Schwarz gekleidet war.
»Ibrahim! Ich schwöre, dass Ihr immer noch besser werdet. Diesmal habe ich Euch kaum kommen hören.«
Alecs Arabisch war fehlerlos und verriet nicht die geringste Spur von Überraschung.
»Ihr habt mich gar nicht gehört, Almania.«
Die dunklen Augen ließen André keine Sekunde lang los, während der Mann mit Alec sprach.
»Ich war schon hier, als Ihr meinen Namen ausgesprochen habt. Wer ist dieser Ferenghi? «
»Mein Vetter André St. Clair.«
Er sah André an und wechselte wieder in ihre eigene Sprache.
»André, dies ist Ibrahim al-Khusai, mein Verbindungsmann zu Rashid al-Din Sinan.«
Ein weiterer rascher Wechsel, und er sprach erneut Arabisch mit Ibrahim.
»André ist der Mann, für den ich die Dienste Saif ad-Dins in Anspruch genommen habe.«
Alec hatte den Dolch unter Andrés Kinn mit keinem Wort angesprochen, und nun sah André, wie sich Ibrahims Augen zu Schlitzen verengten.
»Der seinen Vater verloren hat?«
»Genau dieser.«
Ibrahim atmete durch die Nase aus und ließ seine Klinge sinken. Er trat einen Schritt zurück und schob den Dolch in die Scheide.
»Das ist ein Unglück, das kein Mensch erleiden sollte, und doch widerfährt es mit Allahs Willen jedermann. Ich selbst habe meinen Vater vor weniger als zwei Monaten verloren, möge Allah auf sein Andenken herniederlächeln, und der Schmerz steckt mir immer noch in den Knochen.«
Er wandte sich Alec zu.
»Und trotzdem habt Ihr mich
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